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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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vielleicht ahnte er es andererseits ja doch. Vielleicht erinnerte irgendetwas tief in seinem Inneren sich daran ...
    Sie befanden sich auf dem flachen Land zwischen Nemours und Courtenay, unweit der Autobahn Richtung Süden. Im schwindenden Tageslicht lehnte Jake an einem Lattenzaun und starrte die Zufahrtsstraße zu einer modern aussehenden, sich über eine Fläche von gut einem Hektar erstreckenden Fabrikanlage entlang, die von einem viereinhalb Meter hohen Sicherheitszaun umgeben war. Und selbstverständlich hielt Korath mit ihm Ausschau.
    Na also, sagte der Vampir nach einer Weile. Vielleicht wird dir das Einbrechen ja doch noch zur Gewohnheit. Aber was für ein Ort ist dies überhaupt?
    In der gesamten Umgebung war nicht ein weiteres Gebäude zu sehen. Ein Fluss, Waldstücke und mehrere kleine Seen, aber keine Gebäude – und Jake war auch klar, weshalb. »Hier werden Industriesprengstoffe hergestellt«, erklärte er. »Einschließlich einer Sorte, die man Plastique nennt, mit der ich ziemlich vertraut bin. Beim SAS habe ich damit gearbeitet. Ich war ziemlich gut im Kaputtmachen. Anscheinend bin ich darin ein Naturtalent.« Und, allerdings doch nicht ganz, das Thema wechselnd: »Fällt dir eigentlich auf, wie still es hier ist?«
    Ich habe mich schon gefragt, woher das wohl kommen mag, entgegnete Korath.
    »Das nächste Anwesen ist über anderthalb Kilometer entfernt. Ein auf Rollen errichtetes Krankenhaus an der Straße nach Saint-Valérien.«
    Auf Rollen?
    »Damit es nur verschoben und nicht gleich weggepustet wird, sollte hier einmal alles in die Luft fliegen.«
    Ah!, machte Korath. Jetzt begreife ich, wovon du sprichst. Dieses Plastique – als Soldat hast du damit gearbeitet, sagst du? Aber mir scheint, seither hast du es noch ein-, zweimal benutzt.
    Seine Worte riefen kurze, dafür heftige Erinnerungen wach, zwei Szenen blitzten eine nach der anderen vor Jakes geistigem Auge auf. Jean Daniel, wie er sich beinahe in zwei Hälften schnitt, als er seinen Wagen anließ, und ein fetter, schwuler Deutscher, den eine Explosion in Stücke riss und schreiend zur Hölle schickte.
    »Stimmt«, sagte Jake. »Aber bei beiden Gelegenheiten war meine Bezugsquelle doch sehr begrenzt und hat mich eine schöne Stange Geld gekostet. Diesmal brauche ich eine ganze Menge mehr von dem Zeug und ich habe keine Zeit für Spielereien, um es von Leuten zu kaufen, die ihren Lebensunterhalt mit dem Knacken von Tresoren bestreiten.«
    Weshalb auch, meinte Korath, wo du doch selber der größte Dieb aller Zeiten sein könntest?
    Jake ging nicht darauf ein. »Eine so große Anlage, knapp zehntausend Quadratmeter, mit dem, was da drin ist … da muss es doch Wachleute geben, vor allem nachts.«
    In der Tat, meinte Korath. Offensichtlich sind meine Vampirsinne hier unverzichtbar. Das heißt, sie wären es, wenn wir wie einer wären.
    »Du gibst wohl nie auf, was?«, sagte Jake. Und dann, beiläufig: »Vergiss es. Wir benötigen lediglich ein Ablenkungsmanöver, und ich habe alles, was man dazu braucht. Ich mache mir ohnehin keine allzu großen Gedanken deswegen. An einem Ort wie diesem werden die Wachen wohl kaum mit etwas Gefährlicherem bewaffnet sein als Gummiknüppeln.«
    Sie nahmen die Möbiusroute, um aufs Fabrikgelände zu gelangen, zu einem Bereich ziemlich weit weg vom Hauptgebäude, wo Holzpaletten, leere Kisten und weitere Behältnisse fein säuberlich gestapelt zur Abholung bereitstanden. Nachdem Jake sich vergewissert hatte, dass die Luft rein war, zog er einige Knäuel Toilettenpapier aus seiner Sporttasche, goss eine Miniflasche Brandy darüber, zündete das Papier rasch an und warf ein paar knochentrockene Bruchstücke einer kaputten Kiste in die Flammen.
    Ein weiterer Möbiussprung brachte ihn in den Schlagschatten des Hauptgebäudes – auf dem jede Menge Warnschilder mit der Aufschrift ZUTRITT VERBOTEN und Totenschädel mit gekreuzten Knochen prangten –, von wo aus er das Geschehen verfolgen konnte. Nach kurzer Zeit begannen Sirenen zu schrillen, dann wurden Stimmen laut und das Geräusch hastiger Schritte war zu vernehmen, während rings entlang des Drahtzauns Scheinwerfer aufflammten.
    »Jetzt«, sagte Jake. »Solange sie rauskommen, gehen wir rein.«
    Die RAUCHEN VERBOTEN-Schilder im Innern des Fabrikgebäudes und weitere bildliche, vor Feuer und Explosionen warnende Darstellungen waren für Jake wie eine mit Wegweisern ausgeschilderte Strecke. Je mehr Warnschilder er passierte, desto näher befand er sich an

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