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Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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abkühlen. Schon schrie man sich die Kehlen nach ihr heiser. Dreißig Sekunden. Noch einmal tief Atem holen. Musik zerhackte den Jubel und den Applaus. Eins, zwei, drei …
    Ramona lief auf die Bühne und stürzte sich gewissermaßen in eine Flut von Applaus.
    Der erste Teil des Konzerts bestand aus rhythmischen, schnellen Nummern, die das Publikum mitreißen sollten, damit es nach mehr verlangte. Ramona schien wie ein Feuerball, von Hunderten farbiger Flammen umzüngelt. Sie wusste, wie sie beim Publikum am besten ankam, wusste es zu führen, spielte mit ihm. Jeden Funken Energie pumpte sie in diesen Auftritt, der seit Wochen tägliche Routine gewesen war. Begeisterung und Schwung hielten ihn frisch und lebendig. Es war heiß unter den Bühnenscheinwerfern, aber Ramona merkte es nicht. Sie verschmolz mit dem Publikum, mit der Musik. Das Kleid war ein einziges Funkeln, ihre Stimme warm, weich und manchmal ein bisschen rau – wie Samt.
    Es waren anstrengende vierzig Minuten, und als Ramona während einer Instrumentalnummer von der Bühne ging, hatte sie weniger als drei Minuten Zeit, um sich umzuziehen.
    Das Tempo im zweiten Teil war ein wenig langsamer, damit das Publikum Zeit zum Atemholen hatte. Ramona, nun ganz in schimmerndes Weiß gekleidet, begann mit Balladen, den langsamen, wehmütigen, die ihr am besten lagen. Das Licht wurde gedämpft, weich und stimmungsvoll.
    In einer Pause zwischen zwei Liedern, in der sie gewöhnlich ein paar Worte an das Publikum richtete, entdeckte jemand, dass Brian im Saal war.
    Es sprach sich herum wie ein Lauffeuer, und während Ramona, ohne den Aufruhr zu bemerken, weitersprach, wurde die Menge laut. Jetzt konnte niemand mehr überhören, dass dort unten etwas los war. Ramona schirmte die Augen mit der Hand ab und spähte in den Saal. Sie sah den Unruheherd nur ganz undeutlich, und dann entdeckte sie Brian. Offenbar wollten die Leute, dass er auf die Bühne ging.
    Ramona war bühnenerfahren genug, um die Stimmung im Publikum abschätzen zu können, und sie wusste, wie wichtig es war, sich richtig in Szene zu setzen. Wenn sie Brian jetzt nicht aufforderte, auf die Bühne zu kommen, entglitten ihr die Leute. Man hatte ihr keine andere Wahl gelassen.
    »Brian«, sagte sie leise ins Mikrofon, doch ihre Stimme erreichte ihn, und obwohl sie seine Augen nicht sehen konnte, weil die Scheinwerfer sie blendeten, wusste sie, dass er sie ansah. »Wenn du heraufkommst und etwas singst, können wir dir einen Teil deines Eintrittspreises zurückzahlen.« Darüber würde er lachen müssen, auch das wusste sie. Die Leute applaudierten frenetisch und riefen seinen Namen. Er stand auf und kam auf die Bühne.
    Er war ganz in Schwarz gekleidet, und das ergab einen aufregenden Kontrast zu ihrem weißen Kostüm. Besser hätte man das Ganze nicht planen können. Brian lächelte ihr zu und sagte, vom Mikrofon abgewandt, damit nur sie es hörte: »Tut mir leid, Ramona. Ich hätte hinter die Bühne gehen sollen. Aber ich wollte dich vom Saal aus sehen.«
    Sie legte den Kopf schief und erwiderte sein Lächeln. Ihn zu sehen war viel schöner, als sie es sich vorgestellt hatte. »Du bist derjenige, der jetzt arbeiten muss. Was möchtest du singen?«
    Bevor er antworten konnte, rief das Publikum seinen Musikwunsch herauf. Immer mehr Leute nahmen den Ruf auf, immer eindringlicher klang er.
    Ramona verging das Lächeln. Man wollte »Wolken und Regen« hören.
    Brian umfing Ramonas Hand. »Du kennst doch noch den Text, nicht wahr?«
    Es war eine Herausforderung. Ein Bühnenhelfer kam mit einem Mikrofon für Brian herausgestürzt.
    »Ich glaube, meine Band kennt das Lied nicht«, sagte Ramona.
    »Ich kenne es.« Marc rückte seine Gitarre zurecht und sah Ramona und Brian an. Die Menge schrie noch immer, als er schon die ersten Akkorde spielte.
    Brian hielt Ramonas Hand weiterhin fest und hob sein Mikrofon. Ramona wusste, wie dieses Lied gesungen werden musste: Sie sollten sich gegenüberstehen und sich in die Augen schauen. Es war eine Liebkosung, für Liebende bestimmt. Das Publikum war still geworden. Ramona glaubte sich in einen Zustand absoluter Harmonie versetzt. Einmal hatte sie gedacht, eine Umarmung müsse so sein wie dieses Lied. Ihre Stimmen verschmolzen miteinander, und Ramona vergaß das Publikum, vergaß, dass sie auf der Bühne stand, und vergaß für einen Augenblick die fünf Jahre, die vergangen waren.
    Mit ihm zu singen schuf eine so große Vertrautheit zwischen ihnen, wie es sie bisher noch nie

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