Entschuldigen Sie Meine Stoerung
Ihre Freundin und Ihre Haustiere in der Klinik?«
DER: »Sind sie? Oje oje. Ich habe mich gleich so beobachtet gefühlt.«
Manchmal unterhalten wir uns aber prächtig:
ICH: »Uiuiui, wir hatten heute vielleicht eine Gruppentherapie.«
DER: »Sie sollen nicht immer am Essenstisch über die Gruppentherapie reden. Das ist verboten.«
ICH: »Na und? Das ist Teil meiner Störung. Ich kann nichts für mich behalten. Deshalb bin ich ja hier. Unter anderem.«
DER: »Ich möchte aber nichts aus Ihrer Gruppentherapie hören.«
ICH: »Sehen Sie die alte Dame da drüben? Das ist Frau Karpinski. Sie fühlt sich von Hunden sexuell angezogen.«
DER: »Ehrlich? Das gibt’s?«
ICH: »Ha, das interessiert Sie jetzt doch, was?«
DER: »Ja. Aber ich glaube Ihnen kein Wort.«
ICH: »Ey, Karpinski, alte Stinkwachtel! An meinem Tisch wollen sie nicht glauben, dass du dich von Hunden sexuell angezogen fühlst … Oh. Ihr sind gerade Messer und Gabel aus der Hand gefallen. Das ist Körpersprache und heißt: Doch, stimmt.«
DER: »Können Sie sich an einen anderen Tisch setzen, Herr Fitz?«
ICH: »Warum? Der hier ist sehr schön.«
DER: »Dann setze ich mich an einen anderen Tisch.«
ICH: »Warten Sie, ich hole mir noch Götterspeise, dann komme ich mit.«
Das vierte Gesprächsprotokoll
»So, so, Herr Fitz. Sie haben also Angst vor Menschen. So sehr, dass Sie sich während der Therapiestunde hinter meinem Schrank verstecken.«
»Mir fällt es leichter, mit einem Menschen zu reden, wenn er mich nicht sieht.«
»Dann sollten wir vielleicht telefonieren.«
»Auf keinen Fall. Dann sehe ich nicht, was Sie für ein Gesicht ziehen, wenn ich mit Ihnen rede.«
»Hinter dem Schrank sehen Sie das doch auch nicht.«
»Aber ich kann zwischendurch hervorlugen, falls es mich interessiert.«
»Was würden Sie denn sagen, wenn ich mich während unserer Sitzung hinterm Schrank verstecken würde?«
»Ich würde sagen ›Mir wird’s hier zu eng‹ und mich woanders hinsetzen.«
»Wären Sie irritiert?«
»Ach, wissen Sie, ich bin so schnell irritiert, ich bin da kein Maßstab.«
»Ich glaube, Sie sind überreizt. Das ist alles zu viel für Sie. Sie sollten dringend einmal vierundzwanzig Stunden lang alle Reize von sich fernhalten. Wir haben ein Entreizungszimmer. Abgedunkelt und schallisoliert. Darin sollten Sie einen Tag zubringen und nichts tun.«
»Und wenn das nicht hilft?«
»Werden wir es trotzdem berechnen.«
In der Einzelentreizung
MANN: »Guten Tag. Sind Sie auch zur Einzelentreizung hier?«
ICH: »Ja.«
MANN: »Ich auch!«
JA: »Aha.«
MANN: »Ihre Anwesenheit empfinde ich aber durchaus als Reiz. Als sehr lästigen obendrein.«
ICH: »Ich Ihre auch. Überhaupt habe ich langsam die Schnauze voll von dieser Klinik. Ich habe mir das alles ganz anders vorgestellt. Diese Einzelentreizung ist das Pünktchen auf dem i. Das hat doch mit Psychotherapie nichts mehr zu tun.«
MANN: »Wie hat der Herr sich die Einzelentreizung denn vorgestellt?«
ICH: »Ohne Sie.«
MANN: »Und stattdessen mit?«
ICH: »Mit niemandem. Einzel halt.«
MANN: »Wieso?«
ICH: »Ich finde, wenn man zu zweit ist, darf man das nicht Einzelentreizung nennen. Das müsste dann Doppelentreizung heißen. Hoffentlich rechnet die Klinik das korrekt ab.«
MANN: »Hallo? Halllooo? Schwester!«
SCHWESTER: »Ja?«
MANN: »Wir haben hier ein Problem. Wir sind zu zweit in der Einzelentreizung. Ist Ihnen da vielleicht ein Fehler unterlaufen?«
SCHWESTER: »Zu zweit? Haben Sie auch genau nachgezählt?«
MANN: »Nein, geschätzt. Vielleicht sind noch mehr Leute hier, aber wenn, dann schweigen sie. Hallo, ist noch jemand hier?«
ICH: »Ja.«
MANN: »Ich meine außer Ihnen. Noch jemand hier, der bisher nichts gesagt hat?«
SCHWESTER: »Dann zählen Sie lieber noch einmal durch, bevor Sie sich beschweren, ja?«
MANN: » OK . Also: eins.«
ICH: »Auch eins.«
MANN: »Sie haben recht, Schwester, wir sind doch allein.«
SCHWESTER: »Ach, nee, ich sehe gerade in meinen Unterlagen: Sie sind tatsächlich zu zweit. Wir hatten keine Einzelentreizungszelle mehr frei.«
MANN: »Das ist aber ein starkes Stück, Schwester. Wenn Sie uns nicht in Einzelhaft stecken können, müssen Sie uns das doch vorher sagen. Und nicht erst, wenn wir es selbst merken.«
SCHWESTER: »Jetzt beruhigen Sie sich, mein Herr. Wir konnten schließlich nicht ahnen, dass Sie das bemerken. Bei der Dunkelheit.«
ICH: »Ich habe ihn atmen hören.«
MANN: »Mein Therapieerfolg ist
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