Entscheidung des Schicksals
zweifelte nicht daran, dass auch Gabe daran dachte. Jetzt würden alle erfahren, dass sie in seinem Apartment gewesen war.
„Ich wusste nicht, dass unten ein Fotograf lauerte“, verteidigte sie sich leise.
„Sonst wäre ich nicht gegangen.“
Das war nicht die Erklärung, die er wollte. „Man kann nie wissen, wo sie sind.“
„Das wird mir langsam klar.“
Er spürte, wie die Anspannung durch seinen Körper kroch, als er ihre Hände losließ, um ihr eine Strähne von der Wange zu streichen. Er hatte nie gewollt, dass ihre Beziehung so kompliziert wurde. Und erst rechte hatte er nie vorgehabt, mit Addie zu schlafen. Er sah die Unsicherheit in ihren Augen. Sie war kein OneNightStand, und sie zu verlassen, als wäre nichts geschehen, kam nicht in Frage. Aber so weiterzumachen, wie es vorher gewesen war, erschien ihm auch unmöglich.
Wieder legte sie die Arme um sich. „Du bist böse auf mich.“
„Nein.“ So viel konnte er sagen. Er war verwirrt, entnervt, aufgebracht, aber nicht böse. „Schuld ist allein der Kerl, der unten herumgelungert hat.“
„Ich habe nicht auf dich gehört“, murmelte sie und übernahm trotzdem die Verantwortung. „Du hast mich gewarnt.“
„Davor nicht.“ Er hatte sie nur gebeten, nicht ans Telefon zu gehen und niemandem zu öffnen. Obwohl sie wusste, wie wichtig Diskretion war, hatte er sie damit unbeabsichtigt verletzt.
„Und?“ murmelte sie. „Wie war deine Rede?“
„Ganz gut, schätze ich.“ Er hasste es, so vorsichtig sein zu müssen. Er hasste, was er ihr antat. „Übrigens, danke für deine Hilfe. Die Punkte, die du vorgeschlagen hast, haben den größten Beifall bekommen.“
„Wirklich?“
Ihre ungläubige Frage brachte ihn zum Lächeln. In ihrem anmutigen Körper schien kein Funke Selbstbewusstsein zu stecken. „Wirklich“, bestätigte er und hätte ihr gesagt, dass er ihr auf dem Weg zu seinem Wagen davon erzählen würde hätte das Telefon nicht geläutet.
Er zögerte.
„Du solltest abnehmen. Leon hat vorhin angerufen.“ Sie trat zur Seite, um ihn vorbeizulassen. „Ihr habt ein Problem. Keine Angst“, sagte sie, als er die Stirn runzelte. „Ich habe nicht mit ihm gesprochen, sondern seine Stimme auf dem Anrufbeantworter gehört.“
„Was für ein Problem?“
„Das hat er nicht gesagt.“
Gabe ging zum Telefon, warf einen Blick aufs Display und nahm den Hörer ab.
„Leon, was gibt es?“
„Wo sind Sie gewesen?“ wollte sein Wahlkampfberater wissen. „Ich habe überall Nachrichten für Sie hinterlassen. Offenbar hat sich herumgesprochen, dass Addie Löwe am Montag an einem Treffen der Historischen Gesellschaft in Camelot teilnehmen wird. Meine Quelle bei der Times hat mir erzählt, dass sie einen Reporter und einen Fotografen hinschicken wollen. Genau wie die Times Dispatch. Donna hat gesagt, dass sich jemand vom lokalen Fernsehsender erkundigt hat, ob Sie auch hingehen. Das werden Sie doch nicht, oder?“
„Ich hatte es nicht vor“, erwiderte Gabe, da er nichts davon gewusst hatte. „Kann das…“
„Dann tun Sie es auch nicht, okay?“ unterbrach Leon ihn. „Heute Abend haben sie in Extra – also zur besten Sendezeit – das Foto von Ihnen beiden gezeigt, außerdem Addie Lowes Foto aus dem Jahrbuch ihrer High School. Die Reporter werden hinter ihr her sein, also müssen wir ihr sagen, dass sie nicht zu diesem Treffen gehen kann. Und danach werden wir den Spieß umdrehen. Sie beruft selbst eine Pressekonferenz ein und erklärt, warum sie nicht auf dem Treffen war – weil die Jagd der Medien nach einer Geschichte, die es gar nicht gibt, die Gesellschaft daran hindert, ihre Arbeit zu machen. Das müsste die ganze Sache beenden“, schloss der Berater zufrieden mit sich und seiner Idee. „Was halten Sie davon?“
Ungeduldig ging Gabe auf und ab. „Dies ist kein guter Zeitpunkt, um darüber zu reden, Leon. Wir kümmern uns morgen früh darum.“
„Morgen früh müssen wir sie suchen“, meinte Leon. „Ich habe auf dem Anwesen angerufen und erfahren, dass sie ihren lob gekündigt hat und ausgezogen ist. Die Frau am Telefon sagte, sie hätte keine Ahnung, wo sie ist.“
„Ich bin sicher, wir werden sie finden.“
„Wussten Sie, dass sie gegangen ist?“
„Ja.“
„Wann?“
„Wann was?“
„Wann ist sie gegangen?“
„Montag.“
„Wohin ist sie gegangen?“
„Was macht das für einen Unterschied? Hören Sie, Leon“, sagte Gabe und verlor langsam die Geduld. Es piepste im Hörer, also versuchte jemand,
Weitere Kostenlose Bücher