Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
Die perfekte, wunderschöne Serafine. SIE war seinesgleichen. „Ist Serafine wie du?“, fragte ich David und ich merkte selbst, dass mein Ton eine Spur Bissigkeit aufwies.
Worauf David mit einem Stirnrunzeln reagierte, doch er nickte. „Ja. Sie gehört zu meinem Volk.“
Mir fiel auf, dass er nicht sagte, sie sei seine Schwester oder Verwandte. Seine Freundin war sie ja laut Mariannes Informationen auch nicht. Nicht, dass das eine Rolle gespielt hätte, aber es fiel mir auf. Alleine die Vorstellung, mich auf eine Ebene mit Serafine zu stellen, ließ einen bitteren Geschmack in meinen Mund entstehen. Das war ja mehr als lächerlich! „Ich bin nicht von deiner Art, David“, stieß ich bitter aus. „Ich bin nicht wie du und dein Volk. Und ich bin auch nicht wie die anderen. Was immer ich genau bin, ich bin auf jeden Fall eine eigene Art. Einzigartig. Absonderlich. Irgendetwas zwischen gut und böse.“
„Du hast selbst in der Hand, was du bist“, erwiderte David ruhig.
Ich warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Als hätte ich eine Wahl.“
„Man hat immer eine Wahl.“
Erbost stieß ich die Luft aus. „Welch weiser, dahingesagter Spruch. Ist das etwa dein Motto? Von wegen, du hast die Wahl, die Gedanken anderer Menschen zu lesen und zu manipulieren oder es sein zu lassen? Wie hast du es beschrieben? Suchtverhalten? Nennst du das eine Wahl haben?“
David verzog das Gesicht zu einer widerwilligen Grimasse. „Du hast Recht. Es gibt Tatsachen, die nicht zu ändern sind, aber man kann entscheiden, wie man damit umgeht. Man hat immer eine Wahl an verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten. Ich wähle die, die anderen am wenigsten schadet.“
„Pah, von wegen! Du horchst andere Menschen aus und manipulierst sie zu deinem Zweck und zwar zu deinem puren Amüsement, nicht etwa zu löblichem Altruismus. Oder wie erklärst du dir dein Verhalten mir gegenüber, bevor du wusstest wer ich bin? Du hast Marianne benutzt, um an mich heranzukommen. Und sie denkt nun, du empfindest etwas für sie, weil du dich so um sie bemüht hast. Dabei ist sie dir piepegal, richtig? Du wolltest über sie mich ausspionieren. Und zu welchem Zweck? Damit du mich um die Ecke bringen kannst. Wie gutherzig von dir!“ Erbost funkelte ich David an. Seine selbstgefällige Art ging mir tierisch gegen den Strich.
David seufzte. „Ich will dich nicht um die Ecke bringen“ , widersprach er. „Und das mit deiner Schwester tut mir Leid. Ja, ich habe sie ein wenig ausgenutzt, um an dich ranzukommen. Aber ich habe ihr nicht wehgetan. Ich tue nie einem Menschen weh.“
Ich stieß erneut aufgebracht die Luft aus. „Ach, nein? Was ist mit den tausend Frauenherzen, die du bestimmt schon gebrochen hast?“
Davids Blick wurde finster. „Ich breche keine Frauenherzen.“
„Nein? Was dann? Raubst du ihnen den Verstand? Das ist nicht besser.“
David gab einen wütenden Zischlaut von sich. „Ich raube niemandes Verstand. Aber du hast anscheinend die Fäh igkeit dazu.“
„Ja, ich bin ja auc h ein Monster! Die tun so was.“
„Du bist kein Monster!“, rief David heftig aus, so dass ich zurückzuckte. So unbeherrscht hatte ich ihn noch nie erlebt. Seine Augen funkelten mich wütend an, als hätte ich behauptet, er wäre ein Monster.
David atmete tief durch und schien sich wieder zu beruhigen. Er fuhr sich seufzend durchs Haar. „Hör auf, so etwas zu denken, Josephine“, sagte er dann erstaunlich sanft. „Ich hatte genug Gelegenheit, dich kennen zu lernen, um zu wissen, dass du ein beherrschtes, reflektiertes Wesen bist. Es stürzt nur gerade zuviel auf einmal auf dich ein. Du wirst das in den Griff bekommen, da bin ich mir sicher. Du wirst einen Weg finden, mit all dem umgehen zu lernen.“
Ich war plötzlich erschöpft. Ich lehnte mich gegen das Bücherregal und schloss die Augen. „Wie kannst du dir da so sicher sein?“
„Ich habe dich erlebt. Du bist stark. Du lässt dich nicht kleinkriegen. Weder von einem seltsamen Wesen, das in deine Gedanken zu dringen versucht, noch von einem finsteren Typen, der dir mehrmals auflauert. Du gehst deinen eigenen Weg. Du kämpfst für deine Unabhängigkeit. Wenn du erst mal weißt, mit was du es zu tun hast, wirst d u auch damit umgehen können.“
Ich öffnete die Augen und sah ihn an. Er wirkte so selbstsicher und zuversichtlich, sah mich so vertrauensvoll an, dass es eigentlich meine Zweifel hätte beseitigen und mich hätte stärken sollen. Immerhin bescheinigte er mir, stark zu sein und
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