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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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    Der arme Willi! Wir nannten ihn so, »Willi«, nicht weil sein Name Wilhelm war, sondern weil er so einen dünnen Pimmel hatte. Ich habe noch nie einen so fetten Kerl mit einem so dünnen Schwanz gesehen! Aber du hast nicht nur Willis bestes Stück in die Luft gejagt, sondern ihn auch in den Wahnsinn getrieben! Er war zwar schon immer ein bisschen labil, aber dieser Countdown brachte ihn um den Verstand. Nicht anders als Frankie Reggio: Er ist zwar nicht völlig durchgeknallt, aber ziemlich »ausgebrannt«, darauf kannst du Gift nehmen! He, habe ich nicht Sinn für Humor? Nicht schlecht für einen Toten, eh? Aber weißt du – allein der Gedanke daran, wie die beiden ums Leben kamen, würde mir das Wasser in die Augen treiben, wenn ich noch welche hätte! Ich muss schon sagen, nicht schlecht, wie du sie fertiggemacht hast. Insbesondere Frankie.
    »Auge um Auge«, erwiderte Jake, bemüht, nicht zu sehr darüber nachzudenken. »Die beiden mochten es auf die gemeine Tour, und nichts anderes gab ich ihnen. Ihr habt alle nur bekommen, was ihr verdient. Du hast also mit ihnen gesprochen, richtig?«
    Willi redet nicht allzu viel, entgegnete der andere. Er stammelt nur noch vor sich hin. Die paar Male, die ich zufällig auf ihn stieß, wurde ich nicht recht schlau aus ihm. Im Leben war er eine Schwuchtel und ein Feigling ohne jeden Mumm, aber da die körperliche Sache nun nicht länger zur Debatte steht, bleibt ihm im Tod nur noch eines davon. Als er von deinem Plastiksprengstoff zerfetzt wurde, war er verrückt vor Angst, und das hat sich seither nicht geändert.
    »Er war dein Kumpan und es macht dir nicht das Geringste aus?«
    Was? Mein Kumpan?, sagte Jean Daniel. Solange ich lebte, scherte ich mich einen Dreck um diesen fetten, perversen Schlappschwanz! Weshalb sollte ich also jetzt damit anfangen? Und dasselbe gilt auch für Frankie. Ich meine, hier unten könnte ich schon ein bisschen gute Gesellschaft gebrauchen – aber die beiden? Castellano behielt Frankie bei sich, weil er der Konkurrenz beinahe genauso viel Angst einjagte wie der Boss selbst. Aber was Willi Stuker angeht – ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer so einen in seiner Nähe haben möchte. Es sei denn natürlich, weil der Kerl so ungemein fies sein konnte! Castellano steht auf Gemeinheit!
    »Siehst du«, sagte Jake, »du kannst ja doch reden, wenn du erst einmal loslegst.«
    Yeah?, meinte sein Gegenüber. Freut mich, dass du es genossen hast, denn von nun an hat es sich ausgeredet. Über Luigi Castellano werde ich nie einen Ton verlieren, weder im Leben noch im Tod. Weder mit dir noch mit sonst irgendjemandem werde ich über ihn reden. Und da es hier unten sonst niemanden gibt – außer einem Haufen Idioten, die sowieso nichts mit mir zu tun haben wollen – nehme ich an, dass ich sicher bin.
    Jake spürte seine Furcht. »Hast du Angst vor ihm?«, wollte er wissen. »Selbst noch im Tod? Und du nennst Stuker einen Feigling?«
    Ich weiß nicht, sagte Daniel nach einem Augenblick des Schweigens. Kann sein, dass ich immer noch Angst vor ihm habe. Vielleicht aber auch nicht, nicht mehr. Womöglich hasse ich ihn sogar, und sei es nur dafür, dass er immer noch am Leben ist und ich nicht. Aber sehen wir den Tatsachen doch ins Gesicht, Cutter, ich könnte nie jemanden mehr hassen als dich. Also vergiss es, ich habe nicht vor, dir je einen Vorteil über Castellano zu verschaffen. Wenn du dich gegen ihn stellst, stehst du allein – gegen ihn und seine Leute: Du hast nicht den Hauch einer Chance! Selbst Auge in Auge könntest du niemals gegen ihn bestehen. Na ja, vielleicht unterhalten wir uns demnächst ja mal wieder. In nicht allzu ferner Zukunft, hoffe ich.
    »Du wertloser Bastard!«, sagte Jake.
    Wie es aussieht, hast du dir den Falschen ausgesucht, entgegnete Jean Daniel mit allmählich verhallender Totenstimme. Ich tauge nicht zum Spitzel. Vielleicht hättest du dir als Erstes Alfonso Lefranc holen sollen. Oder ist er womöglich als Nächster dran? Nun, was auch immer, Pech für dich, Necroscope …
    »Lefranc?« Jake legte die Stirn in Falten. Der Name war ihm noch nie untergekommen, er hatte keine Ahnung, von wem Daniel überhaupt sprach.
    Jean Daniel bekam seine Gedanken durchaus mit. Doch, du kennst ihn, du dämlicher englischer Mistkerl! Und seine Totensprache beschwor automatisch ein Bild von Jakes viertem Jagdziel herauf – den vorletzten der Kerle, die in jener furchtbaren Nacht in Marseille dabeigewesen waren – einen Mann, den

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