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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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Gartenkräutern, der eine beruhigende Wirkung auf Sie hat und dem Kind nicht schadet. Sie brauchen dringend Ruhe, und das sage ich gewiss nicht, um Sie länger bei uns zu behalten.“
    Zu ihrem eigenen Erstaunen glaubte Felicity der Frau, nippte an dem Gebräu, das ein wenig bitter, aber nicht unangenehm schmeckte.
    Mrs. Merryvale nickte aufmunternd. „Schlafen Sie sich aus, und wenn es Ihnen morgen besser geht, dürfen Sie heimfahren.“
    Sie hob warnend den Zeigefinger. „Aber Sie müssen mir versprechen, sich auf der Fahrt Zeit zu lassen. Halten Sie öfter an, vertreten Sie sich die Beine an der frischen Luft und nehmen Sie kräftige Mahlzeiten zu sich.“
    „Das verspreche ich.“ Felicity nahm einen zweiten Schluck. „In Zukunft werde ich besser auf mich achten.“
    Mrs. Merryvale strahlte über das ganze Gesicht. „Das höre ich gern, meine Liebe. Nun lasse ich Sie allein, trinken Sie den Tee und schlafen Sie gut. Schlaf ist die beste Medizin. Und wenn Sie etwas brauchen, klingeln Sie.“
    „Vielen Dank, Mrs. Merryvale. Ich hoffe, dass ich Sie nachts nicht stören muss. Aber ich habe noch eine kleine Bitte.“
    „Und die wäre?“
    „Bitte sagen Sie Ned und Mr. Hixon, dass ihre Stellungen in meinem Haus gesichert sind.“
    Wenn sie sich aufs Land zurückzog, um ihr Kind zur Welt zu bringen, konnte sie die beiden zwar wegen ihrer Sympathie für Hawthorn nicht mitnehmen, aber sie wollte dafür sorgen, dass die Männer einen guten Dienstherrn bekamen.
    Mrs. Merryvale war hocherfreut. „Das richte ich gerne aus, und die beiden werden froh sein, das zu hören. Nun machen Sie sich keine Sorgen, es wird alles wieder gut.“
    „Ich versuche es“, flüsterte Felicity, mehr konnte sie nicht versprechen.
    Ob es an Mrs. Merryvales Kräutertee lag oder an ihrer Erschöpfung, jedenfalls legte sich bald ein Gefühl des Friedens über Felicity, dem sie sich dankbar hingab.
    Nach einer Weile – sie hätte nicht sagen können, ob Minuten oder Stunden verstrichen waren – wurde sie von einem leisen Geräusch an der Tür aus ihrem leichten Schlummer geweckt.
    Sie hob die Lider einen Spalt und blickte zur Tür, in der Annahme, Mrs. Merryvale schaue noch einmal nach ihr. Stattdessen sah sie eine vertraute Gestalt, die sie gefürchtet hatte, nie wiederzusehen.
    Hawthorn? War es nur ein Traum, den Mrs. Merryvales Trank ihr vorgaukelte? Wenn dem so war, wollte Felicity sich still verhalten, um ihn nicht zu vertreiben.
    Der Mann in ihrem Traum stand reglos im Zimmer und beobachtete sie, als wolle er sie nicht wecken. Sie wagte nicht, die Augen ganz zu öffnen, wollte sie jedoch auch nicht schließen, solange das geliebte Bild vor ihr schwebte. Und dann sah Felicity Hawthorn so deutlich vor sich stehen wie nie zuvor. Plötzlich erkannte sie ihn .
    Sie hatte ihn aus völlig falschen Gründen zum Liebhaber genommen, hatte seine höflich unverbindliche Art mit Schwäche verwechselt, seine stille Beharrlichkeit mit Gleichgültigkeit. Sie hatte sich blind und taub gestellt, um seine guten Eigenschaften nicht zu erkennen. Und als ihr das nicht mehr möglich war, hatte sie einen verzweifelten und bösartigen Kampf gegen ihre wachsende Liebe ausgetragen.
    Was konnte ihn bewogen haben, ihre abscheulichen Aus brüche zu ertragen? Felicity wünschte, einen flüchtigen Blick in seine Seele werfen zu können. Wie sehr sehnte sie sich danach, tatsächlich die Frau zu sein, die er irrtümlich in ihr vermutet hatte!
    Nach einer langen Weile wandte Hawthorn sich ab und ging lautlos zur Tür. Er durfte nicht verschwinden! Felicity erwachte aus ihrer Erstarrung.
    „Bitte geh nicht!“ Mühsam richtete sie sich auf.
    Er erschrak beim Klang ihrer Stimme und verharrte.
    Es war also kein Traum. Er war hier.
    Aber was sollte sie sagen, um ihn zurückzuhalten?
    „Du … du hast mich gefunden?“
    Noch bevor sie die Frage stellte, wusste sie, dass alles Wünschen vergeblich war. Er wandte sich ihr zu, seine Gesichtszüge waren wie versteinert.
    „Was hätte ich tun sollen?“, fragte er brüsk. „Die Straßen sind seit letzter Woche nicht sicherer geworden. Und woher sollte ich wissen, dass du so vernünftig bist, vor Einbruch der Nacht eine Herberge aufzusuchen?“
    Der kleine Hoffnungsfunke in Felicitys Herz erlosch. Nur weil Hawthorn ihr hinterhergeritten war, bedeutete das nicht, dass er immer noch etwas für sie empfand.
    Er hatte sie auf der langen Reise nach Carlisle begleitet und hielt es für seine Pflicht, sie auch auf der Rückreise zu

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