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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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habe gut zwei Dutzend Leute, Männer und Frauen, durch den Hintereingang des Hotels ein und aus gehen sehen. Aber niemanden mit Nadelstreifen, Schirm und Melone. Nur normale, ganz unauffällig aussehende Leute, das muss man sich mal vorstellen.
    Das ist so ungefähr alles, Luigi. Das war‘s. Nein, warte, da ist noch etwas. Wegen dieser drei Invasoren. Wenn diese Leute vom E-Dezernat über sie sprachen, fassten sie sie immer unter einem komisch klingenden Namen zusammen, und zwar ... und zwar ...«
    »Nun?«, wollte Castellano wissen. In seiner Stimme schwang weniger eine Drohung mit als vielmehr brennendes Interesse, wenn nicht gar Faszination ...
    »Mist! Gleich fällt es mir wieder ein«, sagte Lefranc. »Aber ich habe es ohnehin auf Band, und das werde ich mitbringen, sobald ich von hier wegkomme. Äh, Luigi ...?«
    »Das könnte noch eine Weile dauern«, sagte Castellano nach einem Augenblick nachdenklichen Schweigens. »Denn was du mir erzählt hast, klingt sehr … interessant, Alfonso. Womöglich bist du über etwas von größter Wichtigkeit gestolpert. Was diesen Jake Cutter betrifft ... anfangs dachte ich, er sei bloß ein – wie sagt man? – harmloser Unbeteiligter? Jemand, der mir zufällig in die Quere kam und beseitigt werden musste. Ich hätte ihn niemals für mehr gehalten, nicht bis du ihn in Australien mit diesen Leuten zusammen sahst. Doch nun ...«
    »Jaaa?«
    »Nun sehe ich ihn in einem gänzlich anderen Licht.« Castellanos Stimme war tief und dunkel. »Ich halte es für möglich – ich weiß nicht, aus welchem Grund, aber ich halte es für möglich , dass Jake Cutter Dinge weiß, die ich liebend gern in Erfahrung bringen würde. Mit einem Mal kommt er mir äußerst wichtig vor, und dies nicht allein deshalb, weil er ein paar meiner besten Männer umgelegt und es vielleicht sogar auf mich abgesehen hat. Nein, die Frage ist, weshalb er dies alles getan hat – und weshalb er nicht aufhört damit, obwohl er doch eigentlich wissen müsste, dass sein Leben auf dem Spiel steht – das interessiert mich.«
    »Äh, doch wegen der Kleinen, oder?« Lefranc stand vor einem Rätsel. Seiner Auffassung nach handelte es sich schlicht und einfach um einen Rachefeldzug.
    »Falsch«, sagte Castellano, und seine Stimme klang dabei noch tiefer. »Cutter arbeitet für jemanden, für eine Sache – im Auftrag dieses E-Dezernats, wie es den Anschein hat. Aber ich glaube nicht, dass es sich einfach um Polizisten handelt. Wie es aussieht, haben diese Leute die Lizenz, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen, beziehungsweise es völlig zu ignorieren. Und Jake Cutter ist ganz gewiss kein gewöhnlicher Bulle ...«
    Lefranc wartete ab, sagte nichts, und schon im nächsten Moment hatte sein Gebieter sich wieder gefangen. In nicht mehr ganz so leidenschaftlichem, nahezu normalem Tonfall fuhr er fort: »Bleib an der Sache dran, Alfonso. Das hast du gut gemacht, bislang haben mich deine Bemühungen nicht enttäuscht. Aber ich bin sicher, dass man noch eine Menge mehr über diese Leute herausfinden kann. Also bleib, wo du bist. Falls du Geld brauchst, kein Problem, von nun an hast du unbeschränkten Zugang zu meinen Londoner Konten. Aber ich will Ergebnisse sehen. Du meldest dich täglich – jederzeit, ganz gleich ob Tag oder Nacht – aber benutze Garzias Nummer, nicht diese hier. Garzia wird, was auch immer du ihm erzählen magst, an mich weiterleiten. Und vor allem, sei vorsichtig und denke daran: Sollten sie dich je schnappen und einem Verhör unterziehen, darfst du auf gar keinen Fall meinen Namen nennen. Solltest du ihn trotzdem aussprechen, wäre dies das Letzte, was du auf dieser Welt tust ...«
    »Natürlich, Luigi. Mach dir keine Sorgen deshalb«, erwiderte Lefranc. Er stand in seiner Telefonkabine an der Victoria Station, und seine Mundwinkel zuckten unkontrolliert. Doch Castellano hörte ihn schon nicht mehr, denn er hatte bereits aufgelegt.
    Und nun fiel Lefranc auch der Name wieder ein, nach dem er sein Gedächtnis vergeblich durchforstet hatte. »Wamphyri!«, murmelte er vor sich hin, nun, da es niemand mehr mitbekam. »Scheiße, ja, das war es: Wamphyri!«
    Der Intercity hatte den Bahnsteig längst verlassen, und der D-Zug aus Gatwick, der die Reisenden vom Flughafen in die Stadt brachte, fuhr gerade ein. Darum fielen Lefranc, als er den Hörer einhängte und aus der Abgeschiedenheit seiner Kabine ins Freie trat, die beiden verhüllten Nonnen, die vom Bahnsteig aus dem Taxistand zustrebten, nicht weiter

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