Entscheidung der Herzen (German Edition)
Amerika.«
Ihr Geliebter stutzte, hob seinen Kopf. »Warum? Warum möchtest du nicht, dass ich bei dir bin?«
Jetzt brach alle Anspannung der letzten Tage aus Cathryn hervor. Sie warf sich in seine Arme, presste ihr Gesicht an seine Brust und lieβ den ganzen aufgestauten Tränen ihren Lauf. Ihr Körper bebte, ihre Schultern zuckten, ihre Tränen durchdrangen sein Hemd bis auf die Haut.
Cassian kannte Cathryn gut genug um zu wissen, wie er sie trösten konnte: »Pscht, pscht, alles wird gut. Ich bin da. Nichts kann dir passieren. Ich passe auf dich auf. Niemand wird dir ein Haar krümmen.«
»Es geht nicht um mich«, schluchzte sie. »Es geht um Jonathan.«
Und wieder weinte sie und Cassian wusste eine ganze Zeit lang warten, ehe sie sich beruhigt hatte.
Noch während sie sprach, ballte Cassian die Hände zu Fäusten.
»Es ist genug!«, stieβ er zwischen den Zähnen hervor. »Es ist genug. Er hat meine und deine Familie ruiniert. Auf keinen Fall lasse ich zu, dass nun auch noch Jonathan unter ihm leiden muss. Er ist ein Jourdan. Und ist er auch nicht vom selben Blut wie ich, so ist er doch einer meines Schlages.«
Er schob Cathryn zurück und sie konnte hören, wie er mit den Zähnen knirschte.
»Was wirst du jetzt tun, Cassian? Was hast du vor?«
Er sah sie an und Cathryn erkannte in seinen Augen eine unerschütterliche Entschlossenheit.
»Ich werde dorthin zurückkehren, wo ich hergekommen bin. Ich werde auf den ehemaligen Besitz der Ardens gehen und dort meine Aufgabe erfüllen. Eine Aufgabe, derenErfüllung ich dem Namen meiner Familie, denen, die mich lieben und mir vertrauen und Gott schuldig bin.«
»Er will dich umbringen, Cassian.«
Er knirschte mit den Zähnen und biss die Kiefer so fest aufeinander, dass das sein sonst rundes Kinn eckig wirkte.
»Wenn er ein richtiger Mann ist, so wird er Auge um Auge mit mir kämpfen.«
»Er ist kein richtiger, aufrechter Mann, Cassian. Das weiβt du. Heimtücke, Hinterlist, Verleumdung und Betrug sind sein Metier. Er wird dir nicht gegenüber stehen. Er wird versuchen, dich hinterrücks zu vernichten.«
Cassian stand auf. Selbst in der Dunkelheit konnte Cathryn erkennen, dass seine Augen vor Zorn blitzten. »Ich bin Lord Cassian von Arden, vierzehnter Lord meines Geschlechts, und ich werde kämpfen für die, die ich liebe und die, die mich lieben. So wahr mir Gott helfe !«
Cathryn nickte. Sie hatte im Grunde nichts anderes erwartet. Trotzdem hatte sie groβe Angst um ihn. Namenlose Angst. Es gab für Sir Baldwin keinen schlimmeren Gegner als Cassian von Arden. Er war der einzige Mensch, der es noch vermochte, ihm die geraubten Güter streitig zu machen. Nur er war noch eine Gefahr für ihn. Die Jourdans hatte er längst in die Knie gezwungen.
»Gut!«, sagte sie. »Ich reite mit dir. Und ich bete zu Gott, dass es kein Blutvergieβen gibt. Doch wenn dies nicht zu verhindern ist, so bete ich darum, dass es mein Blut ist, das vergossen wird, und nicht das von Jonathan.«
»Ich bin kein Mann, der auf Rache sinnt, Cathryn«, beruhigte Cassian die Geliebte und nahm sie noch einmal in den Arm. »Ich werde nur das tun, was nötig ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.«
Sie nickte. Dann griff sie nach seiner Hand und führte ihn zu Davids schwarzen Hengst, der im Schutz der Bäume graste.
Zur selben Stunde, es war kurz nachdem die Uhr der kleinen Kirche die zehnte Abendstunde geschlagen hatte, liefen Jane und der Priester Jacob Harms zur kleinen Kapelle, die auf dem Hof des ehemaligen Anwesens der Ardens stand.
Von Anne wusste Jane, dass Sir Baldwin Humbert an jedem Abend in dieser kleinen Kapelle erst betete und dann eine Kerze anzündete.
»Ich habe keine Ahnung, zu wem er betet«, hatte Anne gesagt. »Doch er hält sich selbst für einen von Gottes Gerechten und ich wage mir nicht vorzustellen, welche Lügengeschichten er selbst unserem Herrn auftischt. Er kommt jedenfalls immer geradezu geläutert aus der Kapelle zurück.«
»Schnell«, flüsterte der Priester. »Wir müssen uns beeilen, damit wir vor Sir Baldwin in der Kapelle sind.«
Er blickte zum Himmel, bekreuzigte sich und betete kurz: »Herr im Himmel, vergib mir, dass ich deinen Namen missbrauchen werde. Aber du weiβt, dass es keinen anderen Weg gibt.«
»Ihr könnt beten, wenn alles vorbei ist«, flüsterte Jane und zog ihn am Arm. Ihre Brust spannte. Es war die Zeit, zu der sie gewöhnlich ihren Sohn stillte. Doch heute musste der Kleine warten. Sie hatten ihn bei der Nachbarin
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