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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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warf ihn ins Feuer. Funken stoben auf, die kleinen Flammen bleckten höher, und Armstrong sah die blutverschmierten Risse in der Kleidung des anderen, das zerfetzte, aber fast schon wieder regenerierte Gesicht, die Feuer der Hölle, welche die Augen darstellten.
    »Oh Gott – Gott – Gott!«, keuchte der baumlange, schlaksige Kerl. »George, was zum Teufel geht hier vor?«
    »Sei ruhig«, sagte der andere wieder. Er hatte den Kopf zur Seite geneigt. Geraume Zeit starrte er in Armstrongs schreckensstarres Gesicht, musterte es. Er überlegte. Schließlich traf er eine Entscheidung: »Du bist ein großer, starker Mann, und ich kann nicht ganz allein in dieser Welt existieren. Nicht jetzt und auch so bald noch nicht. Ich muss Dinge lernen, bestimmte Orte aufsuchen, Angelegenheiten erledigen. Ich brauche einen Helfer. Ich muss Dinge lernen, bevor ich ... lehren kann. Weißt du, ich habe zwar etwas aus Gheorghes Verstand entnehmen können, bevor er seinen Schwur erfüllt hat. Aber das war nicht genug. Vielleicht war ich zu ungeduldig. Was verständlich wäre.«
    »George.« Armstrong leckte sich nervös über die Lippen. »Hör mir zu.« Zitternd streckte er dem anderen eine Hand hin, aber sofort öffnete der alte Wolf seinen Rachen und präsentierte nadelspitze Zähne. Er hob den Bauch vom Boden und schob sich näher heran.
    »Ruhe, habe ich gesagt!«, sagte der mit dem Gewehr und hob den Lauf, bis die Mündung gegen Armstrongs hüpfenden Adamsapfel drückte. »Wenn der Graubart meine Wünsche begreift, warum du dann nicht? Womöglich bist du ja ein Dummkopf – in dem Fall hätte ich meine Zeit verschwendet. Ist das so? Verschwende ich meine Zeit? Soll ich dem ein Ende machen, einfach abdrücken und von vorne anfangen?«
    »Ich ... ich werde mich nicht mehr rühren!«, stieß Armstrong hervor. Seine Stimme war nur ein heiseres Flüstern. Ihm war der kalte Schweiß ausgebrochen. »Ich werde ruhig sein! Und ... mach dir keine Sorgen, George. Ich werde dir helfen. Egal, welche Laus dir da über die Leber gelaufen ist, ich werde dir helfen!«
    »Ich weiß, dass du das tun wirst«, sagte dieser – dieser Fremde? – und starrte ihn weiter durch seine blutroten Augen an.
    »Ich tue alles, was du sagst. Wirklich alles!«
    »Ja, auch das«, nickte der andere. »Dann fangen wir doch einmal mit etwas Einfachem an. Sieh mir in die Augen, Seth Armstrong!« Er schwenkte die Mündung des Gewehrs zur Seite und lehnte sich vor, bis sein schreckliches hypnotisches Gesicht nur noch wenige Zentimeter von dem Armstrongs entfernt war. »Sieh genau hin, Seth. Sieh durch meine Augen hindurch in das Blut und das Hirn und die Struktur meines Verstandes. Die Augen sind die Fenster der Seele, Seth, wusstest du das? Die Tore zu den Träumen, zu den Leidenschaften und Wünschen. Das ist der Grund, warum meine Augen rot sind. Denn die Seele dahinter ist von einem blutig roten Parasiten zerrissen und verschlungen worden.«
    Seine Worte lösten ein schleichendes Grauen aus, aber vor allem erzeugten sie Ehrfurcht, eine Lähmung, eine Verdrängung des Schreckens. Armstrong wusste, was das bedeutete: Hypnose. Er spürte, wie sein Willen nachgab. Aber Vulpe – oder wer das auch war in Vulpes Körper – hatte recht in seiner Einschätzung, Seth Armstrong war stark. Und bevor seine Willenskraft ganz zusammenbrach, stieß er die Waffe zur Seite, so dass der Lauf auf den Wolf gerichtet war, und griff nach der Kehle seines Peinigers. »Ich ... mach ... dich ... fertig, George!«, keuchte er.
    Als sich die Finger des Texaners um Vulpes Hals schlossen, stieß der Doppelgänger einen grunzenden Schrei aus und krallte sich in sein Gesicht. Die vier Finger der linken Hand klammerten sich in Armstrongs Mundwinkel und rissen ihm die Unterlippe auf. Armstrong heulte vor Schmerz, biss heftig zu und trennt Vulpes kleinen Finger am Mittelgelenk ab, bevor der seine Hand zurückziehen konnte.
    Das Gewehr ging los, Mündungsfeuer blitzte auf, und der Schuss dröhnte von den Berggipfeln zurück. Der große Wolf hatte seine Erfahrungen mit Gewehren. Er war zwar nicht verletzt, aber er jaulte auf und ging mit gesträubtem Fell auf Abstand.
    Vulpe kam stolpernd auf die Füße. Er gab unartikulierte Laute von sich und umklammerte seine verletzte Hand. Armstrong spuckte Vulpes kleinen Finger aus, der an einem Faden aus Blut und Speichel an seinem Mund kleben blieb. Der Texaner hatte jetzt die Waffe, und er wusste, wie man damit umging. Aber bevor er sie auf den Wahnsinnigen

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