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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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stellen.
    Jake lockerte seine Abschirmung ein wenig und erhob sich. »Sagtest du etwas? Oder war es einer von denen da draußen, die gerade im Begriff sind, die letzte Tür zu öffnen?«
    Hier! , knurrte Korath. Die Formel. Setze sie ein, machen wir, dass wir von hier verschwinden.
    Und während die merkwürdig fließenden Gleichungen sich vor Jakes geistigem Auge abzurollen begannen, erschuf er, noch bevor die Tresortür geöffnet werden konnte, eine eigene Tür und trat hindurch ...
    Jake war noch keineswegs geschickt darin, die Koordinaten einzuschätzen. So kam es, dass er ziemlich unbeholfen mitten auf einer belebten Strandpromenade im Osten der Stadt aus dem Kontinuum auftauchte, direkt vor einem jungen Pärchen, das Arm in Arm den breiten Gehweg entlangschlenderte. Noch bevor er den Mund aufmachen konnte, um sich zu entschuldigen, entschuldigte der junge Mann sich bereits für seine Ungeschicktheit – offensichtlich hatte er gar nicht darauf geachtet, wohin er ging – und Jake flüchtete sich in einen Laden, der, wie er wusste, hochwertige optische Geräte vertrieb – der Ort, wohin er von Anfang an gewollt hatte.
    Er erstand ein Fernglas, suchte sich einen schattigen Türeingang und machte sich auf den Weg nach Paris.
    Wir müssen endlich damit anfangen, diese Sache kontrolliert anzugehen, meinte Korath. Wir müssen aufpassen, wo und wie wir wieder auftauchen. Ach, übrigens, wo befinden wir uns jetzt eigentlich? So, wie du deinen Geist halb abschirmst, vermag ich es nie mit Gewissheit zu sagen.
    »Was hättest du denn davon, wenn du es wüsstest?«, sagte Jake. »Du hast doch sowieso keine Ahnung von dieser Welt.«
    Und die werde ich auch nie bekommen, wenn wir so weitermachen, erwiderte Korath. Na gut, ich gebe ja zu, dass mein Verhalten in diesem Tresorraum nicht ganz korrekt war – aber dass ich es versuchte, kannst du mir nicht zum Vorwurf machen. Dennoch wollte ich deine missliche Lage nicht ausnutzen, sondern es uns beiden lediglich einfacher machen. Wenn ich nicht weiß, was du vorhast, vermag ich dir nicht zu helfen, und ganz bestimmt nicht, solange du darauf beharrst, einen Großteil deines Geistes vor mir verschlossen zu halten.
    »Genau darauf beharre ich.«
    In der Tat, seufzte Korath. Ebendeshalb muss ich dich noch einmal fragen: Wo sind wir eigentlich?
    »Wir befinden uns im Bezirk Saint-Germain-des-Prés der französischen Hauptstadt«, erklärte Jake. »In Paris, im Quartier Latin. Früher kam ich hin und wieder mit meiner Mutter hierher, wir übernachteten immer in ein paar netten kleinen Hotels.«
    Und warum ausgerechnet hierher?
    »Warum nicht? Das Essen ist gut, und hier kennt mich kaum jemand. Außerdem, was macht es schon? Wir können uns überallhin begeben, wohin wir wollen.«
    Korath schwieg einen Moment. Dann sagte er: Das gefällt mir!
    »Oh?«
    Du sagtest »wir«. Das heißt, du fängst an, uns beide als Gespann zu betrachten.
    »Das sind wir ja auch«, entgegnete Jake. »Und zwar gemäß unserer ursprünglichen Abmachung. Nun, ich könnte sogar meine Abschirmung ein wenig fallen lassen, vorausgesetzt ich könnte darauf bauen, dass du keine dämlichen Risiken mehr eingehst.«
    Du hast mein Wort, sagte Korath, bemüht, es gerade noch ehrlich genug klingen zu lassen. Denn es war bestenfalls ein sinnloses Unterfangen.
    »Na gut«, meinte Jake. »Meine Umfassungsschilde habe ich fallen lassen. Aber ich werde es sofort merken, wenn du versuchst, auch nur einen einzigen Schritt weiterzugehen. Anders als in der Bank sind die Kammern in meinem Innern nämlich nicht so leicht zugänglich!«
    So langsam machen wir doch Fortschritte, sagte Korath. Ich möchte behaupten, dass du dich allmählich an das Ganze gewöhnst. Und das ist gut so! Blinder Eifer schadet nur.
    »Und was soll das nun wieder heißen?«
    Wir haben beide noch einen langen Weg vor uns, ehe wir diese Sache richtig beherrschen. Im Moment bin ich zwar in der Lage, deine Gedanken klar und deutlich zu lesen, zu sehen, was du siehst, und so weiter, aber deine Bewegungen vermag ich noch nicht zu lenken. Sollte dich jemand angreifen, müsstest du dich auf dein eigenes Kampfgeschick verlassen, um mit ihm fertig zu werden.
    »Genau so, wie ich es am liebsten habe«, nickte Jake. »Dich in meinen Geist zu lassen, ist eine Sache, dir aber auch noch die Kontrolle zu übertragen, eine ganz andere. Mit Ersterem muss ich leben, da ich den Zugang zum Möbiuskontinuum benötige. Aber das ist auch alles.«
    Kurzes Schweigen.

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