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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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Verzeihen Sie. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.“
    „Sie haben völlig richtig gehandelt. Es war reine Selbstverteidigung.“ Er lachte leise.„Und Sie waren sehr überzeugend, meine Hochachtung! Im Übrigen glaube ich kaum, dass ich einen bleibenden Schaden davongetragen habe.“
    Die blauen Flecken, die sie ihm zugefügt hatte, würde er verkraften. Aber wenn dieser Kerl einen Schuss abgefeuert hätte? Felicity hätte sich nie verzeihen können, wenn Hawthorn durch ihre Schuld verletzt worden wäre.
    „Und?“, drängte sie, auf Vorhaltungen gefasst.
    „Und … was?“, wiederholte er verständnislos.
    „Die Strafpredigt, die Sie sich gewiss unterwegs ausgedacht haben.“ Felicity putzte sich noch einmal die Nase. „Wann kommt sie?“
    „Ach … ja.“ Er lachte leise und gähnte herzhaft. „Die kann bis morgen warten. Ich finde, wir beide sollten ein Stündchen schlafen, danach sehen wir weiter.“
    Armer Hawthorn. Er musste völlig erschöpft sein, nachdem er ihr stundenlang durch die Nacht hinterhergeritten war.
    „Aus Ihnen spricht die nüchterne Vernunft wie immer, Mr. Greenwood.“ Sie machte einen halbherzigen Versuch, von seinem Schoß zu rutschen. „Und Sie sollten es sich bequemer machen, ohne eine schluchzende Frau auf dem Schoß.“
    Auch sie wäre besser beraten, Abstand zu ihm zu gewinnen. Bereits jetzt sehnte sie sich zurück in seine schützende Umarmung, und sie konnte bereits ahnen, wie sehr er ihr erst später fehlen würde.
    „Sie sind keine Last.“ Mit sanfter Beharrlichkeit zog Hawthorn sie wieder in seine Arme. „Außerdem schlafe ich besser im Wissen, dass Sie nicht in Gefahr sind.“
    „In diesem Fall …“, Felicity kuschelte sich an ihn, „… bin ich zufrieden, da zu bleiben, wo ich bin.“
    Mehr als nur zufrieden, wenn sie ehrlich war. Doch das wagte sie nicht auszusprechen.
    „Hawthorn?“
    „Ja?“ Er klang bereits schlaftrunken.
    Sie sollte ihm keine lästigen Fragen stellen, schalt sie sich, aber sie hörte seine Stimme so gern. „Wo konnten Sie das Pferd auftreiben, um mir nachzureiten?“
    „St. Just hat es mir zur Verfügung gestellt. Und Geld habe ich auch aufgetrieben – beim Kartenspiel gewonnen.“
    Hätte Hawthorn behauptet, das Geld gestohlen zu haben, sie wäre nicht verblüffter gewesen. „Ich dachte, Sie sind kein Glücksspieler.“
    „War ich auch nicht, bis heute Nacht.“ Seine Stimme klang schleppend, beinahe verträumt, wie in den Momenten, wenn sie nach einem stürmischen Liebesakt aneinandergeschmiegt gelegen hatten. „Ich habe keine Ahnung vom Kartenspiel, aber vielleicht half mir der Umstand, dass ich der einzig Nüchterne in der Runde war.“
    „Oder Anfängerglück?“ Obgleich sie sehr genau wusste, dass sie es nicht tun durfte, erlag sie dem Drang, sanft seinen Backenbart zu kraulen.
    „Schon möglich“, raunte er, und es klang wie eine Liebkosung.
    Ehe Felicity ihre Hand wegziehen konnte, neigte er den Kopf seitlich, hielt ihre Finger zwischen seiner Schulter und Wange gefangen und rieb sich zärtlich daran.
    Sie schluckte gegen den Kloß in ihrer Kehle an und zwang sich zu sprechen. „Wie konnten Sie die schwindelerregend hohen Einsätze überbieten, für die Weston St. Just berüchtigt ist?“
    Hawthorn wich jäh zurück. „Ich bin kein armer Schlucker, das sollten Sie wissen“, entgegnete er schroff.
    Immer wenn seine Vermögenslage zur Sprache kam, reagierte er höchst empfindlich. Sie bedauerte zwar ihre Frage, vermochte aber auch einen Anflug von Groll nicht zu unterdrücken. Hatte sie doch viele Jahre ihrer Ehe damit verbracht, dieses Thema mit größter Vorsicht zu behandeln, wenn ihr verstorbener Ehemann sich immer wieder an ihrem Vermögen bereichert hatte.
    Hawthorn bemühte sich wenigstens, die finanziellen Verluste seiner Familie auf ehrlichem Wege wettzumachen. Er war nicht wie Percy, der lediglich eine reiche Erbin geheiratet hatte.
    „Ich behaupte doch gar nicht, dass Sie ein armer Schlucker sind. Ich war nur besorgt, da man für gewöhnlich keine hohe Summe Bargeld mitten in der Nacht mit sich herumträgt, mehr nicht.“
    Er antwortete nicht. War er eingeschlafen oder zu gekränkt, um zu antworten?
    „Ich besitze eine alte Taschenuhr und den Siegelring meiner Familie“, sagte er schließlich, als gestehe er ein Verbrechen. „St. Just redete den anderen Spielern ein, es handle sich um wertvolle Stücke.“
    Sein Geständnis traf Felicity an einem wunden Punkt, ähnlich wie ihre Frage nach den

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