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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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oder ein Kleid der Magd. Doch dann schüttelte sie den Kopf. Ich bin keine Diebin, dachte sie. Ich nehme mir nur Dinge, die unser Leben retten und hier ohnehin verderben würden. Was ich mache, ist kein Diebstahl. Ich gehorche nur der Not und Gott allein weiβ, wie ungern ich dies tue. Ihr fiel ein, dass Sir Longland ihr noch einen halben Wochenlohn schuldete und sofort verschwand auch der letzte Anflug eines schlechten Gewissens. Trotzig warf Cathryn den Kopf zurück und ging weiter.
    Schnell, aber leise, lief sie zurück in die Waschküche, nahm noch ein Stück von der Seife, um damit ihre wenigen Wäschestücke zu reinigen, dann stellte sie einen Schemel vor die Luke, stieg darauf und wuchtete den schweren Korb nach drauβen. Mit dem Holzlöffel, der ihr dazu gedient hatte, die schweren Wäschestücke umzurühren, schob sie den Korb so weit von der Luke weg, dass sie bequem aussteigen konnte.
    Mit beiden Händen griff sie an den Sims, stemmte ihren Körper mit aller Kraft hoch und stieg schlieβlich aus der Waschküchenluke zurück in den warmen, sonnenhellen Tag.
    Ein glückliches Lächeln überzog ihr Gesicht. Sie klopfte sich die Hände sauber, die voller Mauerstaub waren, dann nahm sie den Henkelkorb über den Arm und wollte sich gerade auf den Weg nach Hause machen, als eine strenge, donnernde Stimme sie erstarren lieβ.
    »Halt!«, rief ein Mann und sprang ihr in den Weg. Er trug die Uniform eines Stadtschergen und fuchtelte ihr mit einem Knüppel vor der Nase herum.
    Cathryn lieβ vor Schreck beinahe den Korb fallen.
    »Was tut Ihr hier?«, herrschte der Scherge sie an.
    »Ich habe mir ein paar Lebensmittel geholt, die mir zustanden. Sir Longland war mir die Hälfte meines Wochenlohnes schuldig geblieben. Ich habe nur genommen, was mir gehört.«
    Der Scherge sah in den Korb, entdeckte tatsächlich nur Lebensmittel und betrachtete Cathryns schmalen Körper, das eingefallene, blasse Gesicht.
    »Mein Mann liegt krank danieder«, sagte sie leise. »Ich habe kein Geld und Arbeit gibt es derzeit ja nicht in London. Was hätte ich denn tun sollen, um nicht vor Hunger zu sterben?«
    Sie sah dem Schergen ins Gesicht, sah dessen Unschlüssigkeit.
    Sie hielt ihm den Korb unter die Nase. »Seht, ich habe kein Silber genommen, kein Zinngeschirr, keinen Schmuck. Nur das, was ich zum Leben brauche und wofür ich gearbeitet habe. Habt ein bisschen Mitgefühl. Die Sachen wären ohnehin verdorben.«
    Der Scherge kratzte sich am Kinn. Er verstand die junge Frau und sah, dass sie tatsächlich nur lebensnotwendige Sachen in ihrem Korb hatte.
    Er kratzte sich noch einmal am Kinn, dann nickte er schlieβlich.
    »Gut, ich will ein Einsehen haben. Viele arme Menschen hungern. Ihr seid keine Gewohnheitsdiebin, das sehe ich Euch an. Aber wenn ich Euch noch einmal erwische, nun, dann ist Euch das städtische Verlies sicher.«
    Cathryn fiel ein Stein vom Herzen. Sie ergriff die Hand des Schergen. »Gott möge Euch segnen«, sagte sie. »Der Herr soll Euch schützen. Habt Dank, guter Mann. Ich werde Euch in meine Gebete einschlieβen. Habt Dank, dass Ihr mich vor Strafe verschont habt!«
    Der Scherge zog seine Hand weg. »Ist ja schon gut«, murmelte er. »Seht zu, dass Ihr nach Hause kommt. Ist ja schon gut.«
    »NICHTS IST GUT!«
    Der Satz hallte wie ein mächtiger Donnerschlag über den verlassenen Hof. Der Scherge und Cathryn schraken zusammen und starrten den Mann, der hinter einem Mauervorsprung hervorkam, an, als wäre er ein Geist.
    Es war niemand anderes als Sir Baldwin Humbert!
    »Ihr werdet diese verfluchte Diebin nicht laufen lassen! Ins Verlies gehört sie und ich werde mich persönlich dafür einsetzen, dass ihr die rechte Hand abgeschlagen wird, wie es sich für eine Diebin gehört.«
    Er trat näher, warfeinen hämischen Blick auf Cathryn und fuchtelte dann dem Schergen mit seinem Zeigefinger unter der Nase herum. »Und Ihr, Stadtknecht, tut gut daran, ihr den Korb abzunehmen und ihr mit Stricken die Hände zu fesseln. Ich werde Euch nämlich dem Coroner melden und ihm anzeigen müssen, dass Ihr gemeinsame Sache mit dem Drecksgesindel dieser Stadt macht.«
    Der Scherge wurde blass. »Sir, es war ein Versehen. Ich hatte Mitleid mit dieser armen Frau, hielt sie nicht für eine Diebin, sondern für eine Magd Sir Longlands, die beauftragt ist, die Esswaren vor dem Lumpenpack in Sicherheit zu bringen.«
    »Und eine Beauftragte des ehrenwerten Sir klettert durch die Luke in die Waschküche, hä!«, schrie Sir Baldwin,

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