Entscheidung der Herzen (German Edition)
entschuldigen, da sie sie schlieβlich unschuldig im Kerker festgehalten haben. Ein bedauerliches Missverständnis, ein Missgeschick, welches einzig und allein die Schergen zu verantworten haben.«
Sie warf die Arme theatralisch in die Luft und fuhr fort: »Nun, kein Mensch ist ohne Fehl und Tadel und wo gehobelt wird, da fallen Späne. Man sollte die Schergen ermahnen, sich in Zukunft genauestens zu versichern, wen sie vor sich haben. Ein kluger Richter, ein weiser Mann ist der, der darin einen Wink des Schicksals sieht.«
Lord Benjamin fiel die Kinnlade herunter. Er starrte die beiden Frauen an, als wären sie Gespenster. Dann aber brach er in ein so gewaltiges Lachen aus, dass das Dienstpersonalherbeigelaufen kamen und die die Wände schmückenden Teppiche hin und her schwangen.
Er lachte und lachte, sodass ihm die Tränen in die Augen traten. Erwischte sie weg, schnappte nach Luft, seine Schultern zuckten, sein ganzer Körper bewegte sich im Rhythmus seiner Lachsalven. Er schlug sich auf die Schenkel, keuchte, japste, rang nach Luft, bevor er endlich erschöpft tief in den Sessel sank und sich den Bauch hielt. Er schüttelte den Kopf, fing wieder an zu lachen und es dauerte noch einen kleine Weile, bevor er atemlos hervorstieβ: »Jetzt weiβ ich, dass Adam niemals eine Chance hatte, unbeschadet im Paradies zu verbleiben. Jetzt weiβ ich auch, dass in jedem Weib eine Eva steckt. Oh, Gott schütze mich vor dem Scharfsinn und der Heimtücke der Frauen. Und gleichzeitig preise ich den Herren, der euch zu meinem Weib und meiner Nichte gemacht hat. Oh, die Waffen der Frauen sind schärfer als das schärfste Schwert, spitzer als der spitzeste Degen.«
»Gut, dass auch du das endlich begriffen hast, mein Lieber«, erwiderte Silvana ungerührt und scheuchte die Mägde zurück in die Küche. »Und jetzt lasst uns endlich zu Abend essen. Mein Magen knurrt, als hause ein Bär darin.«
Sie stand auf, verharrte in wahrhaft königlicher Haltung mit gestrecktem Rücken und hoch erhobenem Kinn, doch dann konnte auch sie nicht mehr an sich halten und stimmte lauthals in das Lachen ihres Mannes ein. Sie trat hinter Cathryn, schlang ihre Arme um die Schultern der Nichte und alle drei lachten und fühlten sich, als wäre eine unglaublich schwere Last von ihren Schultern gefallen.
Sie machten so einen Lärm, dass David und Laetitia schlieβlich aufmerksam wurden und ebenfalls in die Halle geeilt kamen.
»Worüber freut ihr euch denn so?«, wollte David wissen.
»Ach«, erwiderte sein Onkel und schlug ihm auf die Schultern. »Wir freuen uns gerade an der Schöpfung des Herren.«
»Ein guter Grund«, meinte David ein wenig verwundert. »Aber die Schöpfung muss essen, damit sie auch morgen noch weiter besteht.«
Auf dieses Stichwort rief Silvana nach der Magd und bat sie nun, das Beste, was Küche und Keller zu bieten hatten, auf den Tisch zu bringen. Dann hakte sie sich bei Cathryn und Laetitia ein und sagte: »Wenn wir so weiter machen, dann glaube ich, dass wir noch für jedes Problem eine Lösung finden.«
Sie strahlte Laetitia mit aller Offenheit und Freundlichkeit an und Laetitia, die nicht wusste, was vor sich ging, lächelte zuerst zaghaft, aber dann auf nicht erklärbare Weise getröstet, zurück.
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Kapitel 18
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A ls Cathryn sich am nächsten Tag auf den Weg zum Kerker machte, war sie noch immer ganz beflügelt und bester Stimmung, obwohl langsam aber sicher eine ängstliche Aufregung in ihr aufstieg.
»Cassian wird niemals zulassen, dass Cathryn an seiner Stelle im Kerker bleibt«, hatte David zu bedenken gegeben, als er beim Essen erfuhr, welchen Plan sie ausgeheckt hatten.
Nach Davids Einwurf waren auch Silvana und Benjamin sich dem Erfolg des Vorhabens nicht mehr so sicher und befürchteten auch, dass es in dieser Hinsicht Probleme geben könnte. Cathryn glaubte jedoch fest daran, dass es ihr gelingen würde, Cassian so weit zu bringen, dass er ihrem Plan und der Ausführung zustimmte.
Silvana hatte beschlossen, eine Mietkutsche in einer Seitenstraβe des Rathauses zu postieren, die Cassian so schnell wie möglich aus dem Nottinghamer Gerichtsgebiet herausbringen sollte.
Jetzt lag alles an Cathryn. Wieder einmal befand sich das Schicksal Cassians und ihrer Familie in ihren Händen. Sie seufzte leise, war aber zugleich auch ein wenig stolz auf diese ihr aufgebürdete Verantwortung.
»Halt! Wohin wollt Ihr?«
Die Schergen, die den Eingang des Nottinghamer Rathauses bewachten, kreuzten ihre Lanzen
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