Entspannt erleben - Babys 1. Jahr
gewaltigen Freude und Hoffnung auf ein gesundes Kind, aber auch der Angst, ob alles gut geht, und der Unsicherheit, wie Sie mit der neuen Situation klarkommen.
Ich habe als Hebamme viele Familien bei diesem Prozess begleitet und auch das Heran wachsen meiner eigenen Kinder erlebt. Mit diesem Buch möchte ich Ihnen meine Erfahrungen weitergeben. Manchmal kann es hilfreich sein, die Ursache für das Verhalten des Kindes zu kennen, manchmal brauchen Sie auch nur einen schnellen praktischen Tipp, wie Sie mit der Situation umgehen können. In diesem Buch finden Sie beides. Es soll Sie dabei unterstützen, einen ganz eigenen Weg der Betreuung und Begleitung im ersten Lebensjahr zu finden, ganz im Einklang und im Vertrauen auf Ihre eigenen Gefühle.
Die Bedürfnisse Ihres Kindes
Spätestens mit der Geburt beginnt ein neuer Abschnitt in Ihrem Familienleben. Im Mittelpunkt steht das Neugeborene. Sein Bedürfnis nach Nähe, Nahrung und Pflege sowie seine Äußerungen bestimmen den Alltag weitestgehend. Ab der ersten Lebensminute sucht es Sie mit Blicken. In den ersten Lebensstunden mustert es Sie eingehend. Für das Gedeihen des Kindes sind die Bindung, das verlässliche Verhalten der Eltern und deren feinfühliger Umgang mit dem Neugeborenen genauso wichtig wie Nahrung. Kinder kommen mit sehr unterschiedlichen Temperamenten zur Welt. Da gibt es die oder den Energischen, der lautstark seine Forderung nach Essen und Körperkontakt in die Welt schreit. Oder aber die oder den Leisen, Zurückhaltenden, die bzw. der zufrieden ist, auch wenn nicht alle Bedürfnisse endgültig befriedigt wurden und damit den Eltern Sorge bereitet, wenn das Gewicht zu langsam steigt, da sie/er zu wenig trinkt. Der Lernprozess für Sie als Eltern besteht darin, beiden gerecht zu werden, entweder durch beruhigendes Einwirken oder durch die Ermunterung, das Leben in Angriffzu nehmen.
Ihr Baby ist es aus der Zeit im Bauch gewohnt, dass es bei gleicher Temperatur und immer gleichen Lichtverhältnissen geschaukelt wird. Aber nun erlebt es Hunger, verschiedene Geräusche, unterschiedliche Lichtverhältnisse, Berührungen sowie Kleidung – und all das kennt es nicht. Diese neuen Erlebnisse muss Ihr Baby erst verarbeiten. Dem Gehirn Ihres Kindes stehen aber nicht alle Verarbeitungsmechanismen zur Verfügung, die größere Kinder und Erwachsene haben. Wie kann diese Umstellung gelingen? Indem Ihr Baby liebevoll und kontinuierlich von Ihnen begleitet wird. Vom Arm der Eltern sehen viele Dinge nicht mehr so bedrohlich aus. Und wenn Mutter oder Vater trösten, wenn es im Bauch kneift oder im Kopf drückt, dann lässt sich das leichter aushalten. Das Gefühl „Wir lieben dich, du bist unser geliebtes Kind, so wie du bist“ ist das größte Geschenk, das Sie im ersten Lebensjahr Ihrem Kind machen können. Es gleicht einem Kapital, auf dem Ihre Tochter und Ihr Sohn ihr Leben aufbauen können. Kinder, die um Zuneigung kämpfen müssen, die erfahren, dass ihre Bedürfnisse und Empfindungen nicht anerkannt werden, erleben ein Defizit, das sie nicht selten im Erwachsenenleben in Form von mangelndem Selbstwertgefühl ständig begleitet: „Meine Empfindungen und Wünsche sind nichts wert.“ Keine gute Basis für ein glückliches Leben.
Die Familie, ein System in Bewegung
Neben den Veränderungen, denen Sie sich als Eltern gegenübersehen, um den Alltag zu organisieren, stellt die Geburt eines Kindes auch auf der Beziehungsebene eine große Herausforderung dar. Eine Familie ist nicht immer ein ruhiger Hafen, in dem sich alle von den Anstrengungen der Welt draußen erholen können. Mitunter kommt es zu heftigen Stürmen in diesem Hafen. Jedes Familienmitglied hat seine eigenen Wünsche und Vorstellungen, die es miteinander in Einklang zu bringen gilt. Vermeiden Sie in diesem Zusammenhang Schuldzuweisungen, die zu einem schlechten Gewissen führen. Reden Sie miteinander und vertrauen Sie sich Ihre Gefühle an. Sie müssen neue Wege im Umgang miteinander finden.
Wenn Sie als Paar Ihr erstes Kind bekommen, entsteht eine Dreiecksbeziehung, die bekanntermaßen schwer zu leben ist. Die Krönung der Liebe ist gleichzeitig eine Bedrohung für sie. Niemand kann sich gleichzeitig und gleich intensiv zwei Menschen zuwenden. Wenn Sie als Mutter Ihr Kind stillen, werden Sie kaum auf ein Gesprächsangebot Ihres Partners eingehen können. Andererseits kommt Ihr Mann vielleicht nach Hause, gibt Ihnen einen flüchtigen Kuss und wendet sich sofort dem Baby zu. In der Familie werden
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