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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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Bohnenkaffee auf den Tresen stellte, suchte sie nach den richtigen Worten, um das Gespräch zu eröffnen.
    Mavis ersparte ihr die Mühe.
    »Ich habe hier etwas für dich, meine Liebe«, sagte sie und platzierte einen großen braunen Umschlag auf der Frühstückstheke.
    »Das sieht ja spannend aus. Soll ich ihn sofort öffnen?«
    »Warum wartest du nicht damit, bis du dir deinen Kaffee eingeschenkt hast?«
    Wieder stand Mavis’ Gesichtsausdruck im Widerspruch zu ihren betont höflichen Worten, und plötzlich wurde Tammy klar, dass dies womöglich kein netter Plausch bei Kaffee und Keksen werden würde. Sich mit jemandem zu unterhalten, um dessen geistige Gesundheit es zumindest fragwürdig bestellt ist, könnte sich als ziemlich anstrengend erweisen. Sie tadelte sich ob ihrer Eigennützigkeit. Mavis hatte ihr immer unterstützend zur Seite gestanden – auch wenn Tammy sich für so unabhängig hielt, dass sie auf niemandes Unterstützung angewiesen war -, und die seltsame alte Schachtel hatte sonst keinen Menschen. Tammy würde sich Mühe geben, es Mavis so angenehm und gemütlich wie möglich zu machen. Ihre unerwartet mildtätigen Anwandlungen überraschten sie selbst.
    »Bedien dich bitte, Mavis.«
    Sie hatte sogar die Ingwerkekse auf den Tresen gestellt, die sie üblicherweise für sich zurückhielt. Dann griff sie nach dem Umschlag, fuhr mit einem Tafelmesser unter die Lasche und öffnete ihn mit einem Schwung. Sie kippte den Inhalt auf den Tresen.
    Schnappschüsse von ihr und dem Jungen. Nicht explizit, aber explizit genug. Das Blut schoss ihr ins Gesicht.
    »Ich verstehe nicht, Mavis. Was ist das?«
    »Ich nahm an, es wäre offensichtlich.«
    »Aber warum? Wer hat die gemacht, und wo hast du …«
    Um Himmels willen, sie war das . Sie hat sie gemacht .
    Nein. Unmöglich. Nicht die putzige, wunderliche Mavis von gegenüber.
    Von gegenüber.
    Von dort waren diese Bilder aufgenommen worden. Fotos von Haustür und Flur. Fotos vom Schlafzimmer.
    »Du bist eine Nutte, Tamsin. Eine Hure Babylons. Wie konnte ich mich nur so in dir täuschen. Es zerreißt mir das Herz, wenn ich daran denke, dass ich meine Zeit damit verschwendet habe, einer Frau zu trauen, die zu so etwas fähig ist. Zu einer solchen Täuschung. Einer solchen … Abscheulichkeit.«
    Ein oder zwei Momente verstrichen, bevor Tamsin antwortete. Höhe und Lautstärke ihrer Stimme schwollen an, während sie ihre Worte wiederfand.
    »Wag es ja nicht, über mich zu urteilen, Mavis. Wag es nicht, in mein Haus zu kommen und über mein Leben zu urteilen. Was ist mit dir? Wie vielen Menschen hast du hinterherspioniert? An wie vielen schmutzigen kleinen Geheimnissen hattest du teil? Fährst du darauf ab, Mavis? Machst du das, weil du niemanden zum Reden hast? Scheiße noch mal, was kümmert es mich, wenn sie dich in irgendeiner Irrenanstalt wegschließen. Wie kannst du es wagen, hierherzukommen und dich aufzuführen, als wärest du die oberste Sittenwächterin? Du bist nichts als eine durchgeknallte Spannerin auf der Suche nach einem billigen Kick.«
    Tammy schleuderte die Bilder über den Frühstückstresen.
    »Nimm diesen Dreck und mach, dass du rauskommst, du kranke Hexe.«
    Sie stand auf und baute sich vor Mavis’ Stuhl auf. Die Frau wirkte geschockt. Die Finger einer Hand flatterten nach dem Seidenschal, den sie ständig trug. Befriedigt registrierte Tammy, wie verängstigt sie aussah, und wies mit dem Finger Richtung Haustür.
    »Raus. Und lass dich hier nicht mehr blicken.«
    Mavis räusperte sich, blieb aber sitzen.
    »Ich finde, du solltest mir erst einmal zuhören, bevor du …«
    »Nicht ein weiteres Wort werde ich mir von dir anhören, Mavis Ahern. Du bist hier nicht länger willkommen.«
    »Ich werde deinem Mann davon berichten, Tamsin. Den Brief an ihn habe ich bereits geschrieben.«
    Tammy platzte der Kragen.
    »Tu es, und ich bringe dich um.«
    Sie drehte sich um und zog ein Tranchiermesser aus dem hölzernen Block neben der Spüle. Drohend hielt sie ihr die Spitze ins Gesicht.
     
    Als es an der Tür klingelte, war Mason wie üblich im Garten. Hätte er sich nicht gerade über den Außenwasserhahn gebeugt, um etwas zu trinken, hätte er das Klingeln vermutlich nicht gehört.
    Die Sonne stand hoch am Himmel und ließ ihn schwitzen, obwohl er im Gemüsebeet lediglich nach dem Rechten sah. Es kamen nicht besonders häufig Leute an seine Tür. Vielleicht ein paar Zeugen Jehovas oder einer der wenigen Vertreter, die noch nicht begriffen hatten, dass

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