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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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nächste Runde«, sagte er.
    Ab da begann es gewaltig schiefzulaufen.
    Auf dem Weg zur Bar fiel sein Blick auf ein Pärchen, das am Kanal im Gras saß. Das Paar tauschte innige Küsse aus. Er konnte fast schmecken, wie ihr Speichel sich vermischte. Das Mädchen war Jenny. Der Anblick versetzte ihm einen regelrechten Schlag gegen die Brust – wie mit einem Sack voller Blei. Es raubte ihm den Atem. Irgendetwas war anders an Jenny. Sie hatte noch nie so gut ausgesehen. Sie hatte abgenommen, und ihr Haar war geschnitten und gefärbt. Ihm fiel auf, dass ihre Fingernägel nicht wie üblich abgekaut, sondern lang, manikürt und lackiert waren. Sie glänzten im Haar des Mannes, dessen Kopf sie hielt, während sie ihn küsste. Wer zum Teufel war dieser Typ?
    Als Ray klar wurde, dass er die beiden anstarrte, bewegte er seine Füße in Richtung Bar, während der Rest von ihm im Biergarten zurückzubleiben schien.
    Er stellte die Gläser auf die Theke.
    »Zwei Cider, bitte«, sagte er zu Doug, dem Wirt.
    »Alles in Ordnung, Ray? Du siehst fertig aus.«
    »Alles bestens, Doug. Vermutlich zu viel Sonne abbekommen.«
    »Wohl eher zu viel Cider.«
    Ray rang sich ein gequältes Lächeln ab und verkündete pathetisch:
    »Heute wird der Cider meine Medizin sein.«
    Was exakt so hohl war, wie es klang. Doug ignorierte ihn, während er die Drinks zapfte.
    Draußen reichte Ray Delilah ihr Glas und setzte sich auf seinen Platz am anderen Ende des Tischs. Die gute Laune war ihm gründlich verhagelt worden, und er wusste, dass man ihm das ansah. Er wollte mit Delilah flirten, aber hatte plötzlich nicht mehr das Zeug dazu. Er wich ihrem Blick aus und ging nicht auf ihre Bemerkungen ein. Sein Beitrag zum Tischgespräch versiegte nahezu vollständig. Wenn er nicht trank, starrte er ins Glas und überließ sich der wohltuenden Wirkung des Ciders.
    Das ist meine Sucht, meine Bewältigungsstrategie, mein Schutzraum. Und – scheiße nochmal! – es funktioniert.
    Schluck für Schluck verkroch er sich tiefer in die neblige Sicherheit des Rauschs; tiefer, als selbst er es normalerweise für diese Tageszeit als angemessen empfand. Aber gerade ging ihm das gehörig am Arsch vorbei – schließlich hatte er ja auch nichts Wichtiges mehr zu erledigen. Es fiel ihm schwer, nicht an Jenny zu denken: Das Bild ihres Gesichts, fest verschweißt mit dem Gesicht eines Fremden, wollte ihn nicht in Ruhe lassen. Ohne wirklich mitzubekommen, worüber gesprochen wurde, verdöste er die folgenden sechzig Minuten. Dann schien die Gruppe sich plötzlich zum Aufbruch bereitzumachen. Er blickte auf seine Uhr. Es war fast drei.
    Statt Delilah abzuschrecken, hatte Rays ignorantes Verhalten ihr gegenüber dafür gesorgt, dass sie nun umso entschlossener war, ihn näher kennenzulernen. Als alle anderen gegangen waren, kam sie aus dem Schankraum zurück und setzte sich neben ihn.
    »Du siehst aus, als würdest du ziemlich in den Seilen hängen, Raymond.«
    »Niemand nennt mich Raymond. Es heißt Ray.«
    »Lass mich raten: Ich hab Recht.«
    »Ich bin eh auf’m Sprung.«
    »Bock auf’n Tütchen unterwegs?«
    Ray blickte auf.
    Jetzt sprach die Kleine seine Sprache. Doch sofort wurde er misstrauisch. Was, wenn ihm sein Ruf, immer gutes Zeug dabeizuhaben, vorausgeeilt war? Wenn sie nichts weiter von ihm wollte, als sich auf seine Kosten zu bedröhnen?
    »Warum nicht?«, erwiderte er. Und dann, um sie zu testen: »Was hast du dabei?«
    »Ein paar schön klebrige Dolden von meinem Kumpel aus Crowthorns.«
    Crowthorns? Von diesem Dealer hatte Ray noch nie gehört. Obwohl er ziemlich betrunken war, drang die Information zu ihm durch, und er speicherte sie sofort ab. Manche Dinge waren einfach wichtig. Das hier gehörte dazu.
    »Klingt gut. Wo sollen wir hingehen?«
    »Lass uns irgendwo draußen bleiben. Es ist zu schön, um drinnen abzuhängen.«
    »Wow, das nenne ich radikales Denken für einen Grufti. Seid ihr nicht allergisch gegen Sonnenstrahlen? Verfallt zu Staub oder so?«
    Delilahs Enttäuschung war offensichtlich. Sie schien zu erwägen, ihm doch noch den Laufpass zu geben.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du jemand bist, der nach Äußerlichkeiten urteilt. Ich dachte, du bist nicht wie alle anderen. Damit lag ich wohl falsch.«
    »Ach komm. Das war doch nicht ernst gemeint.«
    Er versuchte sich an einem schiefen Lächeln.
    »Ich meine, guck mich doch an. Sehe ich etwa aus, als wäre das mein Ernst gewesen?«
    »Bist du dir sicher, dass du’s dir nicht anders überlegt

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