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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Armstrongs tote Stimme war voller Erstaunen und Unglauben. Du redest mit mir?
    Ich habe mit viel schlimmeren Leuten als mit dir geredet, Seth. Und außerdem, ich schätze mal, du warst nur ein weiteres Opfer, wie so viele andere. Ich glaube nicht, dass du etwas dafür kannst, was aus dir geworden ist.
    Stimmt, ich konnte wirklich nichts dafür, antwortete der Amerikaner mit spürbarer Erleichterung. Fünfeinhalb lange Jahre war ich nichts weiter als ... als eine Fliege in seinem Netz. Er war mein Meister; ich musste ihm dienen. Nichts, was ich getan habe, geschah aus meinem eigenen freien Willen.
    Ich weiß, sagte Harry, aber es gefällt ihnen, so zu tun, als würde man sich frei entscheiden. Ich glaube, auch wenn sie wissen, dass es eine Lüge ist, ist es das Einzige, das ihrem Gewissen Absolution verschafft: die Behauptung, man tue die Dinge aus eigenem freien Willen.
    Gewissen? Armstrongs Geist war verbittert . Zwinge mich nicht zum Lachen, Harry. Kreaturen wie Janos Ferenczy haben noch nie unter so niederen Wehwehchen gelitten.
    Du bist also froh, von ihm befreit zu sein? Warum dann das Bedauern? Du gehörst jetzt zu den zahllosen Toten. Was, wie so viele von ihnen mir versichert haben, gar nicht so schlimm ist, wie man meinen könnte.
    Ach?, meinte Armstrong. Glaubst du wirklich, die Toten würden sich mit jemandem wie mir abgeben?
    Harry dachte einen Moment nach: Da gibt es zumindest zwei, die mir sofort einfallen. Und wahrscheinlich noch mehr. Was ist mit deinen Eltern, Seth?
    Er fühlte das Nicken des anderen. Sie sind schon seit einiger Zeit tot, ja. Aber glaubst du wirklich ...?
    Ich glaube, wenn du dich einigermaßen beruhigt hast, wäre es eine gute Idee, eine Kontaktaufnahme zu wagen. Und was die Große Mehrheit angeht, wer kann das sagen? Vielleicht werden sie dich gar nicht so hart anfassen, wie du glaubst. Ich kann auf jeden Fall ein gutes Wort für dich einlegen.
    Das würdest du tun?
    Warum fragst du die Toten nicht einmal nach mir, meinte Harry, wenn du die Gelegenheit hast? Ich glaube, sie werden dir bestätigen, dass ich kein so schlechter Kerl bin. Aber vorher kannst du mir noch einen Gefallen tun.
    Armstrongs Gedanken verdüsterten sich wieder. Es gibt nichts umsonst, nicht wahr? Nicht mal an diesem Ort.
    Nein, du hast mich falsch verstanden, Seth, versicherte Harry. Auch wenn du jetzt Nein sagst, macht das keinen Unterschied. Ich werde sie trotzdem bitten, nicht zu hart mit dir ins Gericht zu gehen. Du bist tot und verbrannt und, wie sie alle wissen, kannst du nicht mehr bestraft werden, als du es bereits bist.
    Wie kann ich dir helfen?
    Janos ist verschwunden. Er ist nicht mehr in Rhodos, wahrscheinlich nicht einmal mehr auf den Inseln. Und er hat eine Frau – du würdest wohl sagen, meine Frau – mitgenommen. Ich will wissen, wo er ist.
    Sie ist ein Köder in seiner Falle. Ich schätze, du weißt das?
    Ja, sicher weiß ich das. Aber ich werde ihm trotzdem folgen.
    Dann geh nach Rumänien.
    Harry stöhnte. Ich habe es befürchtet: Das ist die schlimmstmögliche Variante. Ich bin gerade in Rumänien gewesen. Ein zweites Mal wird das nicht so einfach.
    Pech, da ist er nämlich. In seinem Schloss in den Bergen oberhalb von Halmagiu. Er hat gesagt, du wärst sein einziger lebender Feind und der schlimmste mögliche Gegner, und wenn er dir gegenübertreten sollte, dann müsste es dort sein, zu seinen Bedingungen und auf seinem Terrain. Er hat das so vorausgesehen, und so wird er das Spiel spielen. Aber Harry ... Ich hoffe, du hast das Mädchen nicht geliebt.
    Nein! Harry biss die Zähne aufeinander, schüttelte den Kopf und versuchte, die ungeheuerlichen Bilder zu verscheuchen, die Armstrongs Worte heraufbeschworen hatten. Eine instinktive Reaktion auf etwas, von dem er hoffte, dass es nicht ausgesprochen werden würde. Sag es mir nicht!
    Armstrong schwieg, aber der Necroscope spürte sein Mitleid und sogar so etwas wie Schuldgefühle. Plötzlich wusste Harry Bescheid. Er hatte es vermutet, aber er hatte sich dem Gedanken verweigert. Bis jetzt. Du hast sie zu ihm gebracht, nicht wahr?
    Armstrong schluchzte wieder. Es ändert alles, ja? Es war eine Feststellung, keine Frage. Ja, er ist in ihren Verstand eingedrungen, und ich habe sie zu ihm gebracht.
    Harry tobte nicht, er fluchte nicht, er stand auf und ging mit gesenktem Kopf davon.
    Darcy und Manolis kamen hinter ihm her, sahen erst ihn an, dann sich gegenseitig und stellten keine Fragen. Hinter ihnen fauchte und zischte der Ofen und ein Mann

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