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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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„Es gibt nur eine Wesensart, die so auf mich reagiert, und das ist das Volk der Dunklen. Allerdings spüren wir gegenseitig sofort, wenn einer vom anderen Volk uns gegenüber steht. Wir haben sozusagen eine natürliche Abneigung gegeneinander. Bei dir war es anders. Ich spürte, dass du anders bist, aber ich konnte dich nicht einordnen. Du hast ja auch nicht ihre Optik. Die Dunklen sehen alle gleich aus. Sie haben dunkel gebräunte Haut, schwarze Haare und schwarzbraune Augen. Du hast rein optisch gesehen keinerlei Ähnlichkeit mit ihnen. Deswegen habe ich diesbezüglich wahrscheinlich auch keinerlei Verdacht geschöpft.“ Er unterzog mich einer aufmerksamen Musterung. „Aber du hast mich neugierig gemacht, weil ich mir deine natürliche Abneigung nicht erklären konnte. Als es mir dann plötzlich schwer fiel, in deine Gedanken einzudringen, fing ich an, skeptisch zu werden. Allerdings nicht, was deine menschliche Herkunft angeht. Ich hatte bis gestern nie die Idee, dass du das gefürchtete Mischwesen sein könntest. Wahrscheinlich auch deswegen nicht, weil dieser Typ der Dunklen dich ebenfalls nicht erkannt hat.“ David gab einen gehässigen Laut von sich. „Er hat auch nicht gespürt, dass du eine Verwandte von ihm bist.“ Dieser Gedanke schien ihn zu amüsieren, denn ein spöttisches Lächeln glitt über sein Gesicht.
    „Was macht dich so sicher, dass ich eine Verwandte von dir bin? Vielleicht bin ich ja eine Mischung aus einem dieser Dunklen und einem Menschen?“
    Davids Miene wurde wieder ernst. „Die Dunklen können keine Gedanken lesen. Sie beherrschen die Nutzung der Energie der Gedankenkraft nicht.“
    „Ich kann auch keine Gedanken lesen“, erwiderte ich stirnrunzelnd.
    Über Davids Gesicht floss ein feines Lächeln. „Noch nicht.“
    „Was?“ Erschrocken starrte ich ihn an.
    Davids Lächeln wurde weicher. „Du hast eindeutig die Veranlagung dazu.“
    Ich schüttelte entschlossen den Kopf. „Nein, das stimmt nicht. Das habe ich nicht.“
    „Doch, Josephine. Dafür sprechen deine Gaben.“
    „Gaben?“, rief ich etwas zu heftig aus. „Ich habe keine Gaben! Ich würde es eher als Fluch bezeichnen. Als abartige Absonderlichkeiten. Als Verrücktheit. Geisteskrank. Ein Monster“, kam es dann nur noch flüsternd aus mir raus.
    „Hör auf, dich als Monster zu bezeichnen. Das bist du nicht.“ David klang sanft, aber bestimmt. „Du bist etwas ganz Besonderes, Josephine. Das zumindest war mir sofort klar, als ich dich zum ersten Mal sah.“
    Seine Worte erzeugten eine seltsame Schwingung in mir. Ein seltsames Gefühl der Wärme. Ein Kribbeln, das sich in meinem Brustkorb ausbreitete. Mich hatte noch nie jemand als etwas Besonderes bezeichnet. Ich war eigentlich immer unsichtbar gewesen für andere. Gar nicht richtig da. Ich wurde nie richtig beachtet. Und ich wollte auch nie beachtet werden. Ich wollte nichts Besonderes sein. Ich wollte nicht auffallen. Auch die Art wie David mich jetzt musterte, war mir unangenehm. Sie verstärkte das Kribbeln. Was mir noch unangenehmer war. Ich wollte kein warmes Kribbeln in Davids Nähe verspüren.
    „Wie kommst du darauf, dass ich eine Veranlagung zum Gedankenlesen habe?“ , versuchte ich das Thema zu wechseln.
    „Du kannst es spüren, wenn ich in dir lesen möchte und du kannst dich davor schützen. Das können nur Wesen meiner Art.“
    „Und esoterisch angehauchte Menschen“, erinnerte ich ihn an seine eigenen Worte von vor wenigen Tagen.
    David schüttelte den Kopf. „Nein, nicht so. Manche feinsinnigen Menschen können Energien wahrnehmen, aber sie spüren nicht, wenn ein anderer in ihnen liest. Und dann wäre da noch die Sache mit den Gedankenbefehlen. Das ist eindeuti g eine Fähigkeit, die nur mein Volk vorweisen kann. Das macht dich zu einer von uns.“
    „ Zu einer von euch?“, wiederholte ich tonlos, weil es einfach zu abstrus für mich klang.
    „Ja. Du bist zumindest teilweise eine von meinem Volk“, bestätigte David ernst.
    Mich durchfuhr ein Schauer bei dieser Aussage. Der Gedanke, zu derselben Art wie David zu gehören, was auch immer das für eine Art war, erschien mir zu unwirklich . Doch gleichzeitig rührte sich etwas tief in mir, das diese Information aufsog wie ein Schwamm. Endlich irgendwo dazugehören! Teil von etwas zu sein! Das war doch immer mein Wunsch gewesen. Und nun erklärte David - der göttlich anmutende David! – mich zu seinesgleichen! Das war …
    Abstrus , denn mir schoss das Bild von Serafine durch den Kopf.

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