ENTSEELT
das Blut von Frauen.
Thibor hat einst zu mir gesagt: »Man kann mit einem Mädchen mehr machen, als nur von ihr zu trinken.« Und der Walache hatte recht! Aber es war eigentlich nicht so, dass ich als Mann Marilena gegenüber untreu geworden wäre, der Vampir in mir verlangte das von mir. Das redete ich mir wenigstens immer als Entschuldigung ein.
Ich ging nicht zu Szgany-Frauen. Auch vor Marilena war ich zu denen immer nur gegangen, um ... um Wärme zu finden, nie weil ich hungrig war. Nein, die Szgany gehörten zu mir, und ich würde ihr Vertrauen nicht enttäuschen. Aber ich hatte eine Vorliebe für die Frauen von gewissen aufgeblasenen Bojaren. In diesen Tagen gab es eine ganze Menge Schlösser und reicher Häuser, und in vielen Fällen waren die »Herren« dieser Anwesen im Auftrag des Königs unterwegs. Es gab Kriege in dieser Welt, wie ich bereits sagte.
Ich erinnere mich an eine von diesen Damen, eine Persönlichkeit, die mit dem Königshaus verwandt war, eine Bathory namens Elspa. Von da an hat sich der böse Zug in mir in den Bathorys durch all die Jahrhunderte fortgepflanzt. 1560 wurde in diesem Geschlecht eine Elisabeth geboren, die als Kind mit einem Graf Nadasdy verheiratet wurde. Wie der Zufall so spielt, war sein Vorname Ferencz! Was? Haha! Ich weiß, was du denkst! Na und, warum nicht? Auch Inzest ist eine Veranlagung der Vampire; Inzest des Körpers, des Geistes und des Blutes. Aber du hast recht ... war das nicht ein Witz? Verheiratet mit meiner eigenen Ur-ur-ur-ur-urenkelin!
Ach ja, die Bathorys! Und Elisabeth, die »Blutgräfin«. Wenigstens sie ist legendär, auch wenn ich selbst vergessen bin.
Aber das Stichwort Inzest bringt mich zurück zu Janos. Und zu dem schmutzigen Inzest, mit dem er mich damals verraten hat. Wo war ich? Ah ja ...
Da war er also, steckte bis zum Heft in ihr, stöhnte wie ein Bulle und verströmte Schweiß und Samen. Das Gemach war verwüstet, Kleidung und Bettzeug waren überall verstreut. Weitere Zeichen dafür, dass sie in ihrer Lüsternheit ihr Treiben nicht nur auf die Tischplatte beschränkt hatten. Ihre weichen Brüste waren rot von seinen harten Berührungen, und ihre Schenkel drängten ihn tiefer in sich hinein. Das war es, was ich von meinem Platz hinter dem Vorhang sehen konnte. Und ich hatte gehört, wie meine Marilena ihren eigenen Sohn mit meinem Namen anredete: Faethor!
In diesem Augenblick hätte ich den Vorhang zur Seite reißen, ins Zimmer stürmen und sie beide totschlagen können. Mir war danach, ganz bestimmt! Aber warum hatte sie ihn Faethor genannt? Und dann, als er sie von dem Tisch hob und hin und her stolperte, während sie ihn umklammert hielt und auf seinem Schaft auf und ab wippte, da sah ich ihr Gesicht, wie leer und abwesend es war, trotz ihrer scheinbaren animalischen Lust. Ihre Augen, groß wie Untertassen, über bleichen Wangen, die zumindest von der Anstrengung gerötet sein müssten.
Ich wusste sofort, dass sie betäubt war, sich in tiefer Hypnose befand!
Da wurde mir zum ersten Mal klar, wie verräterisch er war und wie sehr er mich doch getäuscht hatte. Ich verstand jetzt, warum meine Wamphyri-Kräfte bei ihm nicht gewirkt hatten. Er verfügte über eigene Kräfte, die er all diese Zeit vor mir verborgen hatte. Ich verstand jetzt auch Marilenas Widerstreben, mich in den Nächten gehen zu lassen, in denen ich mich stärken musste; Dinge, die sie mir gesagt hatte und die zu dieser Zeit keinen Sinn ergaben. Dass sie schreckliche Träume hatte, wenn ich nicht bei ihr war, und dass sie sich nie erinnern konnte, was sie geträumt hatte. Und dass sie sich, wenn sie allein in ihrem Bett war, stoßen würde und jedes Mal zerschlagen und ausgelaugt aufwachte, als hätte sie schwere körperliche Anstrengungen hinter sich.
Ja, körperliche Anstrengungen waren das, denn er hatte sie bei diesen Gelegenheiten bearbeitet und benutzt und ihr die ganze Zeit vorgegaukelt, ich sei ihr geiler Liebhaber! Er gab vor, ich zu sein, um seine Mutter zu vergewaltigen. Und dann der Gedanke, der mich am meisten quälte: Wie oft hatte er das schon getan?
Ich stürmte in den Raum und zerrte dabei die Vorhänge herunter, die sich um meine Schultern legten. An der Wand hingen gekreuzte Schwerter. Ich riss sie herunter und sprang Janos entgegen, eines der Schwerter erhoben. Ich wollte ihn in zwei Teile spalten, aber er sah mich kommen und benutzte seine Mutter als Deckung. Der Hieb spaltete ihr den Schädel und ihr Hirn tropfte heraus, während sie in seiner
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