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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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ganz ähnliches Sprichwort.«
    Na dann, sagte Korath. Besser sofort töten, als Verwünschungen auszustoßen, meinst du nicht auch?
    »Für die Sternseite klingt das ja ganz in Ordnung«, sagte Jake, »aber ich glaube nicht, dass so etwas hier allzu gut ankommen würde! Und was Schimpfwörter angeht: Meist sollen sie etwas unterstreichen, oftmals dienen sie auch als Kraftausdrücke oder man gebraucht sie, wenn es einem an ›anständigem‹ Vokabular mangelt. Das jedenfalls sagt Ben Trask. Aber die Wamphyri tun so etwas ja nicht, eh?«
    (Korath zuckte die Achseln.) Um einen Gegner zu unüberlegtem, überstürztem Handeln zu verleiten und so einen Vorteil über ihn zu gewinnen, vielleicht. Aber sonst ist es nicht üblich.
    »Das merke ich mir wohl besser«, meinte Jake.
    Wie du willst (ein erneutes Achselzucken). Und dann, nach einem Moment: Doch dies ist für die Zukunft. Aber was machen wir jetzt, was tun wir als Nächstes? Willst du versuchen, diesen Willi Stuker ausfindig zu machen, und dir das Gestammel eines armseligen Idioten anhören oder lieber ein paar ›flammende‹ Worte von Frankie Reggio? Ganz bestimmt nicht von Letzterem, oder? Er wird doch höchstens ›zündende‹ Reden schwingen (hah!) und seine Antworten dürften absolut wertlos sein. Deine Opfer schulden dir nichts, Jake. Das heißt, dass es unter den zahllosen Toten nur eine Einzige gibt, von der du etwas zu erwarten hast, und selbst das ist bloß eine Mutmaßung.
    »Natascha«, sagte Jake leise. Und mit einem Stirnrunzeln fügte er hinzu: »Sagtest du Mutmaßung?«
    Ja, natürlich. Du hast es doch selber oft genug gedacht, ich habe es in deinem Geist gesehen! Bist du denn nicht zu einem Großteil verantwortlich für Nataschas ... für ihre gegenwärtige Situation?
    Ein paar Sekunden lang herrschte Stille. Jake schwieg. Das Gewissen. Korath hatte den Nagel auf den Kopf getroffen: Was ihn innerlich verzehrte, lag ebenso sehr an ihm selbst wie an sonst jemandem. Denn wäre er Natascha nie begegnet ...
    ... Doch das hatte er schon hundert Mal mit sich ausgemacht, und stets lief es auf dasselbe hinaus: Sicherlich, auch er trug einen Teil der Schuld, die anderen allerdings einen weitaus größeren. Jakes Schuld bestand darin, dass er Natascha geliebt hatte, darum hatte sie seine Liebe erwidert. Die Schuld der anderen bestand darin, dass sie sie dafür umgebracht hatten.
    Und wenn die einzige Möglichkeit, an ihnen Rache zu nehmen, darin bestand, zu Natascha ...
    ... Du willst sie also aufsuchen. Aber wo?
    »An dem einzigen Ort, der mir einfällt«, erwiderte Jake. Für einen Moment klang seine Stimme brüchig, ehe er sich wieder fing.
    Korath sah es in seinem Geist – die Brücke unweit von Riez, im Schatten der Alpes-de-Haute-Provence. Die durchbrochene Mauer, an der Castellanos Gorillas Jakes Wagen – in dem Jake mit Natascha gefangen saß – über die Kante in den Verdon gestoßen hatten, der von einem ganz normalen Fluss zu einem reißenden Strom angeschwollen war.
    »Der Fluss führte Hochwasser«, erklärte Jake. »Irgendwie schaffte ich es, mich aus dem Wagen zu befreien – frag mich nicht, wie. Wir standen beide unter Drogen. Aber ich überlebte und Natascha ... nicht. Ich hatte nicht mehr genug Kraft zu schwimmen, geschweige denn nach ihr zu tauchen! Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich irgendwo weiter flussabwärts ans Ufer gespült wurde. Der Wagen wurde erst nach Wochen gefunden, aber da saß sie immer noch drin. Ich weiß also nicht – vermag es nicht mit Sicherheit zu sagen – aber es könnte möglich sein, dass ein Teil von ihr noch dort ist, an der Stelle, an der sie starb.«
    Du weißt nicht, wo sie begraben liegt?
    »Sie wurde eingeäschert«, sagte Jake. »Ich ... ich habe es gelesen. Sie haben sie verbrannt, ich weiß nicht mehr, wo. Wie es scheint, habe ich das meiste davon verdrängt.«
    Aber die Brücke? Der Fluss?
    »Diesen Ort werde ich niemals vergessen«, sagte Jake. »An diese Koordinaten werde ich mich ewig erinnern.«
    Ein Stück weit die Straße hinab stand in einem Ladeneingang ein uniformierter Gendarm, der Jake schon seit einer geraumen Weile beobachtete. Jakes Gesicht kam ihm irgendwie bekannt vor und sein Verhalten war eindeutig merkwürdig! Mal lehnte er an der Wand, dann richtete er sich wieder auf, ging hin und her, blieb stocksteif stehen, legte den Kopf schief, so als würde er jemandem lauschen, und führte Selbstgespräche. Es war unmöglich, dass er mit jemand anderem redete, denn er

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