Entschuldigen Sie Meine Stoerung
Wanderbaustelle, die Sie auf Schritt und Tritt verfolgt?«
»Ach, an die habe ich mich gewöhnt.«
»Soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten?«
»Ja?«
»Ich habe die geschickt.«
»Sie?«
»Ja!«
»Warum?«
»Weil ich einen neuen Patienten brauchte.«
»Und warum erzählen Sie mir das jetzt?«
»Weil ich Sie ab sofort nicht mehr brauche. Es gibt zur Zeit einen regelrechten Run auf unsere Klinik. Viele halten sie für eine renommierte Einrichtung. Auf Patienten wie Sie bin ich nicht mehr angewiesen.«
»Und wenn das Geschäft nicht mehr so gut läuft?«
»Dürfen Sie gern wiederkommen.«
»Das werde ich tun.«
»Ich weiß. Sie haben einfach keinen Stolz.«
»Nein, nicht die Bohne.«
»Hahaha. Bis dann.«
»Hihihihi. Ja. Bis dann.«
»Nein, keine Angst. War nur ein Scherz. Natürlich bin ich auf Sie angewiesen. Haben Sie vergessen, dass wir eine Privatklinik sind und es gar nicht nötig haben, Patienten zu locken?«
»Ja, das hatte ich kurz vergessen. Sagen Sie: Können wir noch mal von vorne anfangen? Wir haben uns ein bisschen verrannt, finden Sie nicht?«
»Von mir aus. Also: Was kann ich für Sie tun?«
»Ich habe eine Sinnkrise. Ich interessiere mich plötzlich für Miniatureisenbahnen.«
»O mein Gott, Sie krankes Schwein.«
»Was soll ich nur tun?«
»Machen Sie sich keine Sorgen. Das ist keine Sinnkrise. Sie interessieren sich nur plötzlich für ein zweites Thema. Viele Menschen verwechseln das mit Sinnkrise. Plötzlich merkt man: Huch, ich interessiere mich ja für noch so einen Kack. Dabei geht mir der erste schon auf die Nüsse. Wie bekomme ich das denn alles unter einen Hut? Jetzt bin ich aber intellektuell überfordert. Huch! Huch! Huch!«
»Und wie kriege ich das Interesse wieder weg?«
»Gar nicht. Nehmen Sie es an.«
»Ich will mich aber nicht für Miniatureisenbahnen interessieren.«
»Ja, das ist wahrlich ein bescheuertes Gebiet. Aber machen Sie einfach.«
»Und wie?«
»Sagen Sie bewusst: Ja, ich interessiere mich für Miniatureisenbahnen.«
»Ich will es aber nicht annehmen.«
»Herrgott, jetzt nehmen Sie es schon an, damit wir uns um etwas anderes kümmern können.«
»Nein!«
»Doch!«
»Na gut.«
»Ich befürchte nur, dass ich, wenn ich mich mit Miniatureisenbahnen befasse, ständig denke: ›Was machst du hier eigentlich für einen Scheiß?‹«
»Was glauben Sie, was ich denke, wenn ich mit Ihnen zusammensitze?«
»Ich finde es einfach so reizvoll, Landschaften aufzubauen, Zügen beim Fahren zuzusehen und so weiter.«
»Jetzt hören Sie auf, Sie krankes Schwein. Nicht dass Sie mich auch noch entflammen.«
»Wie geht es jetzt mit mir weiter?«
»Sie sterben. Früher oder später.«
»Keine schönen Aussichten.«
»Nicht? Dann lassen Sie uns Ihre Dosis erhöhen.«
»Dosis? Ich wusste gar nicht, dass ich Medikamente nehme.«
»Schwester? Schwester! Der Patient wusste nicht, dass er Medikamente nimmt?«
»Haben wir ihm heimlich ins Essen gemischt.«
»Ach so. Haben wir Ihnen heimlich ins Essen gemischt.«
»Ich dachte, die Zeiten, in denen Patienten unfreiwillig etwas ins Essen gemischt wird, sind vorbei?«
»Schwester! Er dachte, die Zeiten, in denen Patienten unfreiwillig etwas ins Essen gemischt wird, sind vorbei?«
»Sie sind wieder da.«
»Die Zeiten sind wieder da.«
»Na ja, hängt vielleicht auch vom Patienten ab.«
»Auf jeden Fall. Wir behandeln eigentlich nur Sie wie den letzten Dreck. Alle anderen Patienten genießen Respekt.«
»Kann ich mir vorstellen. Ist bestimmt nicht einfach, den ganzen Tag zu allen Patienten nett und freundlich zu sein.«
»Die Hölle, sage ich Ihnen. Da braucht man zwischendurch einen Patienten, den man behandelt wie den letzten Arsch. Am besten einen, der sich nicht wehren kann.«
»Und da komme ich ins Spiel.«
»Sehr richtig.«
»Das erklärt auch, warum alle in der Klinik über meine Krankheit Bescheid wissen: Sie erzählen es weiter.«
»Ja, und es verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Das kann ich Ihnen sagen. Diese Schweigepflicht macht mich noch wahnsinnig. Nichts darf man weitersagen. Dabei sind da so tolle Storys dabei. Mit Ihnen kompensiere ich das. Ich brauche einfach von Zeit zu Zeit einen Rechtsbruch, sonst drehe ich durch. Und wenn ich intime Details über Sie ausgeplaudert habe, fühle ich mich gleich viel besser.«
»Da haben Sie aber Glück, dass ich Sie nie im Leben anzeigen würde.«
»Stimmt. Es ist wichtig zu wissen, welchen seiner Patient man so richtig ficken kann.«
»Ich wüsste
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