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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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und verwehrten Cathryn so den Zutritt. Ihr Herz begann wild zu hämmern, doch sie lieβ sich ihre Panik nicht anmerken, sondern zog denHut, den sie sich aus Silvanas Beständen geliehen hatte, ein wenig in die Stirn, sah die Schergen offen an und forderte mit energischer Stimme: »Ich bin die Nichte Lord Whitechaps und gekommen, den letzten Wunsch des Gefangenen Cassian von Arden zu erfüllen.«
    Sofort zogen die Schergen ihre Lanzen zurück und Cathryn betrat die Halle des altehrwürdigen Ratshauses. Drinnen zog sie den Hut, der in seinem Schnitt am ehesten einer männlichen Kopfbedeckung glich und der ihr so viel zu groβ war, dass sie Mühe hatte, ihn auf dem Haar zu halten, zurecht, dann wandte sie sich nach links und machte sich auf den Weg in die Unterwelt des städtischen Herrschaftssitzes.
    Sie lief eine schmale Steintreppe hinunter und stützte sich mit der Hand an der Wand ab, um im trüben Schein eines einzelnen Lichtes auf den ausgetretenen und von der Feuchtigkeit nassen Stufen nicht auszurutschen. Mit der anderen Hand raffte sie ihren Rock und setzte die Füβe, die an diesem Tag in Davids derben, ihr ebenfalls viel zu groβen Stiefeln steckten, vorsichtig voreinander. Endlich hatte sie den Fuβ der Treppe erreicht und eilte durch einen düsteren Gang, an dessen Ende Stimmen zu hören waren.
    Der Geruch, der hier unten herrschte, legte sich beinahe schmerzhaft auf ihre Brust. Es roch nach Moder und Feuchtigkeit, nach Fäulnis und Exkrementen, nach Angst und Verzweiflung.
    Als sie den viereckigen Raum, in dem die Schergen sich aufhielten, erreicht hatte, musste sie sich durch ein lautes Räuspern bemerkbar machen. Einer der Wachleute hatte die Hände auf dem Bauch verschränkt, den Kopf auf die Brust sinken lassen und stieβ leise Schnarchtöne aus. Der andere lag mit der Stirn auf der Tischplatte und hielt mit denHänden einen Krug umklammert, den Cathryn als Eigentum der nahe liegenden Branntweinstube ausmachen konnte.
    Noch einmal musste sie sich laut räuspern, ehe der eine den Kopf hob, sie mit tumben Blicken anstarrte und missmutig fragte: »Was wollt Ihr denn hier? Wie seid Ihr überhaupt hier runter gekommen. Dies ist das städtische Verlies und keine Gewandschneiderei.«
    Cathryn nickte und schenkte den beiden Männern, die nun langsam vollends erwachten, ein freundliches Lächeln. »Meine Herren, ich weiβ, wo ich hier bin. Man kann es sehen und, puh, …,« sie wedelte mit der Hand geziert vor ihrer Nase herum, »man kann es auch riechen. Ich glaube gar, der Gestank hier schlägt mir auf den Magen.«
    »Was wollt Ihr?«, wiederholte der, der gerade noch mit dem Kopf auf dem Tisch gelegen hatte.
    »Ich bin Lady Cathryn von Jourdan und gekommen, um meinem Nachbarn und Kameraden aus Kindertagen ein letztes Lebewohl zu sagen, bevor er wohl morgen zum Tode verurteilt werden wird.«
    Der Wachmann nickte andächtig. »Euer Besuch ist uns gemeldet worden.«
    Mühsam und mit ächzenden Knochen rappelte er sich hoch, nahm ein dickes Schlüsselbund von einem Nagel in der Wand und schlurfte ein paar Schritte in ihre Richtung.
    »Folgt mir«, befahl er und stiefelte einen langen, dunklen Gang entlang, an dessen linker Seite sich mehrere kleine Gelasse befanden. Die meisten waren leer, doch in einem erblickte Cathryn einen jungen Mann, der in einer Ecke auf dem schmutzstarren Boden lag und zu schlafen schien.
    »Ein Dieb«, erklärte der Scherge unbeeindruckt. »Morgen wird ihm wegen seines Vergehens die Hand abgeschlagen.«
    »Oh«, machte Cathryn geziert. »Nun, er wird es verdient haben.« Doch ihr Herz floss vor Mitleid beinahe über.
    Endlich waren sie an das Ende des Ganges gelangt und Cathryn hätte beinahe aufgeschrien, als sie Cassian darin sah.
    Genau wie der Dieb lag er in einer Ecke auf den nackten Steinen. Sein Oberkörper war zusammengekrümmt, die Arme hatte er als Schutz vor der Kälte und Feuchtigkeit, die in kleinen Bächen über die Wände floss, um sich geschlungen. Aus einem Eimer in einer Ecke drang unerträglicher Gestank. Neben Cassian stand ein Blechnapf mit einem zähen Brei, von dem sich Cathryn beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass er essbar war. Eine magere Ratte mit struppigem Fell schien anderer Meinung zu sein, denn sie tat sich daran gütlich, ohne sich an der Anwesenheit der Menschen zu stören.
    Der Wachmann fingerte laut klappernd an seinem Schlüsselbund herum, ohne dass Cassian sich rührte. Dann schloss er auf, schob Cathryn hinein, schloss hinter ihr wieder

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