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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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für mich selbst sorgen zu können. Doch seltsamerweise hätte ich jetzt viel lieber gehört, dass ich es nicht alleine schaffen musste. Dass ich nicht alleine war und mir jemand helfen würde. Im Geheimen wünschte ich mir, dass er mir helfen würde. Mir Halt geben würde.
    So wie wenige Stunden zuvor, als er mich anteilnehmend in die Arme genommen hatte. Ich sehnte mich nach dieser schützenden Umarmung, nach der ich mich nicht sehnen durfte. Ich presste die Augen zusammen, um das Verlangen danach loszuwerden.
    Er war mein Todfeind! Sein Volk wünschte meinen Tod. Ich durfte ihn nie wieder so nahe an mich herankommen lassen. Wenn er sein Wort hielt, dann würde er mir jetzt nichts tun, aber was war, wenn seine Verwandten herausfanden, wer ich war? Er hatte immerhin einen Schwur geleistet. Den Schwur, mich zu töten! Würde er ihn nicht erfüllen müssen, wenn er seinem eigenen Volk gegenüberstand? Wenn es um die Ehre und den Schutz seines Volkes ging? Würde er dann zögern?
    So , wie ich ihn einschätzte, nicht. Und das bedeutete auch, dass ich mich dann ihm gegenüber wehren müsste. Es wäre wohl kaum nützlich, mir dann vorzustellen, wie es war, von ihm im Arm gehalten zu werden. Wie tröstlich und wohlig sich das anfühlte. Nein, ich musste den größtmöglichen Abstand zu ihm wahren. Ich durfte ihn nicht als einen Freund wahrnehmen.
    Ich atmete tief ein. „Ja, du hast Recht. Ich kämpfe für meine Unabhängigkeit. Deswegen sollten wir eins klarstellen: Wir sind keine Freunde. Wir sind keine Verbündeten, nicht verwandt oder in irgendeiner Art gleich.“ Ich warf David einen eisernen Blick zu, der meine Worte bekräftigen sollte. Auch wenn es nur Schauspielerei war, so wollte ich doch so überzeugend wie möglich rüberkommen. „Im Grunde wollte ich von der ganzen Geschichte nichts wissen und will es eigentlich noch immer nicht. Ich habe weder Interesse an deinem Volk noch an dem anderen und möchte mich von beiden fernhalten. Also wenn du mir beibringen kannst, wie ich mich vor beiden schützen kann, dann verspreche ich dir, dass ich mich nie vorsätzlich gegen einen deiner Art stellen werde, es sei denn, ich muss um mein Leben kämpfen. Aber im Grunde will ich nur zurück in mein altes Leben. Das Leben vor diesen seltsamen Geschehnissen.“ Ich fand selbst, dass ich etwas theatralisch klang und überzogen, aber David musterte mich ernst.
    „ Ich will dasselbe wie du. Ich will dich wieder verschwinden lassen. Unsichtbar machen, so wie in all den vergangenen Jahren, in denen du unauffindbar warst. Dann gibt es keinen Aufruhr und alles bleibt im Gleichgewicht.“
    Es gab mir einen Stich, ihn so gleichgültig mir gegenüber zu erleben. Nicht, dass ich wirklich etwas anderes erwartet hätte, aber nach all der Mühe, die er sich damit gemacht hatte, mir hinterher zu spionieren, ließ ihn mein Schicksal jetzt erstaunlich kalt. Mal abgesehen davon, dass er die Güte hatte, mich nicht umzubringen. Aber im Grunde wollte er sich wohl nur nicht die Hände schmutzig machen. Das hatte er doch gerade zugegeben, oder? Wer mordete schon gern.
    „Gut, dann sind wir uns ja einig. Du bringst mir bei, wie ich m ich vor beiden Arten schützen kann und dann trennen sich unsere Wege.“ Ich warf David einen festen, selbstsicheren Blick zu, der ihm klarmachen sollte, dass ich mir nichts mehr wünschte, als von ihm wegzukommen, was im Grunde ja auch stimmte, wenn auch mit etwas widersprüchlichen Gefühlen, die mir selbst nicht behagten.
    David musterte mich einen Moment schweigsam. Seine Augen ließen keine Emotionen erkennen, wie immer. Dann nickte er zustimmend. „So soll es sein.“
    Ich nickte ebenfalls bestätigend und ging dann so gelassen wie möglich auf das Sofa zu, als wäre nun alles zwischen uns geklärt. Lässig ließ ich mich in der Mitte des Sofas nieder. Weit genug entfernt von David, der im Sessel nebenan saß, um außerhalb seiner Reichweite zu sein, aber immer noch nahe genug, um zu signalisieren, dass ich – zumindest scheinbar - keine Angst mehr vor ihm oder der Situation hatte.
    „Erklär mir, was du mit diesem Gleichgewicht meinst und dem Menschen als Mittler. Du erwähntest in deiner Geschichte auch etwas von Machtübernahme über die Menschen. Wie soll ich das verstehen? Was haben die Menschen mit eurem Machtkampf zu tun?“
    „ Mein Volk nennt sich selbst die Hellen. Im Gegensatz zu unseren Gegenspielern, den Dunklen“, fing er gemächlich an zu erzählen. „Das hängt einerseits mit unserem

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