ENTSEELT
musste nach Luft schnappen, aber er versuchte zu erspähen, wonach der Wolf blickte. Und als er es sah, wusste er, dass er kurz vor einer Ohnmacht stand. Sein Blut sackte in die Beine, ihm wurde schwarz vor Augen, aber er durfte jetzt nicht das Bewusstsein verlieren. Nicht an diesem schrecklichen Ort und ganz bestimmt nicht zu diesem Zeitpunkt.
Die Urne rülpste. Dampfwölkchen entströmten wie kleine Rauchringe der grotesken Öffnung. Schwarzer Schleim, der innen hochblubberte, sammelte sich auf dem kalten Rand des Gefäßes, wo er wie Teer zu erstarren schien. Als Vulpes Blut aufgesaugt wurde, bildete sich etwas und dehnte sich in der Urne aus. Das Blut diente als Katalysator und transformierte das, was sich in der Urne befand.
Laverne konnte nur schreckensstarr zusehen. Ein gefleckter, blaugrauer, von roten Adern durchzogener Schleimtentakel schlängelte sich aus der Öffnung der Urne hoch zu dem Steinausguss. Er wurde länger und länger und glitt wie eine Schlange über die Blutspur zurück zu der Stelle, an der Vulpe aufgespießt dalag.
Der Fangarm schien mit einer eigenen Intelligenz ausgestattet. Er schlängelte sich um das rechte Bein, wo es am Knie abgewinkelt war, glitt an dem aufgespießten Schenkel entlang über den Bauch und dann über die sich hebende und senkende Brust.
Vulpe keuchte weiterhin »ah ... ah ... ah«, doch der Schmerz hatte ihn beinahe vollkommen abgestumpft, ihn in einen apathischen Zustand versetzt, und der Blutverlust tat ein Übriges dazu.
Indem er das letzte Quäntchen Kraft aus dem hintersten Winkel seines Willens mobilisierte, gelang es ihm irgendwie, sein Gesicht von dem eisernen Stachel zu befreien, der seine rechte Wange und den Unterkiefer durchbohrt hatte. Bis zum letzten Moment bei klarem Verstand, sah er so, was da auf seiner Brust hockte und in diesem Augenblick einen platten, hin und her pendelnden blinden Schlangenkopf ausbildete.
Sein blutüberströmter Mund öffnete sich – vielleicht versuchte er vergeblich, einen Schrei auszustoßen –, und das wurmartige Etwas stieß sofort in die Öffnung hinein und zwängte sich durch die widerstrebende Speiseröhre.
Vulpe bäumte sich auf den Eisenspitzen auf; seine Mundwinkel zerrissen, als seine Kiefer auseinandergezwängt wurden und der faltige pulsierende Rumpf der Kreatur sich in ihn hineinschob.
Die Urne war jetzt leer. Sie dampfte und war schleimbedeckt, wo der Schwanz dieser schneckenartigen Kreatur entlanggeglitten war.
Aber Vulpe würgte noch Blut, und blutige Bläschen liefen ihm aus der Nase, während sich diese Monstrosität in ihn hineinzwängte. Sein Hals war unnatürlich geweitet, wo sie entlangglitt, seine Augen waren hervorgequollen und drohten aus den Höhlen zu treten. Seine vierfingrigen Hände hatten sich von den Eisenspitzen losgerissen und krallten sich in das Monster, das gewaltsam in ihn eindrang. Sie versuchten, es wieder herauszureißen, aber vergeblich.
Einen Moment später war die Kreatur zur Gänze in ihm verschwunden, aber er zappelte immer noch auf den eisernen Spitzen, warf den Kopf hin und her und verspritzte Blut und Schleim um sich.
»Oh mein Gott! Allmächtiger Gott im Himmel!«, heulte Laverne. »Stirb doch, um Himmels willen! Lass los! Sei still!« Und es war, als hätte George Vulpe ihn gehört. Er gab auf und regte sich ... nicht ... mehr ...
Die ganze Szenerie schien eingefroren, die Zeit stillzustehen. Der große Wolf war eine Statue, die den Weg nach vorn versperrte. Die Fledermäuse hinter ihm füllten fast vollständig seinen einzigen Weg zurück aus. Neben ihm der ausgeblutete und auf schreckliche Weise wieder aufgefüllte Leichnam seines Freundes auf seinem Lager aus spitzen Eisenstangen. Nur die flackernde Fackel in Lavernes Hand zeigte noch ein Eigenleben, und auch das erlosch allmählich.
In einer heftig zitternden Hand hielt er die qualmende Fackel, in der anderen seine Taschenlampe. Er wusste nicht, wieso er weder das eine noch das andere verloren hatte. Aber jetzt überkam ihn die Wut, und er attackierte mit dem brennenden Scheit die Wand aus Fledermäusen. Doch die wichen nicht vor der Flamme zurück, sondern stürzten sich darauf und erstickten sie mit ihren versengenden, zischenden Körpern. Ein Dutzend toter oder sterbender Fledermäuse fiel zu Boden und wurden von der pelzigen Woge ihrer Artgenossen untergepflügt, die jetzt voranflatterten.
Da verlor Laverne die Nerven. Verzweifelt schrie er heiser auf. Er verschluckte sich, rang nach Luft und schrie
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