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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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sie aufgelehnt zu haben, nachdem sie immer so gut zu ihm war.“
    Der kleine Satansbraten! „Solltest du dich nicht um dein Liebesglück kümmern, statt dich schon wieder in meine Angelegenheiten einzumischen?“
    Sie bedachte ihn mit diesem flehenden Unschuldsblick, dem er noch nie hatte widerstehen können. „Du wirst doch deine kleine Schwester an ihrem Hochzeitstag nicht enttäu schen, wie?“
    Der junge Armitage würde noch seine liebe Mühe haben, mit diesem Unschuldsengel fertig zu werden. Hawthorn verdrehte die Augen und knurrte widerwillig: „Einverstanden, aber nur, weil ich befürchte, du könntest so lange vor der Kirchentür auf mich einreden, bis der arme Bräutigam eine Verzweiflungstat begeht.“
    Ivy drückte seinen Arm und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das sie stets aufsetzte, wenn sie wieder einmal ihren Willen durchgesetzt hatte. „Du wirst es nicht bereuen, das verspreche ich dir. Liebe ist eine große Macht, musst du wissen, wir müssen nur den Mut haben, sie zuzulassen.“
    Hawthorn stutzte. Wann hatte er diese Worte schon einmal gehört?
    „Komm endlich!“, flüsterte Ivy und zog ihn mit sich. „Ich will meinen armen Oliver nicht länger warten lassen.“
    Während er Ivy durch den Mittelgang zum Altar führte, ließ er den Blick durch die schlichte schottische Dorfkirche schweifen und war froh, dass er auf einer kirchlichen Trauung des jungen Paares bestanden hatte. Er wollte keinen hastigen Vermählungsspruch des Dorfschmieds, der hinterher die Gebühren kassierte, während das nächste Paar schon wartete.
    Der Geistliche räusperte sich und begann, die Worte des Gelöbnisses zu sprechen.„Liebes Brautpaar, liebe Hochzeitsgäste, wir haben uns hier versammelt, um vor Gott dem Allmächtigen diesen Mann und diese Frau im Heiligen Bund der Ehe zu vereinen …“
    Als er die Frage stellte, welcher der anwesenden Zeugen die Braut dem Bräutigam zuführe, meldete Hawthorn sich mit fester Stimme: „Der bin ich.“ Und als er Ivys Hand in die des Bräutigams legte, beschlich ihn leise Wehmut.
    Es war noch nicht lange her, als er das winzige Bündel aus der Wiege gehoben hatte, damit es Abschied von seiner sterbenden Mutter nahm, auch wenn das Kind keine Erinnerung daran behalten würde.
    Nun stand Ivy als Erwachsene vor ihm und sprach ihr Ehegelöbnis mit klarer heller Stimme. Eine schöne junge Frau, ungestüm und gelegentlich frivol, aber stets warmherzig und liebevoll. Er hatte sich bemüht, alles richtig zu machen, so unzulänglich er auch auf diese Aufgabe vorbereitet gewesen sein mochte.
    Jetzt also gab er sie in die Obhut eines jungen Mannes, der, wenn Hawthorn sich nicht irrte, wenig Erfahrung mit der holden Weiblichkeit hatte. Aber Ivy hatte es nicht an Fürsorge und Zuneigung ihres Ersatzvaters gefehlt. So war sie zu einer selbstbewussten jungen Frau herangewachsen, und ein unerfahrener Ehemann, der sie liebte und verehrte, würde an ihr wachsen und reifen.
    Eine zärtliche Wärme erfüllte Hawthorns Herz. Kurz war ihm, als gebe seine Mutter ihm damit zu verstehen, dass sie stolz auf ihn war, seine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt zu haben.
    Und plötzlich wusste er, wann er Ivys altkluge Bemerkung über die Macht der Liebe und den Mut, sie zuzulassen, schon einmal gehört hatte. Vor langer Zeit, als seine Mutter ihm die Geschichte von der verzauberten Prinzessin erzählt hatte, die durch den Kuss wahrer Liebe eines mutigen Prinzen aus ihrem hundertjährigen Schlaf geweckt wurde.
    War auch Felicitys Vergangenheit von einem bösen Fluch überschattet, aus dem sie sich nicht erlösen konnte?
    Jedenfalls war er kein heldenhafter Prinz, er glich eher dem Frosch aus einer anderen alten Geschichte seiner Mutter. Besaß er dennoch die Macht, Felicity von ihrem Bann zu befreien? Würde er den Mut aufbringen und noch einen Versuch wagen, nachdem er den Hass in ihren Augen gelesen und in ihrer Stimme gehört hatte? Auch wenn sein Mühen scheitern konnte?
    Vielleicht. Aber zuvor galt es, eine letzte brüderliche Pflicht zu erfüllen.
    Nachdem alle Unterschriften im Heiratsregister eingetragen waren und Ivy sich beim Geistlichen und seiner Frau nach einem guten Wirtshaus erkundigt hatte, nahm Hawthorn seinen frischgebackenen Schwager auf ein Wort unter vier Augen beiseite. „Haben Sie Geduld mit Ivy in der Hochzeitsnacht und gehen Sie behutsam vor.“
    Es hätte schlimmer kommen können, vermutete er. Jedenfalls blieb ihm diesmal die Peinlichkeit erspart, seine

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