Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
ewig währen? Dies waren ein paar davon – die wir beide stellten, wenn ich mich recht entsinne – und wie es aussieht, hat die Zeit wenigstens ein, zwei beantwortet.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum einen das Wie«, sagte Garzia. »Wie können wir all die Jahre überdauern, während andere sterben und zu Staub zerfallen? Nun, ganz offensichtlich ist das Blut das Leben. Indem wir Blut trinken – und so vielen anderen das Leben nehmen, verlängern wir unser eigenes. Doch was die Ewigkeit betrifft ...«
    »Du bezweifelt, dass das, was wir haben, ewig währt?«
    Alles, was Nicosia darauf zu erwidern vermochte, war ein Achselzucken. »Ewig ... das ist eine sehr lange Zeit. Das bedeutet eine endlose Reihe von Tagen, ein Morgen, das nie ein Ende nehmen wird. Ich kenne dich schon sehr lange und spüre eine Unsicherheit an dir, die vorher nicht da war. Beinahe so, als ob bereits der morgige Tag ungewiss wäre. Oh, er wird gewiss anbrechen, das bestimmt, darauf können wir uns verlassen ... aber können wir sicher sein, dass wir ihn noch erleben werden?«
    Castellano erhob sich, streckte sich und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. »Hätte mir das ein anderer gesagt«, meinte er, »würde ich es ihm übelnehmen und vielleicht davon ausgehen, dass er gewisse Wünsche hegt. Denn du sprichst auf eine Zukunft an, an der ich nicht mehr teilhabe. Zumindest die Andeutung einer solchen Möglichkeit schwingt in deinen Worten mit. Aber du bist nicht irgendjemand, Garzia. Du bist mein Gefolgsmann und nicht anders als ich. Ich bin sicher, dass das Leben oder vielmehr der Untod genauso heftig in deinen Adern brennt wie in den meinen. Unter gewissen Umständen könntest du mir – nun, du brauchst es nicht zu leugnen, Garzia, denn ich weiß, dass es nicht immer einfach ist, mit mir auszukommen – du könntest mir den Tod wünschen, niemals jedoch dir selbst! Und, natürlich, sollte ich sterben, dann würdest du mir aller Wahrscheinlichkeit nach dicht auf dem Fuße folgen, und zwar in die Hölle, wie man so schön sagt. Nun ja, sofern wir daran glauben.«
    Garzia erwiderte nichts darauf, sondern sah Castellano lediglich zu, wie dieser mit großen Schritten den Raum durchmaß. »Tatsache jedoch ist«, fuhr Castellano fort, »dass du mich in der Tat sehr gut kennst – weit besser als jeder andere – und was du an mir spürst, macht deinem Wahrnehmungsvermögen alle Ehre. Unsicherheit sagst du – damit liegst du richtig ...«
    Und als Nicosia weiterhin schwieg: »Habe ich dir je meine Geschichte erzählt?« Castellano hielt in seinem Tun inne und blieb mitten im Zimmer stehen. »Nun, natürlich habe ich das! Über die Jahre ein halbes Dutzend Mal oder öfter. Allerdings nur dir, Garzia, denn du bist mein einziger Vertrauter: ›mein Blutsbruder‹, äh?« Seiner Kehle entrang sich ein grollendes Kichern. »Ah, wenn ich dir nicht trauen kann, wem dann? Mein Blut ist das deine und das deine meines, und sollten die Menschen je herausfinden, wer wir wirklich sind« – mit einem Mal war er wieder völlig geschäftsmäßig – »würdest du mein Schicksal mit Sicherheit teilen .«
    »Du weißt, dass du mir vertrauen kannst«, sagte Garzia. »Und zwar nicht nur aufgrund dessen, was wir heute sind, sondern wegen dem, was wir schon immer waren. Wir sind beide Findelkinder, als Jungs waren wir unzertrennlich. Als unser Vormund uns damals, 1930, in die USA mitnahm, waren wir unschuldige Kinder. Später dann, als wir zu jungen Männern herangewachsen waren, drohte der Krieg auszubrechen. Aber da wir uns der Mafia angeschlossen hatten, wurden wir nicht eingezogen, gingen wieder nach Sizilien und brachten ein Stück des amerikanischen Traumes mit uns zurück. Mittlerweile war er allerdings zu unserem Traum geworden, oder vielmehr zu deinem. Du träumtest von unermesslicher Macht, Reichtum, einem Imperium. Was zwischen uns geschah … war ein Unfall, und er verwandelte uns beide. Aber in dir war die Verwandlung … tief greifend, eine grundlegende Angelegenheit!«
    »Nur einmal Blut geschmeckt«, nickte Castellano. »Mehr brauchte es nicht. Das Blut meines einzigen wahren Freundes – das deine, Garzia. Und meine Verwandlung war in der Tat tief greifend. Doch fahre fort, erzähle es so, wie du es in Erinnerung hast.«
    »Wir wandten uns an einen mächtigen Don in Palermo«, sagte Nicosia. »Don Carlo Alcamo; wir wollten ihn als Patron haben, damit er uns den Weg in die sizilianische Bruderschaft ebnete. Doch Don Carlo wies uns zurück! Es war Krieg,

Weitere Kostenlose Bücher