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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Sir Baldwin: Es geht aufwärts.«
    »Und damit sich daran nichts ändert, verehrte Mylady, lieber Mylord, werde ich die Verlobung mit Cathryn vorverlegen. Das Erntedankfest ist ja schon an sich Feier genug. Ich habe einen neuen Termin festgesetzt: Am Samstag in zwei Wochen soll unsere Verbindung ihren offiziellen Anfang nehmen.«
    »In zwei Wochen schon?« Lady Elizabeth gelang es nicht, ihr Erschrecken zu verbergen.
    Besorgt blickte sie zu Cathryn. Natürlich war ihr aufgefallen, dass ihre Tochter am Nachmittag mit zerzaustem Haar, zerrissenem Kleid und vollkommen auβer Atem nach Hause gekommen war. Und als wenig später Sir Baldwin seine Aufwartung machte, ahnte sie, dass zwischen den beiden etwas vorgefallen war.
    Doch Cathryn wirkte über die Maβen ruhig. Ihre Miene war beinahe heiter, ihre Wangen rosig und ihre Augen klar.
    »Was sagst du dazu, Cathryn?«, fragte Lady Elizabeth vorsichtig.
    »Nun, es ist mir Recht. Da Sir Baldwin ein Mann von groβer Ungeduld zu sein scheint, wollen wir ihn nicht länger warten lassen. Ich habe nur eine Bedingung: Ich werde keiner Feierlichkeit beiwohnen, bevor David nicht aus London zurückgekehrt ist.«
    Sir Baldwin horchte auf. »Euer Sohn ist in London?«, fragte er misstrauisch.
    Lord Arthur räusperte sich: »Nun ja. Er wurde gewissermaβen zu Geschäften in die Hauptstadt gerufen. Wir erwarten ihn jedoch jeden Tag zurück.«
    Während er sprach, schaute er Cathryn an und sein Blick war besorgt und vorwurfsvoll zugleich, sodass sie den Kopf senkte und auf das Muster der Tischdecke starrte.
    Es hatte ärger gegeben, als ihr Vater von Davids Ausflug nach London erfahren hatte. »Wir brauchen jede Hand auf dem Gut«, hatte er gewettert. »Und wir können es uns im Augenblick nicht leisten, auch nur einen Mann zu entbehren. Niemand weiβ, was in der nächsten Zeit auf uns zukommt. Sir Baldwin lauert nur darauf, dass wir einen Fehler machen. Ich erwarte von dir, dass du dich ihm gegenüber höflich benimmst. Wir können es uns nicht erlauben, ihn zum Feind zu haben. Unsere gesamte Existenz hängt davon ab.«
    Cathryn hatte geschwiegen und zu den Worten ihres Vaters genickt.
    »Was mögen das wohl für Geschäfte sein, die Euren Herrn Sohn nach London führen? Ihr habt doch nichts mehr, womit Ihr Geschäfte machen könnt ! Eure Leute haben kaum etwas zu essen. Auch wenn die Ernte gut auf den Feldern steht, so waren die letzten Jahre doch verheerend für Euch. EureSchnitter haben kaum noch Kraft, die Sense zu schwingen.«
    »Eure Worte zeigen mir, Sir Baldwin, dass Ihr unseren Besitz genau im Auge behaltet. Doch sorgt Euch nicht um meine Leute. So lange wir auf dem Schloss noch genug zu essen haben, wird auch keiner unserer Leute hungern müssen.«
    Ein hämisches Lachen drang aus Baldwins Kehle. Dann zeigte er auf die Tafel. »An den Hühnern, die Ihr auf den Tisch bringt, sieht man jeden Knochen. Auf der Suppe schwimmt ein einziges Fettauge. Das Brot ist aus dem billigsten Mehl und der Wein schmeckt so sauer, dass es sich dabei wahrscheinlich um den einfachsten Landwein handelt. Eure Gemahlin trägt ihre Kleider schon seit mehreren Jahren. Oh, nicht doch … «
    Sir Baldwin hob beschwichtigend die Hand, als er sah, dass Lady Elizabeth bei diesen Worten die Schamesröte ins Gesicht stieg. »Ihr müsst Euch nicht schämen. Armut schändet nicht. Sojedenfalls denken wir Puritaner. Nicht umsonst verabscheuen wir Tand und Putz. Es freut mich wirklich aufrichtig, Mylady, dass auch Ihr allmählich gezwungen werdet, die wahren Werte des Lebens zu erkennen.«
    »Oh ja, Sir Baldwin, doch es wäre zu viel des Guten, würdet Ihr Euch diese Ehre anrechnen. Von Euch, lieber Freund, haben wir andere Dinge gelernt.«
    »Lass, Elizabeth, ich möchte an meinem Tisch keinen Streit.«
    Lord Arthur legte seinen Arm um die Schulter seiner Frau und lächelte sie tröstend an: »Was immer du trägst, meine Gute, für mich bist du die Schönste aller Frauen.«
    »Danke, mein Lieber«, erwiderte Elizabeth und wandte sich dann an Sir Baldwin. »Seht und hört, Sir Humbert, dassind die Dinge, die wirklich zählen im Leben: Liebe, Verständnis, Geborgenheit. Ich glaube nicht, dass Ihr schon einmal in deren Genuss gekommen seid.«
    Sir Baldwin lächelte maliziös: »Eure Tochter wird mich diese Dinge lehren. Sie ist auf diesem Gebiet ja nicht ganz ohne Erfahrung.«
    Dann erhob er sich mit einer Verbeugung, dankte für das reichliche Mahl und verschwand, nicht ohne Cathryn noch einen Handkuss zuzuwerfen.

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