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Entscheidung des Schicksals

Entscheidung des Schicksals

Titel: Entscheidung des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Flynn
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Verbotenes zu tun, behagte ihr nicht.
    „Okay“, erwiderte sie und brachte ein halbwegs glaubwürdiges Lächeln zu Stande, während sie das Papier an seiner Wange berührte. „Vergiss nicht, das abzunehmen.“
    „Danke“, murmelte er und eilte hinaus.
    Sie starrte auf die Tür, die sich hinter ihm schloss, und lauschte seinen schnell leiser werdenden Schritten.
    In der plötzlichen Stille fröstelte sie.
    Sie verstand, dass Gabe vorsichtig sein musste. Vor allem jetzt, nachdem sie genau das getan hatten, was jeder schon vorher gedacht hatte.
    Es ist immer die Geliebte, die bezahlt…
    Addie schlang die Arme um sich und ging langsam in das auf elegante Weise maskuline, von Glas, Leder und Stein geprägte Wohnzimmer. Sie war nicht seine Geliebte. Sie hatten ein Mal miteinander geschlafen. Eine Geliebte war etwas…
    Längeres.
    Sie erschrak, als das Telefon läutete. Es war schnurlos und stand auf dem schwarzen Granittresen, der die ultramoderne Küche vom Essbereich trennte. Es läutete noch drei Mal, bevor sich der Anrufbeantworter einschaltete und Gabes tiefe Stimme darum bat, eine Nachricht zu hinterlassen.
    „Sie gehen nicht an Ihr Handy“, beschwerte sich ein Mann. „Hier ist Leon. Rufen Sie mich an, wenn Sie das hier hören. Wir haben ein Problem.“
    Mit klopfendem Herzen sah Addie sich um. Gabe besaß viele Bücher über Kunst und berühmte Sportler, die Autobiographien fast aller USPräsidenten, technische Thriller und Kriminalromane. Ihr Blick fiel auf ein Foto seiner Familie. Daneben lag ein Stein, der aussah, als hätte ein Kind ihn bemalt.
    Sie strich mit dem Finger über die leuchtenden Farben und fragte sich, ob er welche wollte. Darüber hatten sie tatsächlich noch nie gesprochen.
    Addie schüttelte den gefährlichen Gedanken ab und schlenderte zu dem langen gläsernen Couchtisch, auf dem Zeitschriften und die Washington Post lagen. Sie setzte sich und griff nach der Zeitung, aber schon nach einer halben Minute sprang sie wieder auf und ging zum Esstisch, an dem zehn Personen Platz fanden. Mitten darauf stand eine Marmorskulptur. Eine liegende Acht. Das Symbol der Unendlichkeit.
    Sie fragte sich gerade, ob Gabe sie selbst ausgesucht hatte, als das Telefon erneut läutete.
    Es war seine Sekretärin.
    „Gabe, Leon versucht, Sie zu erreichen. Rufen Sie ihn so bald wie möglich an. Ich bin am Wochenende zu Hause, falls Sie mich brauchen.“
    Zehn Minuten später, als sie sich gerade mit einem Magazin abzulenken versuchte, läutete es wieder.
    Wer immer es war, legte auf, ohne etwas zu sagen.
    Sie legte die Zeitschrift zurück.
    Jedes Läuten erinnerte sie daran, dass sie nicht hierher gehörte.
    Sie brauchte sich nur umzuschauen, um das zu wissen. Die Skulptur auf dem Esstisch kostete vermutlich mehr, als sie im ganzen letzten Jahr verdient hatte.
    Vor dem großen Fenster erstreckte sich die Stadt. Sein Ehrgeiz war es, das Land zu führen.
    Sie ging ins Schlafzimmer, wo der Notizblock noch auf dem Bett lag. Sie nahm ihn mit ins Foyer, schrieb ihm eine Nachricht, nahm ihren Mantel und die Handtasche und ging zum Fahrstuhl.
    Als sie unten ankam, stand der Mann in der roten Uniform sofort von seinem Stuhl hinter dem kleinen Schreibtisch auf, um ihr die verschlossene Tür zur Straße zu öffnen. „Entschuldigung“, murmelte sie und hielt ihn auf. „Haben Sie ein Telefon?“
    „Natürlich, Ma’am. Kann ich etwas für Sie tun?“
    „Ich muss mir nur ein Taxi rufen.“
    „Das würde ich sehr gern für Sie tun. Ich kann eines anhalten. Darf ich fragen, wohin Sie möchten?“
    Sie sagte es ihm, und er eilte nach draußen. Durch den roten Baldachin vom Regen geschützt, streckte er einen Arm und stieß mit den Fingern der anderen Hand einen Pfiff aus, den sie durch das dicke Glas nicht hören konnte.
    Sekunden später hielt ein Taxi vor ihm. Er sprach kurz mit dem Fahrer und drehte sich um, um ihr die Haustür zu öffnen. Sie kam ihm zuvor und war auf der ersten der drei zum Bürgersteig führenden Stufen, als sie sah, wie er die hintere Wagentür aufriss und seine Mütze abnahm. Dann raubte ein greller Blitz ihr die Sicht.
    Geblendet tastete sie nach dem Geländer, um nicht zu stolpern, und hob abwehrend den Arm. „He! Verschwinden Sie!“ rief der Türsteher, bevor es zum zweiten Mal aufblitzte und eine Kamera surrte. Addie hörte, wie jemand davonrannte.
    Andere, ebenso eilige Schritte näherten sich.
    Blinzelnd sah sie, wie aus dem Nichts zwei rote Arme nach ihr griffen. Erst jetzt registrierte

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