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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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erstaunen, Mylady, aber es gibt Männer und Frauen, die romantische Beziehungen zueinander eingehen, ohne an materielle Werte zu denken.“ Statt ihr diese Worte vorwurfsvoll ins Gesicht zu schleudern, sprach er in einem Ton gelassener Nachsicht, der sie nur noch mehr aufbrachte.
    Die nächste spitze Bemerkung entschlüpfte ihr, bevor sie sich besinnen konnte. „Mag sein … wenn kein Vermögen im Spiel ist.“
    Er verzichtete auf einen Gegenschlag, aber etwas in seinem unverwandten Blick ließ Felicity wissen, dass sie sich in seinen Augen herabgesetzt hatte.
    Im nächsten Moment öffnete der junge Lakai den Wagenschlag.
    Hawthorn griff nach seinem Hut und machte sich daran, auszusteigen. „Wir wollen die Ausreißer zur Rede stellen und die leidige Angelegenheit hinter uns bringen, nicht wahr?“
    „Das ist durchaus in meinem Sinn.“ Sie ließ sich von ihm aus der Kutsche helfen und war sich bewusst, dass die leichte Berührung seiner Hand wahrscheinlich die letzte war.
    Sobald sie festen Boden unter den Füßen hatte, zwang sie sich, ihre Hand zurückzuziehen, rauschte an ihm vorbei, betrat das Gasthaus und überließ es Hawthorn, ob er ihr folgen wollte oder nicht.
    In der geräumigen Diele machte sich eine Reisegruppe zum Aufbruch bereit. Felicity ließ den Blick über die Gesichter schweifen auf der Suche nach Oliver und Ivy – vergeblich.
    Dann erkannte sie die Ehefrau des Wirts, die sich mit einem Frühstückstablett für Gäste, die es weniger eilig hatten, schon bei Tagesanbruch abzureisen, einen Weg durch das Gedränge bahnte.
    Vielleicht verbarg sich unter der weißen Serviette ein Teller mit Rühreiern und Räucherhering, überlegte Felicity. Oliver behauptete nämlich, ein Frühstück mit Eiern und Fisch wirke anregend auf die Gehirntätigkeit.
    Und wieder fragte seine Tante sich, warum der weltfremde Studiosus Oliver Armitage sich in die flatterhafte Ivy Greenwood verlieben konnte. Wie auch immer, sie hatte sich fest vorgenommen, ihren Neffen zur Vernunft zu bringen, selbst wenn sie gezwungen wäre, ihm mit Enterbung zu drohen.
    Der Gastwirt erschien in der Diele, um den abreisenden Gästen die Rechnung zu überreichen.
    Sobald er Felicity entdeckte, entschuldigte er sich, eilte zu ihr und begrüßte sie mit einer tiefen Verbeugung.
    „Lady Lyte! Es ist mir wie immer eine große Ehre und Freude, Sie zu sehen. Wir erwarteten Sie erst in einigen Wochen auf der Rückreise von Bath. Ich fürchte, Ihre Zimmer sind noch zwei Tage belegt, aber wir werden uns natürlich bemühen, um Ihnen den Aufenthalt bei uns so angenehm wie möglich zu gestalten. Erst gestern sagte ich zu Mr. Armitage, wie sehr wir uns über seinen überraschenden Besuch freuen.“
    „Dann ist er also hier!“ Benommen vor Erleichterung hätte Felicity den feisten Wirt beinahe umarmt, der bei ihrem Überschwang vermutlich zu Tode erschrocken wäre.
    „Haben Sie die Güte und führen Sie uns zu Mr. Armitages Zimmer. Ich muss ihn in einer dringenden Angelegenheit sprechen.“
    Das breite Lächeln des Wirts schwand, er schüttelte bedauernd den Kopf. „Es muss ein Irrtum vorliegen, Mylady. Mr. Armitage und seine entzückende Braut speisten gestern Abend bei uns, reisten aber gleich weiter nach Gloucester.“
    Felicity spürte, wie Hawthorn hinter ihr bei dem Wort Braut zusammenzuckte.
    „Gloucester?“, wiederholte sie fassungslos. „Sind Sie sicher, Mr. Mobley?“
    „Gewiss, Mylady. Mr. Armitage ließ sich nicht davon abbringen. Ich war in Sorge, weil die jungen Herrschaften noch zu später Stunde reisen wollten und hoffe, dass sie in Gloucester eine angemessene Unterkunft gefunden haben.“
    Der Blick des Wirts irrte zu den anderen Gästen, die be reits ungeduldig zu murren begannen. „Wenn Sie mich bitte einen Moment entschuldigen, Mylady …?“
    Felicity versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. „Gehen Sie nur.“
    Sobald der Wirt sich wieder um seine Gäste kümmerte, wandte sie sich an Hawthorn. „Gloucester? Was mochte Oliver bewogen haben, nachts noch die weite Strecke zu fahren? Wir steigen auf der Heimfahrt nach Trentwell im mer im King’s Arms ab. “
    „Der Grund ist doch ziemlich eindeutig, finden Sie nicht?“, antwortete er. „Sie haben es eilig, Gretna zu erreichen. Armitage ist außerdem ein kluger Kopf, der sich ausgerechnet hat, dass Sie bei einer etwaigen Verfolgung hier die ersten Erkundigungen einziehen.“
    Wie konnte dieser Mann nur so gelassen und vernünftig reden, während ihre

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