Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
Vom Netzwerk:
fing an zu zittern und konnte meinen Blick nicht von diesem Bild abwenden. Ich umklammerte es, aber irgendwie fühlte ich nichts in meinen Händen, was mich panisch werden ließ, und plötzlich schossen mir die Tränen in die Augen und ich ließ sie hemmungslos fließen. Wie erstarrt saß ich da, mir liefen lautlos die Tränen herunter und ich fühlte mich so verloren wie noch nie in meinem Leben.
    Plötzlich umfingen mich zwei starke Arme und ich wurde an eine breite Brust gedrückt. Ich ließ es willenlos geschehen und weinte lautlos vor mich hin. David hielt mich einfach nur fest. Sagte nichts. Ließ mich weinen.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit ließen die Tränen nach, aber ich war zu erschöpft, um mich zu bewegen und sie wegzuwischen. Ich presste mich an Davi ds Oberkörper wie ein Kleinkind. Sein Hemd war ganz nass von meinen Tränen und ich wurde mir der Groteskheit dieser Situation durchaus bewusst, doch ich konnte mich nicht aufraffen, mich von ihm wegzubewegen.
    Es fühlte sich für den Moment einfach zu tröstlich an und ich konnte mich ehrlich gesagt nicht erinnern, jemals so tröstlich festgehalten worden zu sein, mal abgesehen von heute Mittag, und deswegen sog ich das Gefühl wie eine Süchtige in mich auf un d wagte nicht, mich zu bewegen.
    Auch David bewegte sich keinen Millimeter. Ich spürte ihn flach atmen, wahrscheinlich drückte ich ihm unangenehm auf den Brustkorb, doch das war mir egal. Nur noch eine Minute, sagte ich mir innerlich. Und so blieben wir weitere endlose Sekunden so sitzen, bis schließlich meine innere Stimme wieder zu erwachen schien und mir bewusst machte, wie hilflos ich mich gerade darstellte un d an wen ich mich da klammerte.
    Ich atmete tief ein und das löste schließlich auch Davids Starre. Er gab mich im selben Moment frei, wie ich von ihm wegrückte, und schließlich saßen wir nebeneinander auf dem Sofa , ohne uns zu berühren, und ich starrte verlegen auf meine Hände.
    „Was ist das?“, fragte David nach einer Weile und seine Stimme klang rau. Ich wandte ihm den Blick zu und sah, dass er auf das zusammengerollte Papier in meiner rechten Hand starrte.
    Ich hielt es immer noch fest. Wie eine Verzweifelte. Unschlüssig sah ich darauf. „Ein Bild von Karim“, antwortete ich leise und ich hörte selbst, dass es unsicher klang, irgendwie fragend, weil ich mir nicht mehr sicher war, was tatsächlich darauf zu sehen war.
    „Darf ich?“, fragte David und streckte die Hand danach aus.
    Ich zögerte einen Moment, wollte es nicht loslassen, doch dann kam ich mir blöd vor, nickte schließlich und gab es ihm. Er entrollte es vorsichtig und sah es an, ohne einen Kommentar abzugeben. Er hielt es so, dass ich es nicht sehen konnte, aber ich wollte es auch gar nicht sehen. Ich wartete einfach ab, was er dazu zu sagen hatte.
    Doch er sagte eine Weile lang gar nichts. Starrte nur auf das Bild in seinen Händen, wobei ihm keinerlei Gefühlsregung im Gesicht abzulesen war. Was mich dann doch nervös machte. Ich fragte mich, was tatsächlich darauf zu sehen war. War es vielleicht doch nur ein weißes Stück Papier, auf dem gar nichts abgebildet war? Ich hielt den Atem an.
    „Dieser Karim muss ein begnadeter Künstler sein“, gab David schließlich mit leiser Stimme von sich. „Er hat dich perfekt getroffen.“
    Ich stieß den Atem aus. Wenigstens das hatte ich mir also nicht eingebildet. Karim und das Bild existierten wirklich und das war eine so erleichternde Erkenntnis, dass ich plötzlich wahrnahm, wie verkrampft ich war, als augenblicklich wieder Wärme durch meinen Körper floss. Es fühlte sich an, als wäre mein Körper erstarrt gewesen und nun floss das Blut wieder warm durch meine Adern. Ich spürte meinen Herzschlag wieder und ich spürte vor allem die Erschöpfung, die in jedem einzelnen Knochen meines Körpers zu sitzen schien. Doch ich fühlte mich auch seltsam geborgen, hier auf Davids Sofa, in seiner Nähe. Was fast schon wieder beunruhigend war, doch ich war zu matt, um ernsthaft darüber ins Grübeln zu geraten.
    Ich seufzte. „Er ist ein begnadeter Künstler, deswegen hat er auch h ier und da etwas übertrieben.“
    Davids Blick glitt von dem Bild zu mir, als würde er einen Abgleich mit dem Original machen. „Er hat dich hundertprozentig getroffen.“ Seine eisblauen Augen ruhten nun auf mir, als wäre ich das Kuns twerk, das er betrachten würde.
    Mir fuhr ein Kribbeln durch den Körper und ich wand mich unter seinem Blick. „Nein. Er hat Details

Weitere Kostenlose Bücher