ENTWEIHT
größtenteils du übernehmen, was wiederum bedeutet, dass, sollte es je so weit kommen, du diejenige sein wirst, die ihn bei mir verpfeift. Es gibt keine andere Möglichkeit. Also, abgemacht? Fühlst du dich der Sache gewachsen?«
Sie überlegte kurz. »Du wirst ihm die ganze Geschichte erzählen, wenn ich ihn weiterhin ausspioniere?«
Trask schüttelte den Kopf. »Nicht ausspionieren. Ihn beobachten. So wie ein kleines Kind, das Fieber hat. Das beobachtet man ja auch und hofft, dass die Symptome verschwinden beziehungsweise dass es stark genug ist, sie wieder loszuwerden.«
»Und mehr hast du nicht zu bieten?«
»In meiner Lage«, entgegnete er, »ist dies das Einzige, was ich dir bieten kann. Und, glaube mir, einem anderen würde ich nicht so weit entgegenkommen ...«
Sie wurden unterbrochen.
Auf dem Flur wurde es auf einmal laut, das Geräusch hastiger Schritte und erregte Stimmen drangen zu ihnen. Millie war, wie von Trask gebeten, erschienen und wartete nun draußen vor der Tür auf die Unterredung mit ihm. Doch gleichzeitig war David Chung gekommen, und Trask hatte ihn selten so aufgeregt erlebt.
»Entschuldige, Millie, aber ich muss sofort mit ihm sprechen. Und sofort heißt jetzt, auf der Stelle!«
»Aber ... was ist denn los?«, fragte Millie besorgt. Sie tauchte in der offenen Tür auf, zwängte sich zur Seite und drückte sich an die Wand, während Chung, ohne innezuhalten, an ihr vorüberhastete.
Vor Trasks Schreibtisch kam der Chinese beinahe schlitternd zum Stehen. Ohne Liz auch nur eines Blickes zu würdigen, platzte er los:
»Ben, es geht um Manolis. Er arbeitete an einem Fall und wurde verletzt, ich habe keine Ahnung, wie schlimm. Aber jetzt ist er im Krankenhaus.«
»Verletzt?« Trask sprang auf, sein Kiefer klappte herunter. »Manolis, im Krankenhaus? Wo?«
»Das ist es ja gerade«, antwortete Chung grimmig. »Er befindet sich in Kavála, an der griechischen Mittelmeerküste. Und in den wenigen Augenblicken, in denen er das Bewusstsein wiedererlangte, ehe sie ihn ruhigstellten, verlangte er mit dir zu sprechen! Er wollte nicht sagen, worum es geht, aber auf jeden Fall meinte er, es sei ungemein wichtig und du würdest schon verstehen. Also, möchtest du raten? Sozusagen ins Blaue hinein?«
Trask machte den Mund wieder zu. Er schüttelte den Kopf. »Nein, nicht ins Blaue hinein! Aber ich will, dass jeder alles stehen und liegen lässt. Sieh zu, dass sich innerhalb der nächsten zehn – oder besser noch: fünf Minuten – alle in der Einsatzzentrale einfinden. Das schließt dich ein«, wandte er sich an Liz, »und Jake Cutter ebenfalls, und keine Widerrede! Besser, du findest ihn, und zwar sofort!«
»Oder?«, wollte sie wissen.
»Oder ich gehe davon aus, dass du mir einen Korb gibst. In diesem Fall weißt du, wo der Fahrstuhl ist.«
Doch als sie sich abwandte und der Tür zustrebte, rief er ihr nach: »Und?«
»Na gut!« Sie blickte zurück. »Ich werde ihn finden!«
Trask seufzte, wenn auch lautlos, erleichtert auf. Zum letzten Mal für eine lange Zeit ...
ACHTES KAPITEL
JAKES PLÄNE
Liz konnte Jake Cutter nirgendwo auftreiben, und als Trask fertig und jeder auf dem Laufenden war und persönlich seine Anweisungen erhalten hatte, brauchte er ihr nur ins Gesicht zu sehen, um zu wissen, was los war.
»Was?«, meinte er empört. »Ist er schon wieder in die Stadt gegangen? Ich glaube es nicht! Und du hast diesen Mann auch noch verteidigt. Der will mich doch absichtlich auf die Palme treiben!«
Liz konnte nur niedergeschlagen den Kopf schütteln. »Heute früh war er noch in seinem Zimmer, ich hörte ihn umhergehen. Mehr weiß ich nicht. Aber es verhält sich so, wie ich sagte: Er fühlt sich hier absolut fehl am Platz. Wir gaben ihm nichts zu tun, und du hast ihm nicht alles erzählt, was er wissen sollte. Ich meine, er ist nicht der Typ, der gerne wie ein Idiot dasteht!«
»Ja«, erwiderte Trask, »aber er führt sich durchaus so auf! Und was die Tatsache angeht, dass ich ihm nicht alles erzählt habe: Das wollte ich gerade eben tun, vorhin, heute Vormittag. Aber er ist schon wieder verschwunden, na ja, jetzt habe ich sowieso keine Zeit dafür.«
David Chung, Ian Goodly und Millie Cleary waren zurückgeblieben, während der Rest der Belegschaft sich beeilte, aus der Einsatzzentrale zu kommen, um sich auf die jeweiligen Aufgaben vorzubereiten, die Trask ihnen übertragen hatte, und ihre Koffer zu packen für etwas, was einem betrieblichen Massenexodus gleichkam, oder, falls
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