Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
bevor er noch etwas sagen konnte, hob ich ihn auf und schleuderte ihn hinaus. Er schrie einmal auf, bevor seine Knochen auf den Felsen zerbarsten, dann war er still.
    Daraufhin wären die anderen Anführer am liebsten geflohen, aber ich warnte sie: »Flieht nur, und ich werde euch einen nach dem anderen aufspüren und eure Herzen essen.« Als sie dann zitternd, aber ruhig vor mir standen, befahl ich ihnen: »Und jetzt geht und findet meinen Sohn. Findet ihn und bringt ihn mir, damit ich mit ihm abrechnen kann. Und danach kommt alle zu mir, denn wir müssen über wichtige Dinge reden. Wir werden auf einen großen Kreuzzug gehen, ihr und ich. Faethor Ferenczy wird wieder aufstehen und eine Macht in der Welt sein, und ihr alle werdet ein Vermögen erwerben. Ja, aber das wird Männerarbeit sein, und ihr müsst es euch verdienen!«

ELFTES KAPITEL
    Ein entferntes Klappern lenkte Harry einen Augenblick von der Geschichte des toten Vampirs ab. Er entschuldigte sich für einen kurzen Moment und musterte die verwilderte Landschaft aus morastiger, mit den Spuren der Baumaschinen durchzogener Erde und zerfallenden, zum Teil zerstörten Häusern, die sich bis zum Horizont erstreckte. Selbst die Sonne, die ihm warm in den Nacken schien und Dampfschleier aus den trüben Tümpeln aufsteigen ließ, konnte die Trostlosigkeit der Szenerie nicht vertreiben. Eine Handvoll stählerner Dinosaurier auf ihrer Wanderung, groteske Silhouetten, die sich in Wolken aus Staub und blauen Abgasqualm hüllten. Es war unwahrscheinlich, dass die Bulldozer in diese Richtung kommen würden, aber ihr Anblick brachte Harry wieder die Zeit in Erinnerung. Es musste ungefähr neun Uhr morgens sein. Er musste zurück nach Bukarest; sein Flug nach Athen war für 12:45 Uhr gebucht.
    Harry?, meldete sich Faethor und seine mentale Stimme war kaum mehr als ein leichtes Seufzen. Ich spüre die Sonne auf der Erde und sie schwächt mich. Soll ich weitererzählen oder verschieben wir das lieber auf ein andermal?
    Harry dachte darüber nach. Er hatte bereits eine Menge über Janos erfahren, er war ein Vampir mit gewaltigen mentalen Fähigkeiten. Und doch war laut Faethor sein Sohn kein richtiger Vampir in der vollen Bedeutung des Wortes, wenigstens war er das damals vor beinahe achthundert Jahren nicht gewesen. Aber Harry hatte so nicht nur eine Möglichkeit, mehr über seinen unmittelbaren Feind zu erfahren, sondern auch über Vampire im Allgemeinen. Er war zwar auf diesem Gebiet bereits ein Experte, aber man konnte nie genug über Kreaturen wie diese wissen. Nicht wenn sein Leben und wahrscheinlich auch die Leben von anderen davon abhingen.
    Sehr richtig, meinte Faethor. Na gut, dann fahre ich fort. Ich mache es so kurz wie möglich...
    Meine Szgany fanden den Mistkerl vor Angst schlotternd in einer Höhle hoch oben in den Bergen. Ich stieg hinauf und befahl ihm herauszukommen. Er kam zum Eingang, der auf einen Vorsprung in einer steil abfallenden Felswand mündete.
    Obwohl er noch jung war, war Janos bereits groß und stark. So groß wie Thibor in seiner Jugend, beinahe so groß wie ich selbst. Er hatte Angst, aber er war kein Feigling. Er hatte sich einen Ast abgeschnitten und zu einem Pflock zurechtgeschnitzt. »Komm nicht näher, Vater«, drohte er mir, »oder ich durchbohre dein Vampirherz!«
    »Ach mein Sohn«, sagte ich, ohne daran Anstoß zu nehmen. »Das hast du bereits getan. Ich dachte, du würdest mich lieben! Ich wusste es sogar! Und ich wusste auch, dass du deine Mutter liebtest – aber ich wusste nicht, auf welche Art. Und jetzt? Was weiß ich denn wirklich von dir außer der Tatsache, dass du mein Sohn bist? Offenbar doch sehr wenig.« Ich ging einen einzigen Schritt voran auf die Höhle zu.
    »Auf jeden Fall kannst du sicher sein, dass ich dich töten werde«, schnaubte er mir entgegen, »wenn du versuchen willst, mich zu bestrafen!«
    »Dich bestrafen?« Ich ließ die Schultern hängen und schüttelte traurig den Kopf. »Nein, ich suche nur nach einer Erklärung. Du bist mein Fleisch, Janos. Soll ich denn meinen eigenen Sohn strafen, gerade jetzt, wo ich doch von allen Kreaturen bestimmt die einsamste bin? Ja sicher, ich war wütend, aber ist das denn so schwierig zu verstehen? Und was hat meine Wut bewirkt? Deine Mutter ist tot und von uns gegangen, und wir müssen beide auf die Frau verzichten, die wir so sehr geliebt haben. Und jetzt ist kein Zorn in mir übrig.«
    »Du ... du hasst mich nicht?«
    »Dich hassen? Meinen eigenen Sohn?« Wieder

Weitere Kostenlose Bücher