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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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dabei, die dritte Ladung in einem Raum anzubringen, den Grusev als Folterkammer identifizierte. Er hätte sich auch einen anderen Ort dafür aussuchen können, doch auf seinem Weg durch die Kellerräume hatte Grusev darauf bestanden, dass ein anderes, daneben liegendes Gewölbe in Frieden gelassen wurde.
    Es ist eine Grabkammer, erklärte der tote Russe, ein Mausoleum – die Katakombe der Arguccis, einer einst bedeutenden Familie. Die, die darin liegen, mussten schon genug Störungen hinnehmen. Auch ich liege dort, und wenn Castellanos Haus einstürzt, werden wir endlich ein für allemal anständig begraben sein. Allerdings würden die Arguccis und auch ich es vorziehen, dass unsere Gebeine nicht im Thermit verglühen. Wenn es sein muss, dann muss es eben sein, aber wir glauben, es gibt bessere Möglichkeiten. Diese Folterkammer zum Beispiel. Sie ist ein entsetzlicher Ort und verdient es wahrhaft, niedergebrannt zu werden!
    Jake erklärte sich sofort damit einverstanden, worauf Korath meinte:
    Bisher legtest du keinen allzu großen Respekt für die zahllosen Toten an den Tag – jedenfalls nicht für Castellanos Handlanger, die du so einfallsreich und erbarmungslos erledigt hast –, doch nun merke ich, wie deine Ehrfurcht von Mal zu Mal wächst. Meinst du, dies ist eine weitere Nachwirkung Harry Keoghs? Ist es vielleicht möglich, dass du allmählich seinem Einfluss erliegst, dem, was er dir, äh, einpflanzte? Wie lange, glaubst du, wirst du noch du selbst sein, Jake?
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Jake mit einem heiseren Flüstern. »Aber solange es sich um Harrys Einfluss handelt und nicht um deinen, ist es mir ziemlich egal! Also hör auf, mich abzulenken!«
    Diese Unterhaltung verlief in der Totensprache, entsprechend war sie im metaphysischen Äther zu vernehmen. Und obwohl die Große Mehrheit immer noch schwieg, bekam sie doch alles mit ...
    Still und leise, vollkommen lautlos, waren Castellano und sein Leutnant, Garzia, begleitet von zwei Vampirknechten, die Haupttreppe zu den Kellergeschossen hinabgestiegen. Als Jake nun den Sicherungsring der dritten Thermitladung abriss und langsam zurückwich, vernahmen sie aus der Folterkammer den Widerhall seiner Bewegungen.
    Was sie allerdings nicht hörten, war, wie Jake sich mit Korath und Grusev in der Sprache der Toten unterhielt: So, das war’s! Die letzte Ladung ist scharf und die anderen beiden ticken jetzt schon seit zweieinhalb Minuten. Noch drei Minuten, dann wird alles hier drin gebraten – und nichts kann den Prozess mehr aufhalten.
    Obgleich die Unterhaltung in der Totensprache lautlos verlief, verrieten Jakes Bewegungen Luigi Castellano doch, wo er sich befand. Seine Kreaturen mit dem Finger an den Lippen zur Stille mahnend ließ der sizilianische Über-Vampir sich von Garzia eine Blendgranate geben, machte sie scharf und warf sie, ohne innezuhalten, in hohem Bogen durch die offen stehende Tür in die Folterkammer.
    Jake war gerade im Begriff, Korath nach den Möbiusgleichungen zu fragen, als er das charakteristische Ch- ching hörte, mit dem Castellano die Granate scharf machte. Er erstarrte. Wie gelähmt sah er im Türrahmen schattenhafte Gestalten hastig außer Sicht – außer Gefahr – huschen ...
    »Korath!«, rief Jake in voller Lautstärke ...
    … nur einen Sekundenbruchteil, bevor die Granate hochging!
    Die Gleichungen spulten sich bereits vor Jakes geistigem Auge ab, doch zu spät! Er konnte nichts mehr tun. Schon bei dem bloßen Gedanken daran, etwas zu unternehmen, fielen die Formeln am Rande seines vorübergehend erschütterten Bewusstseins auseinander und lösten sich sofort wieder auf.
    Er hatte das Klappern gehört, mit dem die Granate auf dem Boden aufschlug und wieder abprallte, und es sogar tatsächlich geschafft, mit einem Hechtsprung hinter einer bankähnlichen Vorrichtung, die verdächtig nach einer Streckbank aussah, in Deckung zu gehen. Doch mehr war nicht möglich, dann folgte auch schon die Explosion.
    Da die Blendgranate nicht zum Töten konzipiert war, war die Hitzeentwicklung, abgesehen von der unmittelbaren Umgebung der Explosion, nicht sehr groß. Dafür war die Blendwirkung enorm und der Krach ohrenbetäubend – ausreichend, um jeden normalen Menschen aus Fleisch und Blut zu verwirren und so orientierungslos zu machen, dass er nicht mehr wusste, wo hinten und vorne war. Auch Jake Cutter stellte da keine Ausnahme dar. Aus Nase und Ohren blutend lauschte er, in der rauchgefüllten Kammer in Fötusstellung

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