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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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als seine Opfer?«, fuhr Jake fort. »Beziehungsweise wenn nicht direkt seine Opfer, dann diejenigen, die seinetwegen ihr Leben lassen mussten – was mehr oder weniger auf dasselbe hinausläuft. Ich glaube, mit denen werde ich anfangen.«
    Aber ist das denn nicht eines deiner Probleme?, meinte Korath. Dass die Toten nicht mit dir reden wollen?
    »Ja, und zwar wegen dir«, nickte Jake. »Aber diejenigen, die ebenso sehr auf Rache versessen sind wie ich, werden schon mit mir reden. Immerhin bin ich der Einzige, der ihnen zu geben vermag, was sie möchten.Und ich weiß, dass mindestens eine unter ihnen ist, die ... die ... na ja, ich weiß , dass sie mit mir sprechen wird.«
    Wirst du sie als Erstes aufsuchen, deine tote Geliebte?
    Jake schüttelte den Kopf. »Als Letztes. Erst muss ich mich damit zurechtfinden, wie es funktioniert, und dann, wenn ich dazu in der Lage bin … werde ich wohl … ich weiß nicht … dann werde ich wohl den Mut finden müssen. Schließlich habe ich sie im Stich gelassen ... Dann werde ich mit Natascha sprechen. Aber vorher gibt es da noch ein paar andere. Im Leben waren sie Abschaum – gemeine Mörder und Drogen vertickende Dreckschweine, die auch vor einer Vergewaltigung nicht zurückschreckten. Und im Tod? Was haben sie jetzt? Wir können ziemlich sicher sein, dass die zahlreichen Toten nichts mit ihnen zu tun haben wollen – ebenso wenig wie mit dir! Diese Leute waren Castellanos Gefolgsmänner, seine Bande, aber nach allem, was ich mitbekommen habe, hatten sie Angst vor ihm. Nun, wo sie nichts mehr zu verlieren haben, bin ich ihre letzte Chance, Rache zu üben, die einzige Gelegenheit, es ihm irgendwie heimzuzahlen. Rache macht einen Heidenspaß, Korath.«
    Oh ja, das macht sie!, antwortete Korath. Bei sich dachte er: Glaube mir, Jake Cutter, den allergrößten Spaß werde ich mit dir haben – du widerspenstiger Narr! Zu Jake jedoch sagte er nur: In Ordnung, ich bin bereit. Es wird mir ein Vergnügen sein, mit dir zusammenzuarbeiten. Fangen wir an.
    »Erst wenn ich ausgeschlafen habe«, erwiderte Jake. »Ich muss eine Menge Schlaf nachholen, Korath – und auch das liegt allein an dir. Also mach, dass du wegkommst. Und ich warne dich: Spüre ich nur die leiseste Erschütterung im metaphysischen Äther ...«
    … Schon gut! Ich habe verstanden. Ich werde abwarten, bis du mich rufst.
    »Und ich werde dich rufen«, sagte Jake. »Denn mit Trask und dem E-Dezernat verschwende ich, offen gesagt, bloß meine Zeit. Ich glaube nicht, dass sie je begreifen werden, was mir zu schaffen macht – das können sie gar nicht, weil sie nie so eine Erfahrung machten. Ich war so verloren, so hilflos – aber das ist jetzt vorbei: Jetzt bin ich am Zug. Also keine Sorge, ich werde dich rufen. Morgen, sobald ich aufwache.«
    Aber morgen ist ein neuer Tag, sagte Korath. Tag im Gegensatz zur Nacht, und du wirst wach sein, anstatt zu träumen. Meinst du, du kannst dich noch daran erinnern, Jake, wenn du wach bist?
    »Ich glaube schon«, erwiderte Jake. »Weißt du, anscheinend werde ich immer besser darin. Ich meine, in all dem hier, und zwar unentwegt.«
    Das stimmte, und der Vampir war sich nicht sicher, ob ihm das gefiel. Dann also morgen, sagte Korath nachdenklich. So sei es. Und schlafe gut, Jake Cutter.
    Jake spürte, wie die Kreatur von ihm wich, wie sie wegkroch und im Dunkel seiner Träume verschwand ...

NEUNTES KAPITEL
    VAVARA UND MALINARI
    Ben Trask und Millicent Cleary aßen in einem Londoner Restaurant zu Abend. Zur gleichen Zeit nahm auf Krassos Malinari in einer Taverne an der Strandpromenade von Skala Astris einen kleinen Schluck gekühlten, dunkelroten Mavrodaphne aus seinem fein geschwungenen Glas. »Wie sagt dir eigentlich das griechische Essen zu, meine Liebe?«, wollte er von seiner Begleiterin wissen. Vavara blickte ihn an, sah sein sardonisches Grinsen, das einem, wenn auch finsteren, menschlichen Lächeln am nächsten kam, und bemühte sich, nicht das Gesicht zu verziehen. Ihr war klar, dass diese Frage Malinaris groteske Vorstellung von einem Witz war – ein Versuch, sie aufzumuntern und womöglich ein bisschen aus der Reserve zu locken. Das war ja auch der Grund, weshalb sie sich heute Abend aus dem Kloster gewagt hatten, wegen ihrer Depression und schlechten Laune – aber sie hatte nicht vor, ihm die Genugtuung zu geben, diese Tatsache einzugestehen. Immerhin war Malinari ja die Hauptursache für ihre Unzufriedenheit.
    Anstatt also lachend den Kopf in den Nacken zu werfen und

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