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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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Erkenntnis wie ein heißer Strom. „Sie haben über mich gelästert“, stellte ich verbittert fest.
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich konnte ihre Gedanken nicht nachvollziehen, also …“ Er warf mir einen selbsterklärenden Blick zu.
    „Also hast du dich mal wieder um mein Selbstvertrauen gesorgt“, beendete ich verärgert den Satz. Ich konnte mir gut vorstellen, was diese Tussis über mich gedacht hatten und es ärgerte mich, dass David es mit angehört hatte, aber noch mehr ärgerte mich seine Reaktion darauf. „Würdest du endlich damit aufhören, dich in mein Gefühlsleben einzumischen? Ich bin keine dieser Barbiepuppen, die den ganzen Tag nichts anderes im Kopf haben, als über ihr Aussehen, ihre Wirkung auf Männer und ihr nächstes potentielles Date nachzudenken. Deswegen treibe ich mich freitags auch nicht in irgendwelchen Clubs rum oder ziehe mit anderen Studenten durch die Kneipen.“ Ich hatte mich in Rage geredet, aber Davids Unterstellung ich hätte ein ernsthaftes Problem mit meiner weiblichen Ausstrahlung ging mir langsam kräftig gegen den Strich. „Ich LIEBE es, meine Nase in Bücher zu stecken und meine Zeit damit zu verbringen, alte Klassiker zu lesen. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich ein Problem mit meiner Wirkung auf Männer habe, sondern dass ich einfach kein Interesse daran habe, mich aufzumotzen und irgendeinem dämlichen Typen an den Hals zu werfen. Nenn mich deswegen abartig, aber das ist ja anscheinend nicht das einzig Abartige an mir, also bin ich da wenigstens konsequent, oder?“ Ich sah ihn kampflustig an und zu meiner Überraschung grinste David mich wohlwollend an.
    „Ich habe nie behauptet, du hättest ein Problem mit deiner Wirkung auf Männer. Du hast von Anfang an deutlich gemacht, dass du dich nicht von Oberflächlichkeiten lenken lässt. Und deswegen gefielen mir die Gedanken dieser unreifen Gören nicht und ich wollte ihnen etwas zum Nachdenken geben. Ich wollte dich damit nicht verärgern. Ich dachte, es macht dir nichts aus, da du, wie du selbst so treffend formuliert hast, ja diejenige bist, die sich nicht das Geringste aus meinem Charme macht und deswegen vermutete ich, du wüsstest, wie du das zu verstehen hast.“
    Anscheinend hatte ich das nicht und das warf wieder die ungemütliche Frage auf, ob ich inzwischen doch nicht mehr ganz so immun gegen Davids Charme war. Doch darüber wollte ich jetzt, im Zusammensein mit David, ganz bestimmt nicht nachdenken. „Na gut. Dann ist ja alles geklärt“, gab ich ruppig von mir und wendete mich meinem Fahrradschloss zu.
    Ich packte meine Tasche auf den Ständer und schwang mich auf den Sattel. „Na dann“, wandte ich mich wieder David zu und bemühte mich, gleichgültig zu wirken, dabei war ich insgeheim völlig verunsichert vom Verlauf dieses Morgens und wusste nicht mehr, was ich denken oder glauben sollte.
    „Ja, dann …“, seltsamerweise schien es David ähnlich zu gehen, denn er sah mich gleichsam unschlüssig an und bevor er noch etwas sagen konnte, warf ich ihm ein knappes „Tschüss“ zu und fuhr einfach davon. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken, bis ich um die Ecke bog.
    Eine Weile lang fuhr ich ziellos durch die Gegend. Ohne meinen Gedanken zu erlauben, zurück zu dem Gespräch mit David zu kommen. Es war, als müsste ich meinem Verstand eine Pause gönnen. Einfach an etwas völlig anderes denken. Und dann fand ich mich plötzlich im Viertel Montmartre wieder. Ich stieg vom Fahrrad, band es in irgendeiner Straße an einem Geländer fest und machte mich auf die Suche nach Karim. Das war genau die Ablenkung, die ich brauchte.
    Er saß am selben Platz wie beim letzten Mal und das, obwohl es inzwischen eigentlich viel zu kalt war, um draußen herumzusitzen und es bestimmt nicht viele Touristen gab, die sich zeichnen lassen wollten. Er saß alleine an seinem Zeichenpult und konzentrierte sich ganz auf ein Bild, das er vor sich hatte. Zögerlich ging ich auf ihn zu.
    „Hallo, Karim.“
    Er sah auf und begrüßte mich mit einem strahlenden Lächeln. „Josephine! Wie schön, dich wieder zu sehen.“
    Ich lächelte ihn etwas befangen an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, doch Karim ergriff sofort die Initiative.
    „Los, setz dich. Ich freue mich schon die ganze Woche auf das Portrait von dir“, erinnerte er mich an mein Versprechen, und obwohl ich es etwas zu kalt fand, um in der Kälte eine Weile still zu sitzen, nahm ich auf dem Hocker vor ihm Platz und fühlte mich sofort unwohl,

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