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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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weinte herzerweichend, aber nur Harry Keogh konnte ihn hören.
    Und trotz seiner Versprechen war es ihm egal.
    Später, als sie zurück im Hotel waren, wo Harry auf einem eigenen Zimmer bestanden hatte, versuchte er, Möbius zu kontaktieren. Er griff mit seinem Necroscopenverstand hinaus an einen Ort, den er sehr gut kannte: den Friedhof in Leipzig, auf dem August Ferdinand Möbius’ sterbliche Überreste seit einhundertzwanzig Jahren begraben lagen, und von wo aus der unsterbliche Geist des Mathematikers und Astronomen aufgebrochen war, um das Universum zu erforschen.
    Sir?, begann Harry wie immer respektvoll. August? Ich bin es, Harry Keogh. Ich weiß, es ist einige Zeit vergangen, seit ich mich das letzte Mal gemeldet habe, aber ich hatte gehofft, wir könnten wieder miteinander reden.
    Er wartete, aber es kam keine Antwort, da war nur eine schmerzhafte Leere. Er hatte nichts anderes erwartet: Der Mann, der ihn gelehrt hatte, in eine eigentlich völlig hypothetische fünfte Dimension zu reisen und sie sich zunutze zu machen, war jetzt gerade selbst dort draußen und ging seinen eigenen Beschäftigungen nach. Harry hatte keine Ahnung, wann er zurückkommen würde. Wenn er überhaupt zurückkommen würde.
    Aber falls Harry jemals eine Chance gegen Janos haben wollte, dann war Möbius seine einzige Hoffnung. Deswegen versuchte er es weiter, eine Stunde lang, dann zwei, bis schließlich Darcy an die Tür klopfte. »Glück gehabt?«, fragte er, als der Necroscope ihm die Tür öffnete.
    Harry schüttelte den Kopf. Und dann sagte er etwas unter diesen Umständen Überraschendes: »Ich habe Hunger.«
    Sie aßen alle auswärts, in einer Taverne, die Manolis empfohlen hatte.
    Während des Essens beschrieb Harry ihnen, wie sie seiner Meinung nach weiter vorgehen sollten. »Manolis«, sagte er. »Ich muss nach Ungarn reisen. Zuerst nach Budapest und von da nach Halmagiu auf der anderen Seite der Grenze. Das sind ungefähr zweihundertfünfzig Kilometer. Sobald ich im Land bin, kann ich über die Straße oder mit der Bahn reisen; natürlich werde ich dort als Tourist auftreten. Wie ich über die Grenze nach Rumänien komme, weiß ich noch nicht. Darüber mache ich mir Gedanken, wenn ich da bin. Wie lange wird es dauern, mir die nötigen Papiere zu besorgen?«
    Manolis zuckte mit den Achseln. »Du brauchst keine. Dein englischer Pass weist dich als Schriftsteller aus, er hat einen griechischen Einreisestempel – das spricht doch alles für einen Touristen oder einen Schriftsteller, der Recherchen unternimmt. Du kannst einfach über Athen nach Budapest fliegen. Schon morgen, wenn du willst. Gar kein Problem.«
    »So einfach ist das?«
    »Ungarn ist nicht Rumänien. Die Kontrollen sind nicht so streng. Es fliehen sogar jeden Tag Rumänen nach Ungarn. Wann willst du los?«
    »In drei oder vier Tagen«, erklärte Harry. »Sobald wir hier fertig sind. Aber wie ich bereits sagte, was Janos angeht, haben wir es nicht eilig. Ich glaube, er wird sich einfach da oben in den transsilvanischen Bergen einigeln und auf mich warten. Er weiß, dass ich irgendwann doch kommen werde.«
    Manolis blickte ihn an und sah wieder weg. »Wir haben es nicht eilig«, murmelte er und schüttelte leicht den Kopf.
    »Es reicht«, sagte Harry sofort. Seine Stimme hatte einen harten, schroffen Ton. »Ich weiß, was dich stört. Hör zu, ich versuche, es so einfach wie möglich zu erklären. Und dann sollten wir beide diese Sache endlich ad acta legen! Entweder hat Janos Sandra bereits vampirisiert oder nicht. Wenn nicht, dann behält er sie als As im Ärmel, für den Fall, dass ich ihm mit etwas komme, womit er nicht gerechnet hat. In diesem Fall ist sie seine Geisel. Aber das ist nur die Möglichkeit, die ich mir erhoffe, nicht die, die ich für wahrscheinlich halte. Und im anderen Fall, wenn er sie vampirisiert hat ... dann werde ich, wenn ich nur die geringste Chance dazu bekomme, mein Bestes tun, um sie zu töten! Um ihretwillen! Aber wenn ich mich jetzt auf Sandra konzentriere und alles andere in den Hintergrund dränge, bin ich einfach nicht in der Lage, nüchtern zu denken. Und wir müssen jetzt alle nüchtern denken. Okay, ich weiß, du hältst mich für eiskalt, Manolis, aber können wir die Sache jetzt damit abschließen?«
    Manolis schüttelte den Kopf. »Ich halte dich nicht für kalt, nur für sehr stark. Das muss mir nur immer wieder in Erinnerung gerufen werden, das ist alles. Es ist nun einmal so, Harry, einige von uns sind nicht so

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