ENTWEIHT
Bodescu-Affäre vor über dreißig Jahren gelesen haben – und falls nicht, dann schlage ich vor, dass Sie es jetzt tun – dann werden Sie wissen, was das bedeutet. Es ist gut möglich, dass die Wamphyri sich von nun an nicht mehr damit zufriedengeben werden, einfach nur herumzusitzen und zu warten, bis wir etwas unternehmen, sondern sich stattdessen auf die Suche nach uns begeben!
Ich bin fast fertig. Aber wenn wir hier und jetzt wieder anfangen, erwarte ich von Ihnen ganz besondere Anstrengungen. Ich wünsche tägliche Berichterstattung und dass Sie mehr Zeit auf Ihre Maschinen und auf Ihren Geist verwenden. Setzen Sie Ihre Gerätschaften ein, so gut Sie können, und Ihre Talente ebenfalls. Wir müssen Malinari erneut ausfindig machen, und Vavara und Szwart ebenfalls, und zwar möglichst bald, ehe sich unsere Hochrechnungen als richtig erweisen. Vergessen Sie nicht, unsere drei Jahre sind um!
Und noch eines: Ich verlange von jedem äußerste Wachsamkeit. Nicht meinetwegen, sondern für Sie. Insbesondere im Dunkel der Nacht ...«
Während die ESPer einer nach dem anderen in den Flur hinaustraten und wieder an ihre Arbeitsplätze gingen und die Techniker an ihre Bildschirme und Computer zurückkehrten, stand Trask in der Tür und hielt seine beiden Stellvertreter, Ian Goodly und David Chung, mit den Worten zurück: »Kommt mit in mein Büro. Wir müssen reden.«
»Seit wir zurück sind«, begann er, als sie dort waren, »habe ich euch so ziemlich in Ruhe gelassen. Keine Verpflichtungen, kein zusätzlicher Druck. Denn wenn jemand von uns genug zu tun hat, dann ihr beide. David, obwohl ich noch zwei weitere Lokalisierer habe – von denen Bernie Fletcher wohl der bessere ist – können sie dir, bei allem nötigen Respekt, nicht das Wasser reichen. Und Ian, unsere übrigen Hellseher sehen bloß dem Namen nach in die Zukunft. Im Grunde haben sie nur Ahnungen und stellen kluge Vermutungen darüber an, wie irgendetwas ausgehen wird. Aber da wir für Hochrechnungen ja Computer haben, besteht ihr einziger Vorteil darin, dass man sie nicht programmieren muss. Wie üblich seid ihr beiden also meine wichtigsten Männer. An Telepathen haben wir keinen Mangel; Liz Merrick macht sich ganz gut, will mir scheinen, und zwar trotz dieses plötzlichen ›Rückschlags‹ mit Jake Cutter, den ...«
»Den du ihm nicht abkaufst?« Fragend hob Ian Goodly die schmale Augenbraue. So hoch gewachsen und spindeldürr, wie er war, wirkte er eher wie ein pensionierter Leichenbestatter.
Trask schüttelte den Kopf. »Nein, das nehme ich ihm nicht ab. Liz ist für mich wie ein offenes Buch – und ich habe auch mitbekommen, wie sie Jake in der Einsatzzentrale angesehen hat. Sie glaubt, er hat das Ganze abgewürgt und sie absichtlich aus seinem Geist ausgesperrt. Und was Jake betrifft: Nun, aus ihm werde ich überhaupt nicht mehr schlau! Es ist, wie ich vermutete: Er hat nicht vor, es uns leicht zu machen. Und am schwersten ist es wohl für Liz – ich glaube, sie hat sich in ihn verknallt.«
»Verknallt?« (Abermals hob Goodly die Augenbraue, diesmal womöglich noch höher.) »Du liebe Zeit! So langsam merkt man wirklich, dass du alt wirst. ›Sie steht auf ihn‹, sagt man heute dazu. Oder auch ›Sie will ihm an die Wäsche!‹«
»Was auch immer«, meinte Trask achselzuckend.
»Jake wird bei uns bleiben«, erklärte Goodly mit der ruhigen Gewissheit, die Trask bereits kannte.
»Hast du das gesehen?«
»Ich sehe Jake ständig in der Zukunft. Keine Einzelheiten, nichts Eindeutiges, aber er ist definitiv da.«
»Auf unserer Seite, oder stellt er sich gegen uns?«
»Ich kann es nicht sagen. Vielleicht beides?«
»Huh!«, seufzte Trask und holte tief Luft, ehe er fortfuhr: »Na ja, wie gesagt, ihr seid die Top-Leute, und nun liegt es an euch, die anderen zu motivieren und dafür zu sorgen, dass sie den Hintern hochkriegen, während ihr weiterhin euer Bestes gebt, um unter den gegebenen Umständen euren Job zu erfüllen. Soll heißen, ich weiß, dass es euch nicht leicht fällt, unter Druck zu arbeiten. Eure Fähigkeiten sind nun mal anders geartet und funktionieren mehr oder weniger so, wie sie wollen.«
»Eben«, sagte Chung. »Und was Jake Cutter angeht, hat mein Talent sich noch nie größere Frechheiten erlaubt. Alles, was jemals Harry gehörte – diese alte Haarbürste hier zum Beispiel – erwacht zum Leben, sobald Jake nur in der Nähe ist. Er kann uns gern vormachen, dass er es nicht mehr ›drauf hat‹ oder dass es
Weitere Kostenlose Bücher