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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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mich bemüht hatte, es vor ihm zu verbergen. Dennoch war das Bildnis insgesamt nicht schwermütig, denn ich hatte auch irgendwie einen widerspenstigen Ausdruck im Gesicht, der wohl von meinem Mund her kam. Ich lächelte nicht auf dem Bild, aber es war auch kein verkniffener Ausdruck, sondern es sah so aus, als hätte er mich in einer Momentaufnahme erwischt. Einem ganz alltäglichen Moment, in dem man nicht künstlich lächelt e oder den Mund sonst irgendwie verzog, sondern das war einfach nur ich, wie ich wahrscheinlich tatsächlich aussah, wenn ich ganz normal die Straße lang ging oder in der Vorlesung meinem Professor lauschte. Ich konnte nicht wirklich fassen, wie Karim das gemacht hatte, aber er hatte mich definitiv besser getroffen als ein Fotograf es jemals könnte und meine wesentlichen Züge perfekt eingefangen. Ein Fotograf würde ein solches Bild nie zustande bringen, da es absolut ungestellt und lebendig wirkte.
    Sprachlos starrte ich das Bild lange nur an und entdeckte immer wieder ein neues Detail. So hatte er mich zum Beispiel nicht in meiner dunklen Winterjacke gezeichnet, sondern mich seltsamerweise in einen knallroten Mantelkragen gekleidet, der aussah wie feinstes Wollgewe be und der mit Sicherheit nie zu meiner Garderobe gehören würde, allein schon wegen der knalligen Farbe, aber ich musste zugeben, er passte ins Bild. Er gab dem ganzen einen Farbtupfer und schmeichelte sowohl meinem blassen Teint, den Karim ziemlich farbecht getroffen hatte, als auch den blauen Augen, die mir allerdings einen Tick zu tiefblau vorkamen. Da hatte er wohl ein wenig geschummelt. Insgesamt war das Bild aber umwerfend lebensecht. Das war ohne Zweifel ich und doch lag in meinem Abbild etwas Mystisches. Ich konnte nicht greifen, woran es konkret lag, aber es war tatsächlich, als hätte Karim entdeckt, dass hinter meiner Fassade mehr verborgen war, und das hatte er irgendwie auf Papier gebannt. Das war unheimlich.
    „Wow“, bekam ich nur als Zeichen meiner Anerkennung über die Lippen, weil ich schließlich irgendetwas sagen musste.
    Karim grinste mich an. „Gefällst du dir?“
    Ich legte den Kopf schief und dachte ernsthaft über die Frage nach. Karim fragte nicht, ob mir das Bild gefiel, sondern ob ich mir so gefiel, wie er mich gemalt hatte, also so, wie er mich sah. „Ich weiß nicht“, rutschte es mir unbedacht heraus, doch Karim schien nicht beleidigt zu sein. Er lächelte wissend, nahm dann das Bild und rollte es vorsichtig zusammen. Er machte ein Gummiband darum und hielt es mir hin.
    „Danke“, stammelte ich, und weil ich mir ein wenig undankbar vorkam, schlug ich ihm noch mal vor, gemeinsam einen Kaffee trinken zu gehen. Da auf dem ganzen Platz wirklich absolut nichts los war, willigte er schließlich ein und wir gingen in eine kleine Brasserie um die Ecke.
    Wir tranken Kaffee und unterhielten uns über alles Mögliche, das uns so in den Sinn kam. Wir sprachen weder über Karims hartes Überleben als Künstler auf der Straße, noch über das, was meine Melancholie erzeugte. Karim schien instinktiv zu spüren, dass ich einfach nur jemanden brauchte, der mich von meinem eigenen Leben ablenkte, und da es ihm genauso ging, sprachen wir viel über Kunst und Literatur und ich stellte fest, dass Karim sehnsuchtsvoll über den Louvre sprach, er aber noch nie drin gewesen war.
    „Es gibt kostenlose Besuchstage“, merkte ich an. „Wieso gehst du da nicht rein?“
    Karim sah betreten zu Boden und meinte dann, er würde sich nicht trauen, wollte das aber nicht näher erklären. Ich ließ das Thema fallen, schließlich kannte ich mich mit unerklärbaren Ängsten bestens aus. Wir saßen noch eine ganze Weile zusammen und als wir uns voneinander verabschiedeten, war es draußen bereits dunkel.
    Langsam schlenderte ich zurück zu meinem Fahrrad, das zusammengerollte Bild ehrfürchtig in der Hand haltend und darüber nachsinnierend, wie Karim es schaffte, bei all dem, was er durchmachte, immer noch so optimistisch und fröhlich zu bleiben. Ich wünschte, ich könnte mir eine Scheibe davon abschneiden.
    Ich achtete nicht auf die Gestalt, die mir in der engen Gasse entgegen kam und schreckte erst hoch, als mein innerer Sensor Alarm schlug, doch da war es schon zu spät, da stand mein wohlbekannter nächtlicher Angreifer schon direkt vor mir und grinste mich katzenartig an.
    „Sieh an, sieh an. Die Widerspenstige ist auch in diesem Viertel unterwegs. Wie entzückend. Der Abend lässt sich gut an.“
    Ich warf ihm

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