ENTWEIHT
zusammengerollt, mit um den Leib geschlungenen Armen dem Dröhnen in seinem Schädel. Er sah Sternchen und mühte sich ab, sie hinter seinen Augäpfeln wegzubekommen. Gleichzeitig versuchte er, aus Koraths hastig wiederhergestellten Gleichungen schlau zu werden; doch vergebens.
Kaum war die Explosion verklungen, stürmte auch schon Castellano mit seinen Kreaturen die Kammer. Sie stürzten sich auf Jake und zerrten ihn auf die Beine.
Sich ein Taschentuch vor den Mund haltend, funkelte Castellano Jake aus blutroten Augen wütend an. Dieser hing wie ein nasser Sack mit idiotisch wackelndem Kopf zwischen zwei Vampirknechten. »Na also, Mister Jake Cutter, wir sind uns ja schon einmal begegnet, du und ich. Nur diesmal weiß ich, was du bist. Außerdem gibt es da ein paar Fragen, die du mir beantworten musst; zum Beispiel wie du es geschafft hast, hier hereinzugelangen. Garzia, mir scheint, darin bist du der Experte. Du wirst ihm die nötigen Anreize geben, und ich werde die Fragen stellen.«
»Die Lampen sind hin«, hustete Garzia, während er sich die Rauchschwaden aus dem Gesicht wedelte. »Die Druckwelle. Ich zünde eine Fackel an.«
Ein Licht flammte auf, als er sein Feuerzeug anschnippte und die Flamme an eine ölgetränkte Fackel in einer Wandhalterung hielt. Doch als der Rauch sich allmählich verzog und die Fackel flackernd zum Leben erwachte, stockte Garzia der Atem. Aufgeregt deutete er auf die Thermitladung, die Jake direkt an der Wand angebracht hatte. Aus dem Segeltuchbeutel, in dem der Sprengsatz steckte, kräuselte sich ein dünner Rauchfaden.
»Was ist?«, knurrte Castellano. »Was denn?«
»Eine Bombe!«, rief Garzia. »Die Zündschnur brennt schon!«
»Du englischer Bastard! « Castellano schlug Jake mit dem Handrücken hart ins Gesicht. Doch auch dies verschaffte Jake keinen klareren Kopf. »Schaff das Ding weg«, wandte der Sizilianer sich an seinen Leutnant. »Es muss eine lange Zündschnur haben, andernfalls wäre dieser Saboteur hier schon längst verschwunden. Ab in den alten Brunnen damit. Da unten kann es keinen großen Schaden anrichten, die Druckwelle kann sich nicht entfalten.«
Doch der alte Brunnen, ein ummauerter, über dreißig Meter tiefer Schacht, befand sich in einem anderen Raum, und von der »Bombe« stieg bereits Rauch auf. Garzia betrachtete sich den Sprengsatz, blinzelte. Er ging darauf zu, streckte die Hand danach aus und … wich zurück. Auf ein Neues streckte er die Hand aus, nur um erneut zurückzuweichen. »Luigi«, stieß er hervor, »ich … ich kann das nicht tun!« Die Augen traten ihm aus den Höhlen, im flackernden Fackelschein verzerrte sich sein Gesicht. »Ich kann nicht … ich meine, ich kann nicht … ich kann es einfach nicht!«
»Du verdammter Idiot!«, schrie Castellano. »Willst du, dass das Ding hochgeht?« Ebendies wollte Garzia natürlich nicht, jedenfalls nicht, solange er direkt daneben stand.
»Ihr beiden«, brüllte Castellano die beiden Männer an, die Jake festhielten. »Einer von euch wird es jetzt tun. Es ist ein ganzer Haufen Geld drin für den, der das Ding wegschafft!« Sie traten unruhig von einem Bein auf das andere und warfen einander besorgte Blicke zu. Ansonsten jedoch rührte sich keiner. Im ersten Augenblick wirkte auch Castellano, als würde er gleich von Panik übermannt. Doch dann zog er eine bösartig aussehende Pistole aus der Tasche und richtete sie auf seine Männer mit den Worten: »Ich jage euch eine Kugel durch den Kopf – euch beiden – falls ihr euch nicht sofort an die Arbeit macht.«
»Zwei … zwei Minuten«, stöhnte Jake.
»Eh?«, sagte Garzia. »Zwei Minuten? Hast du gehört, Luigi? Das Ding wird in zwei Minuten hochgehen!« Er konnte nicht wissen, dass Jakes Gemurmel sich auf die beiden anderen Sprengsätze bezog und dieser hier noch drei, dreieinhalb Minuten brauchen würde.
»Zwei Minuten?«, knurrte Castellano. »Das ist ja eine Ewigkeit! Leckt mich doch alle drei am Arsch, ihr wertlosen, feigen Hunde! Ich mache es selber! Passt auf den Kerl auf, bis ich zurück bin.« Damit schnappte er sich den Schulterriemen des Segeltuchbeutels und verschwand mit weit ausgreifenden Schritten aus der Kammer.
Allmählich kam Jake wieder zu sich, das Dröhnen in seinem Schädel wurde langsam schwächer. »Korath«, flüsterte er. »Wo bist du?«
»Eh?«, sagte Garzia. »Korath?« Er packte Jake bei den Haaren und riss ihm den Kopf ins Genick. »Was soll das?«, zischte er. »Hast du noch einen Helfer hier unten? Du
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