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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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über der Öffnung, die sie verdeckt hatte. Laverne leuchtete mit der Lampe in das Loch und sah Steinstufen, die nach unten führten. Die muffige Luft, die von unten heraufdrang, brachte einen Hauch von Verbranntem, von Moschus und von anderen, weniger leicht zu identifizierenden Düften mit sich. Als er in die Dunkelheit hinunterblickte, sah er noch einen Funken gelben Lichtes, der sich sofort in unergründlichen Tiefen verlor.
    Der füllige junge Amerikaner zögerte einen Moment, doch er musste diesem Rätsel einfach nachgehen. »George?«, rief er erneut, aber es war mehr ein krächzendes Flüstern, während er sich durch die Öffnung quetschte.
    Es war leicht, dort unten den Bezug zur Zeit und die Orientierung zu verlieren. Dazu kam noch, dass Lavernes Taschenlampe einen Wackelkontakt hatte; der Lichtstrahl war schwach, fiel des Öfteren aus und ließ sich nur durch heftiges Schütteln der Lampe reaktivieren.
    Die Steinstufen waren schmal und führten spiralförmig um eine massive Säule herum nach unten. Aber auf der anderen Seite waren nur Dunkelheit und hallende Leere, und Laverne versuchte verzweifelt, nicht darüber nachzudenken, wie tief er fallen mochte, wenn er auf den Stufen ausrutschte. Er stieg ganz vorsichtig Stufe um Stufe hinab. Aber wie mochte es George Vulpe ergehen, der an so einem Ort schlafwandelte? Falls er schlafwandelte.
    Schließlich endete die Treppe in einem Kellergeschoss, wo noch überall die Auswirkungen eines Brandes oder einer Explosion zu sehen waren: Die Wände waren flammengeschwärzt und angesengt, und aus der Decke waren behauene Steine herausgebrochen und auf dem Boden gelandet. Hier bildete ein weiterer Stein eine zweite Falltür, und weitere Stufen führten hinab, immer tiefer hinab ...
    Manchmal sah Laverne ein Flackern, das nicht von einer Taschenlampe, sondern von einer Fackel stammte, unter ihm in unbestimmbarer Tiefe, manchmal drang auch der Geruch brennenden Wergs zu ihm hoch. Aber es gab keinerlei Geräusch von Vulpe, der diesen Ort wie seine Westentasche kennen musste, um alle Gefahren und Schwierigkeiten so laut- und problemlos zu umgehen. Woher er das so genau wissen konnte, war eine andere Sache. Aber je tiefer Laverne hinabstieg, desto größer wurde seine Wut. Es war offensichtlich, dass das alles ein gewaltiger Witz auf seine und Seth Armstrongs Kosten sein musste, in den wohl auch Gogosu eingeweiht war. Seit sie gestern Abend den alten Jäger getroffen hatten, schien ihr gesamtes Unternehmen vorherbestimmt, geplant gewesen zu sein. Aber von wem? War George nicht hier geboren? Und hatte er nicht hier seine Kindheit verbracht – oder wenn schon nicht hier, dann doch irgendwo in Rumänien?
    Und dann schließlich Vulpes Abstieg in die dunklen Gewölbe dieses Gemäuers, sobald er die anderen schlafend glaubte. Was für eine Überraschung plante er jetzt wieder? Und warum machte er sich überhaupt diese ganze Mühe? Wenn er diesen Ort kannte und hier schon einmal gewesen war – vielleicht als kleiner Junge –, warum hatte er sie dann nicht eingeweiht? Es hätte der Unternehmung nichts von ihrem Reiz genommen.
    »Das Schloss Ferenczy!«, schnaubte Laverne vor sich hin. »So eine Scheiße!« Wie viel Leu hatte Vulpe wohl ausspucken müssen, damit der alte Gogosu bei dieser Farce mitmachte?
    Als er in dem zweiten Kellergeschoss angelangte, war er schon richtig wütend, und er blieb stehen, um jetzt lauter zu rufen: »George! Was zum Teufel soll das hier alles?«
    Sein Rufen erschütterte die stehende Luft und ließ Staubwolken aus unergründlichen Höhen herabrieseln. Die Stimme kehrte als verzerrtes und misstönendes Echo zu ihm zurück, und er erforschte nervös seinen Aufenthaltsort mit dem trüben, flackernden Lichtstrahl seiner Taschenlampe.
    Er befand sich in den Katakomben des Schlosses. Die Wände waren mit Fresken bemalt, es gab viele Bogengänge und im Laufe der Jahrhunderte schwarz gewordene Eichenregale mit Urnen und Amphoren, uralten Spinnweben und dicken Staubschichten. Und im Staub zeichneten sich Fußspuren ab, und gar nicht wenige. Die Frischesten davon mussten die Vulpes sein. Laverne folgte den Spuren und sah weit vor sich das Aufflackern einer Fackel, das den Bogen eines Durchgangs erhellte, bevor es wieder verschwand.
    Du Scheißkerl!, dachte Laverne. Du müsstest taub sein, um nicht zu wissen, dass ich hier bin! Du hast da einiges zu erklären, alter Kumpel. Und wenn mir dann nicht gefällt, was du mir sagst ...
    Hinter und über ihm, auf den

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