Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
Vom Netzwerk:
beachteten, war keine auffällige Person zu sehen.
    Ich versuchte meinen Atem zu beruhigen und lauschte dem Rhythmus meines pochenden Herzens, der langsam ebenfalls ruhiger wurde. Erschöpft lehnte ich den Kopf an die Tür und schloss die Augen.
    Schlagartig brach die Erinnerung an die Erlebnisse des gesamten Tages wie eine meterhohe Welle über mir zusammen und das eben Erlebte gab mir den Rest. Ich war am Ende. Und brauchte Hilfe.
    Ohne groß darüber nachzudenken stieg ich an der Haltestelle aus, die bei Davids Wohnung lag und ging zu seiner Wohnung. Vor der Haustüre blieb ich lange stehen, ohne mich dazu aufraffen zu können, den Klingelknopf zu drücken, doch dann wurde mir die Entscheidung dadurch abgenommen , dass jemand das Haus verließ.
    Es war eine ältere, gepflegte Dame, die wohl ihren Hund zu einem Abendspaziergang ausführte. „Guten Tag. Wollten sie hinein?“, fragte sie mich höflich und schenkte mir ein freundliches Lächeln, obwohl ich bestimmt nicht gerade sonderlich gepflegt und ordentlich aussah nach meinem hastigen Sprint.
    Ich lächelte automatisch zurück, sah sie aber immer noch unentschlossen an und seltsamerweise wartete sie meine Antwort ab, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, dass ich für die Beantwortung dieser Frage Zeit brauchte. Schließlich nickte ich und ging durch die Tür, die sie mir aufhielt.
    Langsam ging ich die vielen Stufen hinauf zu Davids Apartment, das im obersten Stockwerk lag. In der Mitte hielt ich an und überlegte wieder umzukehren, doch ich war zu erschöpft, verunsichert und aufgewühlt, um noch einen klaren Gedanken fassen zu können. Ich fühlte mich schrecklich alleine und brauchte jetzt dringend den Beistand eines Menschen.
    Zögernd stieg ich auch die letzten Stufen empor und als ich schließlich vor Davids Tür stand , drückte ich schnell auf den Klingelknopf, bevor ich es mir noch mal anders überlegen konnte.
    Es dauerte ein bisschen und ich dachte schon, er wäre gar nicht da, doch dann öffnete sich die Tür, und als er mich sah, glitt unverhohlene Überraschung über seine ebenmä ßigen Gesichtszüge. Doch dann nahm er wohl meinen verstörten Gesichtsausdruck und meine etwas derangierte Erscheinung wahr, denn er zog mich ohne auf eine Erklärung zu warten in seine Wohnung hinein und lotste mich in ein Zimmer, das ich noch nicht kannte, das offensichtlich aber das Wohnzimmer war, denn er schob mich zu einem großen Sofa, nahm mir meine Tasche ab, die ich immer noch umgehängt hatte und schon gar nicht mehr bemerkt hatte, und drückte mich dann kommentarlos auf das Sofa nieder. Dann verließ er das Zimmer und kam gleich darauf mit einem großen Glas Wasser wieder zurück, das er mir reichte.
    Ich hatte immer noch keinen Pieps von mir gegeben, nahm das Wasser an und trank einen großen Schluck daraus. Dann sah ich verwirrt auf mein zusammengerolltes Bild, das ich immer noch verkrampft in meiner rechten Hand festhielt, als wäre es darin festgeschweißt.
    Ich konnte mich auch jetzt nicht dazu aufraffen, es wegzulegen. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie schien es im Moment das einzig Reale in meiner Welt zu sein und daran hielt ich mich verzweifelt fest.
    David nahm in einem Sessel neben dem Sofa Platz. „Was ist passiert?“
    Ich konnte ihn nicht ansehen. Durch meinen Kopf schoss die unglaubliche Erkenntnis, die mir die ganze Metrofahrt über nicht mehr aus dem Kopf gegangen war: „Er is t wie ich“, stammelte ich wirr.
    David wartete, ob ich noch etwas hinzufügte, doch ich brachte kein Wort mehr über die Lippen. „Wer ist wie du?“ Er fragte das mit einer so ruhigen und besänftigenden Stimme, dass ich mir plötzlich wie auf der Couch eines Psychiaters vorkam. Ich sah ihn an und er wirkte so gelassen und gefasst und hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem verunsicherten David, den ich vor wenigen Stunden vor der Bibliothek stehengelassen hatte, dass ich mich plötzlich fragte, ob unsere Begegnung heute Mittag wirklich stattgefunden hatte.
    Ich starrte wieder auf das zusammengerollte Bild in meiner Hand und mir schoss der verworrene Gedanke durch den Kopf, dass ich mir vielleicht alles nur einbildete und es in Wirklichkeit weder die verstörende Begegnung mit Monsieur Faubart, noch die mit dem finsteren Typen oder mit Karim und diesem Bild gegeben hatte, sondern dass ich mich in eine abstruse Phantasiewelt verirrt hatte, in der Realität und Wahn vermischt waren, so wie man es schizophrenen Patienten nachsagte.
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher