ENTSEELT
erneut; er schlug mit beiden Armen in der fast vollständigen Dunkelheit um sich, wobei der ersterbende Strahl seiner Taschenlampe hin und her tanzte und ihm kaum Licht spendete.
So sah er nicht, wie George Vulpe sich aufrichtete und sich von den Eisenspitzen befreite, die ihn durchbohrt hatten, und er sah auch nicht, dass dessen Blutungen aufgehört hatten und die Wunden sich von selbst schlossen. Genauso wenig sah er, wie Vulpe aus dem Graben kletterte und lächelnd die Ohren des alten Wolfes tätschelte. Vor allem dieses Lächeln entging ihm.
Und weil er all diese Dinge nicht wahrnahm, ließ er die Taschenlampe erst fallen und brach in einer Art Schockzustand auf dem Boden zusammen, als Vulpe plötzlich direkt vor ihm auftauchte. Dieses Auftauchen, die glühenden roten Augen und die völlig fremdartige, belegte Stimme gaben ihm den Rest. Die Stimme sagte: »Mein Freund, du bist aus eigenem Willen hierhergekommen. Und kann es sein, dass du blutest?«
Vulpes Nasenlöcher blähten sich witternd, und die Augen wurden zu feurigen Schlitzen in dem unnatürlich bleichen Gesicht. »Tatsächlich. Also wirklich, es sollte sich jemand um die Wunde kümmern – bevor etwas hineingerät.«
Emil Gogosu erwachte, weil jemand neben ihm kauerte. Es war der junge Gheorge, der ihn mit einer Hand wachrüttelte und mit der anderen den Finger warnend an die Lippen hielt. »Pssst!«
»Häh? Was ist los?«, flüsterte Gogosu. Er war schlagartig wach und blickte sich suchend um. Das Feuer brannte nur noch schwach, seine dunkle Glut spiegelte sich rot in Vulpes Augen. »Haben wir schon Morgengrauen? Das hätte ich nicht gedacht!«
»So spät ist es noch nicht!«, antwortete der andere ebenfalls flüsternd, wenn auch heiser und drängend. »Aber da ist etwas.« Er stand auf. »Folge mir und nimm dein Gewehr mit.«
Gogosu schälte sich aus seiner Decke, griff nach seiner Waffe und sprang leichtfüßig auf. Er war stolz darauf, dass seine alten Gelenke nicht schmerzten.
»Komm«, sagte Vulpe, und ging vorsichtig, als wollte er Armstrong nicht wecken.
Als sie das Lagerfeuer und die Ruinen hinter sich ließen und die Dunkelheit sich um sie schloss, griff der Jäger nach Vulpes Arm.
»Was ist mit deinem Gesicht? Ist das Blut? Was ist passiert, Gheorghe? Ich habe nichts mitbekommen.«
»Ja, das ist Blut«, antwortete Vulpe. »Ich hatte Wache. Ich habe etwas gehört, in den Bäumen da, und wollte nachsehen. Es war ein Hund oder ein Fuchs – vielleicht sogar ein Wolf –, auf jeden Fall hat das Viech mich angegriffen. Ich habe es in die Flucht geschlagen. Aber ich glaube, es hat mich ins Gesicht gebissen. Und es ist immer noch da. Es ist mir gefolgt, als ich dich geholt habe.«
»Es ist immer noch hier?« Gogosu wandte den Kopf von einer Seite zur anderen. Der Mond stand jetzt niedriger, und sein graues Licht strömte zwischen diesigen Wolken hervor. Der Jäger sah nichts, aber der junge Amerikaner führte ihn weiter.
»Ich dachte, du könntest es vielleicht erschießen. Du hast gesagt, du hast schon früher hier oben Jagd auf einen Wolf gemacht.«
»Ja, das stimmt«, sagte Gogosu und musste hastig ausschreiten, um Schritt zu halten. »Ich habe ihn auch getroffen. Ich habe gehört, wie er aufgejault hat, und habe auch die Blutspur gesehen!«
»Na, jetzt hast du noch eine Chance!«
»Wie?« Der Jäger war beunruhigt. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er versuchte, im Mondlicht einen klaren Blick auf seinen Gefährten zu erhaschen. »Was ist mit deiner Stimme los, Gheorghe? Steckt dir was in der Kehle? Du stehst immer noch unter Schock, was?«
»Das stimmt«, sagte Vulpe, jetzt mit tieferer Stimme, »es war schon ein Schock ...«
Gogosu blieb stehen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. »Ich sehe keinen Wolf!« Seine Stimme klang vorwurfsvoll. »Weder einen Wolf noch einen Fuchs noch ... noch sonst etwas.«
»Ach nein?« Vulpe blieb ebenfalls stehen. »Und was ist das?« Er deutete mit dem Finger. Da bewegte sich etwas lautlos, grau gesprenkelt, nah am Boden, wo das Mondlicht helle Flecken unter den Bäumen hinterließ. Es war kurz zu sehen und sofort wieder verschwunden. Aber der Jäger hatte es erkannt. Und als wäre noch eine Bestätigung nötig, drang ein leises Knurren aus der Nacht zu ihnen herüber.
»Verflucht«, zischte Gogosu, »ein Graubart!« Er schob sich an Vulpe vorbei und rannte gebückt auf die Bäume zu.
Vulpe kam hinter ihm her, holte ihn ein und deutete zur Seite. »Da läuft er.«
»Wo? Wo? Verdammt,
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