Entscheidung des Schicksals
auf einen Schreibtisch klopfte. „Als du mir die Blumen in Moms Kolonialgarten gezeigt hast, hast du erzählt, dass jede davon eine ganz bestimmte Bedeutung hat. Ich kann mich nur nicht daran erinnern, welche es sind.“
Sie packte den Hörer ein wenig fester.
„Du hast mich noch nie telefonisch um Rat gefragt.“ Er hatte sie noch nie angerufen.
„Ich weiß“, sagte er. „Aber dieser Kollege ist wichtig. Ich will die Wahl der Blume niemandem anderen überlassen.“
Langsam ließ Addie sich auf die breite Armlehne des Sofas sinken. Er gab ihr stets das Gefühl, dass ihm ihre Meinung viel bedeutete, dass das, was sie wusste, wertvoll war. „Was für eine Botschaft willst du ihm übermitteln?“
Das Klopfen hörte auf, und einige Sekunden drang nur Schweigen durch die Leitung.
„Unterstützung, glaube ich“, sagte er schließlich.
„Du könntest Efeu nehmen. Er steht für Treue.“
„Was ist mit Freundschaft?“
„Das wäre die rosafarbene Akazie.“
„Kann man sie zu einem Strauß binden?“
„Nicht wirklich.“
„Ich brauche sowieso mehr als das“, fuhr er fort. „Diese Person soll wissen, dass ich hoffe, sie hat mir verziehen, wie ich mich benommen habe… und dass ich immer für sie da sein werde, wenn sie etwas braucht.“
Dieses Mal war sie es, die eine Pause machte.
„Ich glaube nicht, dass es dafür eine Blume gibt.“
„Etwas Ähnliches?“
„Nicht, dass ich wüsste.“
„Schade“, murmelte er. „Diese Person muss wissen, dass ich hinter allem stehe, was sie tut. Ich hoffe nur, dass eine Heirat mit jemandem, von dem sie nicht sicher ist, dass sie ihn liebt, wirklich das ist, was sie will.“
Damit war endgültig klar, wen er meinte.
Sie zweifelte nicht daran, dass er es gut meinte. Aber sie war nicht bereit, über ihre Entscheidung zu diskutieren. Schon gar nicht mit Gabe.
„Ich glaube, ich sollte jetzt besser Schluss machen.“
„Addie…“
„Wirklich. Ich bin schon spät dran.“ Sie schluckte. „Gute Nacht, Gabe.“
Sie wusste nicht, was er darauf sagte. Oder ob er überhaupt etwas sagte. Sie hatte bereits aufgelegt.
Sie starrte den Hörer an, als würden ihm gleich Hörner wachsen. Warum tat Gabe ihr das an? Erst versprach er, sie bei allem zu unterstützen, was sie tat.
Dann fragte er sie, ob sie überhaupt wusste, was sie tat.
Im Moment war sie da selbst nicht sicher. Seit er sie geküsst hatte, wehrte sie sich gegen Träume, die sie vor langer Zeit unterdrückt hatte. Mit nicht mehr als einer Berührung hatte er sie an die Oberfläche geholt und Gefühle in ihr geweckt, von denen sie gar nicht gewusst hatte, dass sie dazu fähig war. Bei Scott war sie nie schwach geworden. Bei ihm bekam sie keine weichen Knie. Bei ihm hatte sie kein Problem, selbst dann einen klaren Gedanken zu fassen, wenn er sie küsste.
Aber keine Sekunde lang glaubte sie, dass es für sie eine Zukunft mit Gabe geben konnte. Oder dass er an eine intime Beziehung mit ihr dachte. Er hatte gesagt, dass er für sie da sein würde. Nicht mehr. Nicht weniger. Der Mann war dabei, Gouverneur zu werden, und würde irgendwann auch in Washington Karriere machen. Die Kendricks waren sich ihrer Stellung so bewusst wie sie sich ihrer.
Zu aufgeregt, um sitzen zu bleiben, sprang sie auf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
Tief im Inneren wusste sie, dass sie ein Problem hatte. Ein gewaltiges. Sie wollte eine Familie. Sie wollte Kinder. Sie wollte sie über den Rasen tollen sehen und so fröhlich lachen hören, wie Gabes kleine Cousins es taten. Aber sie wusste, wenn ihr Scott wirklich etwas bedeutete, hätte sie sich nicht nach Gabes Kuss gesehnt.
Und gerade eben hätte ihr Herz nicht allein beim Klang seiner Stimme geklopft.
Scott bedeutete ihr etwas. Aber nicht genug.
Denn sie war schon immer in Gabriel Kendrick verliebt gewesen.
4. KAPITEL
Blätter raschelten, als Addie Zweige auf den Haufen hinter ihr warf, bevor sie der Hecke erneut zu Leibe rückte. Das metallische Geräusch der Schere hallte in der frischen Oktoberluft wider.
Normalerweise liebte sie den Herbst mit seinen Farben. Für sie war die Jahreszeit keine, in der alles vertrocknete und abstarb, sondern einfach nur, in der die Natur sich auf den Winter vorbereitete – sie half ihr lediglich dabei. Und an diesem Morgen war sie besonders dankbar für die Arbeit, denn vor zwei Tagen hatte sie sich von Scott getrennt. Und ihr schlechtes Gewissen war noch so frisch wie in dem Moment, in dem sie ihm gesagt hatte, dass es
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