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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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nicht – es ist das Letzte, was ich mir wünschen würde – aber so verhält es sich nun mal. Man darf die Wamphyri, ihre Bosheit, ihre Gier nach Leben oder vielmehr dem Untod und ihre Hartnäckigkeit nie unterschätzen. Du warst damals noch nicht dabei, Liz, aber wir anderen, der Rest von uns, werden nie vergessen, was Harry Keogh zustieß. Harry hatte den Willen, den Mumm und auch die Kraft, dagegen anzukämpfen. Trotzdem unterlag er. Jake hingegen ...? Deshalb kann ich dich jetzt nicht aufhören lassen – nicht bloß wegen des E-Dezernats und allem, wofür wir stehen, sondern auch um Jakes – und deinetwillen, da du ja nun mal etwas für ihn empfindest. Überlege doch: Falls er sich in Gefahr befindet, solltest du da nicht etwas dagegen tun oder mich etwas unternehmen lassen? Wenn er Krebs hätte, würdest du dir dann nicht wünschen, dass wir ihn heilen und das Geschwür herausschneiden?«
    Noch während Trask diese Dinge aussprach, kam er sich vor wie ein Betrüger. Es lag an seinem inneren Lügendetektor, der im Augenblick umgekehrt funktionierte und seine eigene Lüge aufdeckte. Ja, er wollte Jake retten, wollte, dass er in Sicherheit war; wegen des E-Dezernats, um der ganzen Welt willen, am allerwenigsten jedoch wegen Liz. Nein, erst musste Jake sich als über jeden berechtigten Zweifel erhaben erweisen.
    Dennoch fuhr er fort:
    »Was auch immer ihm zu schaffen macht – und ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich um Undankbarkeit, Dummheit oder schlicht und einfach Sturheit handelt – wir müssen es herausfinden und ihn davon befreien. Und falls du etwas für ihn ... empfindest, nun, dann siehst du das doch sicher ein?« Und ehe sie etwas darauf erwidern konnte:
    »Okay, sage mir, was es ausgelöst hat. Oh, ich weiß, es hat sich schon seit einer geraumen Weile angekündigt, seit dem Zeitpunkt, an dem wir nach Hause zurückkehrten. Aber als wir das letzte Mal miteinander sprachen, dachte ich, es sei alles geklärt und es gebe keine Hindernisse mehr zwischen uns außer vielleicht moralischen Schranken, die aber nun wirklich nicht ins Gewicht fallen, wenn man bedenkt, womit wir es zu tun haben. Was mich persönlich betrifft: Es fällt mir zwar nicht leicht, aber ich kann mir ethische Bedenken nicht leisten, Liz. Nicht mehr, und ganz bestimmt nicht in dieser Situation. Und was die Wamphyri angeht: Sie kennen keine derartigen Bedenken, haben sie nie gekannt. Also sage mir, weshalb ist jetzt alles anders geworden? Was ist passiert, dass wir wieder ganz von vorn beginnen müssen? Ist letzte Nacht vielleicht irgendetwas geschehen?« Er hatte es in ihren Augen gesehen – dieser gehetzte Blick, und dass sie kaum Schlaf gefunden hatte.
    Und sie fing an, es ihm zu erzählen – das meiste jedenfalls, so gut sie sich erinnern konnte – und er hörte ihr schweigend zu, während sein Talent die Wahrheit von den Halbwahrheiten trennte. Aber wenigstens tischte sie ihm keine offenkundigen Lügen auf. Oh, was sie ihm schilderte, war alles sehr zu Jakes Gunsten, doch dabei übertrieb sie nicht. Sie endete mit den Worten: »Wie du siehst, hat Jake genauso viel Angst davor wie du – beziehungsweise wie wir alle. Deshalb kämpfte er dagegen an. Es ist keineswegs etwas, womit er unter einer Decke steckt, sondern er wehrt sich dagegen, und zwar unentwegt. Es kostet ihn seine ganze Kraft, und wenn ich so weitermache wie bisher, wird es mich ebenfalls völlig auslaugen ...«
    »Und darüber hinaus«, sagte Trask schließlich, »verfolgt er auch weiterhin eigene Pläne: diese Sache mit Luigi Castellano.«
    »Ja«, sagte sie. »Außerdem ist er nicht vertraut mit dem E-Dezernat und dessen Ordnung; aber wie sollte er auch, wo er doch erst seit ein paar Wochen bei uns ist? Und er kennt immer noch nicht alle Tatsachen in Bezug auf ... nennen wir es ruhig seinen Zustand. Ich meine den Zustand, über den wir Bescheid wissen, die Tatsache, dass – im Gegensatz zu jenem anderen Ding – etwas von Harry Keogh in ihm steckt.«
    »Jetzt sind wir also wieder da angelangt«, brummte Trask, »bei den Dingen, die ich ihm noch nicht über Harry mitgeteilt habe.«
    »Ja«, entgegnete sie, »genau da! Bei allem Respekt, man kann nicht alles auf einmal haben. Zumal er derjenige ist, der dafür bezahlen muss. Du hast ihn darum gebeten, für uns zu arbeiten, ein Necroscope zu sein, ohne ihn wissen zu lassen, was ein ausgereifter Necroscope eigentlich ist, ohne ihn über sein furchterregendes Potenzial aufzuklären, all die schrecklichen –

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