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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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dass ich mir eine Frau genommen hatte, hatte mich nicht weniger zum Vampir gemacht. Natürlich hatte ich auch vorher Frauen gehabt. Es liegt in der Natur eines Vampirs, Frauen zu haben, genauso wie es in der Natur der weiblichen Mitglieder dieser Spezies liegt, sich Männer zu halten. Aber nie zuvor hatte mir eine Kreatur so viel bedeutet. (Lassen wir das Wort »Liebe«; ich habe es zu oft benutzt, und außerdem glaube ich nicht daran. Es ist genauso eine Lüge wie »Ehrlichkeit« oder »Wahrheit«, weil damit Regeln verbunden sind, die alle Menschen von Zeit zu Zeit brechen.)
    So, auch wenn ich mit Bedacht Marilena weder zu meiner Sklavin noch zu einer Vampirin gemacht hatte, war ich doch immer noch Wamphyri in all meinen Gedanken, Launen und Aktivitäten. Aber weil ich mich entschlossen hatte, nicht von ihrem Blut zu kosten, und da so wenig von meinem Fleisch wie möglich in sie eindringen sollte (natürlich mit Ausnahme unserer geschlechtlichen Vereinigung), musste ich mein Lebenselixier anderswo suchen. Ich musste kein Blut trinken. Solange ich den Drang dazu unterdrücken konnte, konnte ich auch mit gewöhnlicher Nahrung auskommen. Aber das Blut ist so gewiss das wahre Leben für den Vampir, wie das Opium der Tod für den Süchtigen ist. In beiden Fällen handelt es sich um Gewohnheiten, denen sich nur schwer entsagen lässt. Im Fall der Wamphyri ist es so, dass die Kreatur im Inneren dafür sorgt, dass der Mensch nicht entsagt.
    Ich konnte also für geraume Zeit existieren, ohne mich von Marilena zu lösen. Aber manchmal wurde der Druck zu stark. Dann stand ich des Nachts auf, wechselte die Gestalt und schwebte von den Burgmauern herab, um meine Lust anderweitig zu stillen. Meine Frau war natürlich nicht dumm; außerdem war es allgemein bekannt, dass die Szgany Ferengi einem Vampirherrn dienten. Sie war eifersüchtig auf diejenigen, die ich von Zeit zu Zeit aufsuchte.
    Wenn ich unser Bett verließ, dann rief sie mir oft hinterher: »Faethor! Verlässt du mich wieder? Fliegst du zu einer Geliebten? Warum behandelst du mich so schlecht? Ist mein Körper nicht gut genug für dich? Nimm ihn, so wie es dir gefällt, aber lasse mich hier nicht allein mit meinen Tränen zurück!«
    Worauf ich dann antwortete: »Ich werde mir einen Mann wegen seines Blutes suchen! Du willst doch nicht ersthaft behaupten, ich sei dir untreu? Die ganze Zeit, Nacht für Nacht, liege ich in deinem Bett und du bekommst von mir, was du willst. Habe ich jemals meine Pflichten versäumt? Aber das Blut ist das Leben, Marilena ... oder willst du, dass ich in den Laken zu einer Mumie schrumpfe und morgens, wenn du aufwachst und zu mir herübertastest, unter deiner Berührung zu Staub zerfalle?«
    Dann kreischte sie: »Du ... gehst ... zu ... Frauen! Was sagst du da? Du suchst dir einen Mann wegen seines Blutes? Nein, du suchst dir eine Frau wegen ihres runden Hinterns, ihrer spitzen Brüste und ihres heißen, dampfenden Loches! Bin ich etwa eine Närrin? Du und zu einer Mumie schrumpfen! Pah, du hast die Stärke von zehn Männern – und deren Ausdauer! Bist du so voll mit dem männlichen Samen, dass du ihn vergießen oder platzen musst? Dann gib ihn mir. Komm her, lass ihn mich aus dir heraussaugen, damit deine Liederlichkeit vergeht.«
    Wie soll man damit umgehen? Mit einer Frau in einer solchen Gemütslage kann man nicht reden. Ich hatte sie nur ein einziges Mal geschlagen, und bekam darauf solche Gewissensbisse, dass ich es nie wieder getan habe. Ich war so ... ich hatte sie so gern.
    Und deshalb ging ich zurück und liebte sie, wenn sie mich so in die Enge getrieben hatte, um ihr zu beweisen, dass keine andere mich erregt hatte. Und sie sorgte dann dafür, dass unser Liebesspiel die ganze Nacht anhielt, damit ich ja im Bett bliebe. Und das verstärkte meine Gefühle für sie nur noch.
    Aber es gab Zeiten, da musste ich einfach davon, und dann benutzte ich einen bestimmten Trank, den ich ihr im Wein kredenzte und der sie betäubte. Oder ich streichelte sie und versetzte sie dabei in einen tiefen hypnotischen Schlaf, damit ich mich in die Nacht hinausstehlen konnte.
    Natürlich hatte Marilena recht; ich log sie an. Ich habe mir nur sehr selten Männer wegen ihrer Lebenskraft ausgesucht. Ja sicher, Blut ist Blut, sei es das Blut von Vögeln oder Tieren oder sogar der Nektar eines anderen Vampirs, wenn ein solcher zur Verfügung steht. Aber abgesehen von dieser deliziösen Seltenheit ist menschliches Blut die größte Delikatesse. Besser gesagt

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