Entscheidung im Palast des Prinzen
er sich ihr wieder zu. „Glaubst du etwa, es war gut für mich, dich zu heiraten? Dass ich dich wirklich hierhaben will?“
Sie wusste, wie er zu ihr stand, aber es ihn so deutlich sagen zu hören … Da hätte er ihr auch gleich einen Dolch ins Herz stoßen können. Aber sie würde nicht weinen. Sie brauchte ihn nicht. Sie und ihr Kind brauchten ihn nicht.
„Das war deine Entscheidung, Alexej, nicht meine. Wenn du es so sehr bereust, dass du mich geheiratet hast, warum lässt du mich dann nicht nach Hause gehen?“
„Du bist da, wo du hingehörst, zum Wohl des Kindes.“
Sie schüttelte den Schauder ab, der sie bei diesen Worten überkam. „Manchmal wünschte ich, wir wären uns nie begegnet.“
Eine Regung zuckte über sein Gesicht, aber sie war so schnell wieder verschwunden, dass Paige sie nicht einordnen konnte.
„Aber wir haben uns kennengelernt, und nun müssen wir mit den Folgen unseres Handels leben, so gut es geht.“
Paige verschränkte die Arme vor der Brust. „Den Folgen unseres Handelns? Denkst du so abstrakt von unserem Kind?“ Würde er dieses Kind überhaupt lieben können, oder fühlte er sich nur verpflichtet, für es zu sorgen?
„Es ist doch eine Folge davon, oder nicht?“ Alexej kam noch einen Schritt näher.
Paige dachte, er würde sie anfassen, aber er stand nur da, mit den Händen in den Taschen, und seine eisgrauen Augen schimmerten hitzig. Dabei war er ihr so nah, dass sie den leicht würzigen Duft seiner Haut riechen und die Wärme spüren konnte, die von ihm ausging. Plötzlich wollte sie ihm die Arme um die Taille legen und den Kopf an seine breite Schulter lehnen.
„Vielleicht wird es ein Mädchen“, sagte sie schließlich leise, ohne genau zu wissen warum.
„Es ist egal, was es wird. Dieses Baby ist ein Woronow, ein Spross meiner Adelslinie, und ich werde es beschützen – sie oder ihn – bis zum letzten Atemzug.“
Paige bebte, nicht aus Angst, sondern weil er so entschlossen wirkte. Er würde nie zulassen, dass ihrem Baby etwas zustieß. In dieser Beziehung konnte sie sich auf ihn verlassen. Aber sonst? Sie wusste nicht, was ihn antrieb, welche Ziele er verfolgte. Aber sie musste es wissen. Sie atmete tief durch, bevor sie ihm eine Frage stellte, die ihr schon seit Wochen keine Ruhe ließ. Jetzt, da er sie geheiratet hatte, war sie gewissermaßen überlebensnotwendig geworden.
„Warum hast du Russell Tech zerstört?“
Alexej ließ den Blick in die Ferne schweifen, und Paige rechnete nicht mit einer Antwort. Wahrscheinlich dachte er, dass sie keine verdiente. Oder er würde einfach sagen, dass es etwas Geschäftliches war. Aber wenn sie keine befriedigende Antwort auf ihre Frage erhielt, würde sie irgendwann an der Schuld zerbrechen, die sie auf sich geladen hatte, als sie sich ihm – dem Feind – hingegeben hatte, zumal sie immer noch sexuell auf ihn reagierte … und mit ihm verheiratet war.
Doch schließlich sah er sie fest an und sagte: „Ich habe Russell Tech zerstört, weil Tim Russell meine Familie zerstört hat. Er hat uns alles genommen.“
10. KAPITEL
Alexej wirkte extrem aufgewühlt, und er hatte Paiges ganzes Mitgefühl.
„Was ist denn passiert?“, fragte sie vorsichtig und setzte sich wieder auf die Bank.
Er wandte den Blick ab und sah erneut über die Parkanlage. „Meine Tante väterlicherseits war Balletttänzerin am Bolschoi-Theater und lernte während einer USA-Tournee Tim Russell kennen. Kurze Zeit später haben die beiden geheiratet.“
Entgeistert sah Paige ihn an. „Aber das heißt ja …“
„Dass Chad und ich Cousins sind.“
„Ich habe seine Mutter einmal kennengelernt. Ich hätte nie gedacht, dass sie Russin ist“, bemerkte Paige überrascht. Auch Chad hatte die familiäre Verbindung mit den Woronows nie erwähnt. Warum nicht, überlegte Paige. Während des Flugs nach Moskau hatte er sie kurz über seinen Gegenspieler informiert, dabei aber kein Wort darüber verloren, dass Alexej sein Cousin war.
Andererseits war sie damals nur seine Angestellte gewesen. Welche Veranlassung hätte er gehabt, ihr Einzelheiten zu nennen? Allerdings hatte er zu dieser Zeit schon eine heimliche Beziehung zu ihrer Schwester, und rückblickend betrachtet fühlte sich Paige auf merkwürdige Weise hintergangen. Womöglich hätte sie sich Alexej gegenüber anders verhalten, wenn sie von seiner verwandtschaftlichen Beziehung zu Chad gewusst hätte. Aber machte sie sich da nicht nur etwas vor?
„Hast du dich nie gefragt, warum Chad
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