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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Umarmung zusammensackte!
    Meine Wut war augenblicklich verflogen, und als Janos mit einer Grimasse meine Marilena von sich stieß, fing ich sie auf und wiegte sie in meinen Armen. Er rannte hohnlachend aus dem Zimmer und ließ mich mit ihrem verstümmelten Leichnam zurück.
    Wie lange ich dasaß und diese Frau wiegte, die nicht mehr war, kann ich nicht sagen. Viele wahnwitzige Pläne durchzogen meine Gedanken. Ich würde etwas von meinem Vampir in sie einpflanzen, genug, um in ihr Halt zu fassen und die Wunde zu heilen. Sie war jetzt tot, aber sie musste nicht tot bleiben ... sie konnte untot sein! Aber dann wäre sie nicht mehr sie selbst, nicht mehr meine Marilena, sondern nur noch ein Schatten von ihr, eine Sklavin, die hilflos meinem Befehl folgen musste, wann immer ich rief – ein Vampir. Nein, ich konnte den Gedanken nicht ertragen, sie so zu sehen, mit keinem eigenen Willen mehr.
    Ich könnte sie auch ausweiden und eine nekromantische Lesung in ihr vornehmen, in der ich alles über das Verbrechen meines Bastards erfahren würde. Denn auch wenn sie so betäubt gewesen war, dass sie seine Handlungen vergessen hatte, so würde ihr Geist doch davon wissen, ihr Fleisch würde sich daran erinnern. Aber auch das konnte ich nicht, denn ich wusste, dass das tote Fleisch die Qual der nekromantischen Berührung fühlt, und ich wollte ihr nicht noch weitere Schmerzen zufügen. Ja, wenn ich doch nur ein Necroscope gewesen wäre, was? Aber zu dieser Zeit war mir diese Fähigkeit noch gänzlich unbekannt.
    Und so saß ich da für lange, lange Zeit, bis ihr Blut und ihre Hirnmasse auf mir getrocknet waren und sie kalt und steif in meinen Armen lag. Und als meine Verzweiflung langsam nachließ, begann ich wieder zu denken, und damit drang auch die Wut zu mir durch. Natürlich würde ich Janos töten, Zentimeter für qualvollen Zentimeter. Aber bevor ich ihn töten konnte, musste ich ihn erst einmal finden.
    Ich riss mich zusammen und ließ Grigor Zirra und die anderen Szgany-Anführer zu mir kommen. Einige von ihnen schliefen in den unteren Teilen meines Schlosses, wo ich ihnen in bequemeren Zeiten ein fast ständiges Wohnrecht zugestanden hatte. Damit war jetzt Schluss, denn härtere Zeiten standen bevor. Und die begannen sofort!
    Ich führte Grigor zu Marilenas Leichnam. »Das hat dein Enkelsohn getan, dessen Zirra-Blut unrein ist. Von heute an sind die Szgany Zirra verflucht! Du bist nicht länger willkommen im Haus des Ferenczy. Pack dich und alle, die zu dir gehören und verschwinde von hier. Und von heute an lass dich nie wieder in diesen Gefilden blicken.«
    Als er gegangen war, wandte ich mich an denjenigen meiner Anführer, der damals so offen zu mir gewesen und mir so aufsässig entgegengetreten war. »Wie konnte es so weit kommen?«, wollte ich von ihm wissen. »Hast du in meiner Abwesenheit nicht über das gewacht, was mir gehörte?«
    »Aber, mein Herr«, antwortete er mir. »Nicht mich, sondern Euren Sohn, habt Ihr angewiesen, über Euer Haus und Eure Ländereien zu wachen.« Er zuckte auf eine, wie es mir schien, gefühllose Art mit den Achseln. »Ich habe Euer Vertrauen oder Eure Gunst schon seit Jahren nicht mehr genossen.«
    »Bist du nicht ein Szgany?«, knurrte ich, während sich in meinem Schädel Wamphyri-Zähne bildeten und meine Fingerspitzen sich in Messer verwandelten. »Und bin ich nicht der Ferenczy? Seit wann muss ich um das bitten, was mir von Geburt an zusteht, oder anordnen, was immer zu deinen Aufgaben gehört hat?« Meine Worte waren sehr ruhig, aber alle im Zimmer wichen ein wenig zurück bis auf den Einen, den ich so angesprochen hatte, und den ich an der Schulter festhielt.
    Und dann zog er ein Messer und versuchte, nach mir zu stechen! Aber ich lächelte ihn nur auf meine grimmige Art an und hielt ihn mit meinen Augen fest. Zitternd ließ er das Messer fallen. »Ich ... ich habe Euer Vertrauen verraten. Verbannt auch mich, Herr, und lasst mich mit den Zirras gehen.«
    Ich zeigte ihm meine Zähne in dem aufgeplatzten blutigen Gaumen und öffnete weit den Mund, damit er die Spannweite meiner Kiefer bewundern konnte. Er wusste, dass ich diese Kiefer um sein Gesicht schließen und es ihm vom Schädel reißen konnte. Aber ich zog ihn nur zu einem der hohen Fenster hinüber. »Dich verbannen? Gibt es denn einen Ort, wohin du möchtest?«
    »Überallhin!«, keuchte er. »Jeder Ort da draußen ist recht, mein Herr!«
    »Da draußen?«, fragte ich und blickte aus dem Fenster. »So sei es!« Und

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