Entscheidung des Schicksals
fühlst, aber du hast dich schon immer mehr von ihm beeinflussen lassen, als gut ist. Du musst den Mann vergessen, sonst opferst du dein Glück einer Zukunft, die du mit ihm nie haben wirst.“
Addie fühlte sich gut, als sie ihre Jacke neben die Hintertür ihres kleinen Hauses hängte und aus den schlammigen Gummistiefeln stieg. Großartig sogar. Die Gladiolenknollen, die sie jedes Frühjahr setzte, mussten im Herbst wieder ausgegraben werden, damit sie im Winter nicht erfroren. Jetzt hatte sie alle achthundertundsechs auf Gittern ausgebreitet. Sobald sie trocken waren, würde sie sie in Moos einschlagen. Außerdem hatte sie die Hälfte der zu dicht stehenden Lilien entfernt und an den Rand des Anwesens gepflanzt.
Die Hochzeit war jetzt eine Woche her, aber sie arbeitete so hart wie immer. Sie hakte die erledigten Aufgaben auf ihrer Liste ab und ging zu dem schmalen Kühlschrank neben dem Herd.
Das Cottage hatte nur vier Zimmer – eine kleine Küche im hinteren Teil des gemütlichen Wohnbereichs mit seinem rustikalen Kamin, zwei winzige Schlafzimmer und ein noch winzigeres Bad. Ihre Mom hielt nicht viel von Farbe, also war alles in eher blassen Tönen gehalten. Addie dagegen liebte es leuchtend und hatte in ihrem Zimmer gelbe Vorhänge und Bilder von Sonnenblumen und Lavendelfeldern aufgehängt.
Eigentlich hatte sie über dem Bett mit der strahlend blauen Tagesdecke einen Himmel anbringen wollen, aber dazu war nie Zeit gewesen.
Der Gedanke erinnerte sie an die Liste – und daran, dass sie ihre Mitarbeiter Miguel und Jack fragen musste, ob sie im nächsten Monat einen Tag mehr pro Woche für sie reservieren konnten. Die beiden Teilzeitgärtner arbeiteten auch für andere Familien und mussten sich ihre Zeit genau einteilen, aber beim Zurückschneiden brauchte sie kräftige Helfer. Die Hecken schaffte sie selbst und auch die Reitwege konnte sie allein freihalten, aber bei der alten Eiche an den Stallungen musste ein dicker Ast entfernt werden, bevor der eisige Winter ihn abbrechen ließ.
Die roten Ahornbäume, die über einem Teil des Wegs zum See ein Dach bildeten, mussten ausgelichtet werden, und jetzt, da das Laub fiel, konnte sie die Rasenflächen unmöglich allein bewältigen.
Aber im Moment ging ihr leerer Magen vor. Leider war der Kühlschrank fast leer.
Ihre Mom aß meistens mit Olivia im Haupthaus, und Addie kochte nur selten für sich selbst. Allein zu essen machte ihr nichts aus, und im Supermarkt gab es durchaus genießbare Fertiggerichte.
Also nahm sie eins aus dem Eisfach und vermerkte auf ihrer Liste, dass sie einkaufen musste. Sie stellte es in die Mikrowelle, nahm sich einen Keks aus der Dose und überlegte, ob sie vor dem Essen oder erst danach duschen sollte. Scott hat heute Abend ein Spiel, und sie würden anschließend zusammen einen Kaffee trinken. Koffeinfreien für sie, Espresso für ihn. Sie hatte keine Ahnung, wie er danach noch schlafen konnte. Aber auch Gabe trank Kaffee, als wäre es Wasser.
Die Hand mit dem Keks verharrte vor ihrem Mund.
Sie legte ihn zurück. So konnte es nicht weitergehen. Sie musste aufhören, an Gabe zu denken. Seit der Hochzeit war kein Tag vergangen, an dem er sich nicht in ihre Gedanken geschlichen hatte. Natürlich hatte sie auch davor oft an ihn gedacht, aber nie so, wie sie es in letzter Zeit tat.
Sie versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Die Mikrowelle brauchte noch acht Minuten, also wäre eine Dusche eine ganz gute Ablenkung.
Addie schaffte es bis in den kleinen Flur zwischen den Schlafzimmern, bevor das Telefon läutete.
Vermutlich war es Ina, die zum Spiel mitgenommen werden wollte, oder Scott, der sichergehen wollte, dass sie nicht zu müde war, um in die Halle zu kommen.
Sie riss den Hörer von der Gabel. Das Cottage war noch nicht ganz in diesem Jahrhundert angekommen. Sie hatten einen Anrufbeantworter, aber das Telefon war nicht schnurlos, also blieb sie vor dem alten Ahorntisch stehen.
„Hi“, meldete sie sich.
„Dir auch Hi“, sagte eine tiefe, leise Stimme nach einem langen Moment.
Ihre Hand legte sich fester um den Hörer. „Gabe?“
„Ich habe es vorhin schon mal versucht, aber du warst nicht da. Ich dachte mir, jetzt, da es dunkel ist, bist du zu Hause.“
„Ich bin gerade hereingekommen“, erwiderte sie mit klopfendem Herzen.
„Hast du eine Minute? Ich brauche einen Rat.“
„Einen Rat?“
„Ja. Ich muss einem Kollegen eine Pflanze schicken“, erklärte er, und sie hörte, wie er mit einem Stift
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