ENTWEIHT
sicher zu gehen. Diesmal jedoch konnte er sich das nicht erlauben. Um den Erfolg ihrer Mission nicht zu gefährden, waren sie auf jedes einzelne Mitglied der beiden Erkundungsteams angewiesen und konnten auf niemanden verzichten. Trask war besser dran, immerhin hatte er die Gesellschaft seiner engsten Gefährten; er war zwar ziemlich mitgenommen, aber auf den menschlichen Lügendetektor konnte man in dieser Angelegenheit nicht verzichten. Lardis Lidesci wurde gebraucht, und sei es auch nur wegen seiner »Nase«, der Fähigkeit, diese Kreaturen beinahe auf Anhieb zu erkennen, sobald er sie sah. Das Talent des Lokalisierers war zur Gänze unentbehrlich; Chung würde sofort merken, ob sich seit seiner letzten Überprüfung der beiden vampirinfizierten Bereiche irgendetwas verändert hatte … und so weiter. Manolis legte Wert darauf, dass er noch einen letzten Blick auf das Kloster warf, nur um sich zu beruhigen, dass sein Plan auch funktionierte, und natürlich musste der Hellseher Ian Goodly ebenfalls dabei sein in der Hoffnung, dass seine unberechenbaren Fähigkeiten ihm vielleicht einen Blick auf das, was kommen mochte, gestatteten.
Schade, dass das Talent des Hellsehers nicht funktioniert hat, als wir losfuhren, dachte Trask. Andererseits konnte man dies Ian Goodly wohl kaum zum Vorwurf machen. Die Zukunft war eben so, und daran ließ sich nun mal nichts ändern. Wenn man jemandem die Schuld geben wollte, dann höchstens Trask selber. Doch zu dem Zeitpunkt war er gar nicht in der Lage gewesen, klar zu denken; er war mit seinen Gedanken ganz woanders; die verheerenden Nachrichten aus der Zentrale hatten sein Lügendetektor-Talent völlig aus der Bahn geworfen. Und so erkannte er die Wahrheit diesmal nicht und begriff erst viel später, was er eigentlich gesehen hatte ...
Als sie die »Christos Appartements« verließen und die Seitenstraße zu der durch Skala Astris führenden Hauptverkehrsstraße hinabfuhren, hatte er auf dem Rücksitz von Manolis’ Geländewagen gesessen. Das Fahrzeug bildete das Schlusslicht der Dreierkolonne. Die Scheinwerfer schnitten durch den Dunst der von den vorausfahrenden Wagen aufgewirbelten Staubwolke. Und als Manolis nach rechts auf die Durchgangsstraße einbog, hatte Trask einen Blick durch die Heckscheibe geworfen.
Sein Fenster war – wie die anderen auch – heruntergekurbelt, denn die Nacht war warm und kein Lüftchen regte sich. Staub und Abgase drangen ins Fahrzeuginnere, darum hatte er das Gesicht abgewandt, um dem Staub zu entgehen. Als er aus brennenden, tränenden Augen nach hinten blickte, war ihm, als hätte er etwas gesehen: In einem Ladeneingang standen, die Köpfe zusammengesteckt, zwei etwas ältere Einwohnerinnen von Skala Astris (dafür jedenfalls hatte er sie zu diesem Zeitpunkt gehalten). Zwei Frauen, ja, allem Anschein nach in den landesüblichen schwarzen Gewändern griechischer Bäuerinnen; rasch hatten sie das Gesicht abgewandt und waren in den Schatten des Eingangs zurückgewichen ... wahrscheinlich um ebenfalls der von den Wagen aufgewirbelten Staubwolke zu entgehen.
Das war’s ...
Anschließend hatte das vordere Fahrzeug (in dem Andreas und Stavros saßen) beschleunigt und war davongefahren, um die beiden verbleibenden Trupps ihren Erkundungsgängen zu überlassen.
In Trasks Fahrzeug hatte sich Lardis nach vorn neben Manolis gesetzt, in dem Wagen vor ihnen saß David Chung auf dem Beifahrersitz und Goodly am Steuer (die Absicht dabei war, dass die beiden gemeinsam wahrscheinlich besser arbeiten und ihre unglaublichen Talente einander sozusagen ergänzen könnten).
So ließen sie einen Abstand von vierhundert Metern zwischen den Wagen und fuhren zunächst an dem hinter den Pinien fast unsichtbar auf seinem düsteren Hügel stehenden Palataki vorbei, dann die Küstenstraße gut fünf Kilometer entlang zu der Stelle, an der Manolis von der Straße gedrängt worden und den Abgrund hinunter ins Meer gestürzt war, und schließlich weiter zu dem sich karg und drohend auf seinem Felsvorsprung erhebenden, in Schatten gehüllten Kloster, das sowohl sein schreckliches Geheimnis als auch die finstere See zu bewachen schien.
Anderthalb Kilometer dahinter hielt Goodly in einer Haltebucht, wendete, stieg aus und winkte, um Manolis ebenfalls zum Anhalten zu bewegen. Die fünf Männer (nun ja, vier von ihnen) steckten die Köpfe zusammen und verbrachten wertvolle Minuten damit, ihre jeweilige Meinung zu äußern. Der fünfte – Trask, der eigenen Gedanken
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